Thomas Kijftenbelt ist seit 2019 Director Sales bei Esri DECH, dem weltweiten Marktführer für GIS-Software und Location Intelligence. © Esri DECH
  • Von Redaktion
  • 21.09.2021 um 10:22
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Die sogenannte Location Intelligence erlaubt es Versicherern, über Geodaten die Risiken des Klimawandels für bestimmte Standorte besser abschätzen zu können. Wie das genau funktioniert, beschreibt Thomas Kijftenbelt von dem Software-Unternehmen Esri DECH, in seinem Gastbeitrag.

Für Versicherungen gehört die Risikoabschätzung seit jeher zum Pflichtprogramm. Doch die Voraussetzungen haben sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt: Auch in Deutschland und Europa werden die Folgen des Klimawandels in Form von Starkregenereignissen oder Dürreperioden immer deutlicher spürbar. Aus diesem Grund ist ein 360°-Überblick, der in Echtzeit Auskunft über alle potenziellen Gefahren und deren Auswirkungen geben kann, für Erst- und Rückversicherer jetzt wichtiger denn je.

Während bis vor Kurzem noch Feuer und Explosionen die größten Verluste für Unternehmen verursachten, haben Naturkatastrophen infolge des voranschreitenden Klimawandels aufgeholt. Wie sehr, wird durch eine Analyse des Brüsseler Centre for Research on the Epidemiology of Disasters deutlich: Sie ergab, dass innerhalb des letzten halben Jahrhunderts die Zahl der Naturkatastrophen weltweit um mehr als 450 Prozent zugenommen hat. Allein 2018 wurden dadurch Schäden in Höhe von 225 Milliarden US-Dollar verursacht, von denen die Versicherungsbranche laut Angaben von Aon 90 Milliarden US-Dollar deckte. Und die Tendenz ist weiter steigend.

Die meisten dieser klimabedingten Ereignisse stehen eng mit Geoinformationen in Verbindung. Bis in die achtziger Jahre hat die Versicherungsbranche eher weniger darüber nachgedacht, welchen Zusammenhang es zwischen Risiko und Standort gibt, doch das hat sich drastisch geändert. Für Versicherer ist das Verständnis standortspezifischer Risiken essenziell – in ihm liegt sowohl der Schlüssel für eine zuverlässige Bewertung als auch für die Kalkulation entsprechender Preismodelle. Doch an dieser Stelle trifft die Branche auf eine enorme Herausforderung: Alle notwendigen Informationsebenen zu berücksichtigen, sie zu analysieren und smarte Entscheidungen daraus zu generieren, ist nämlich alles andere als leicht.

Klimawandel erfordert moderne, technologische Lösungen

Um zu tiefgreifenden Erkenntnissen gelangen und darauf basierende Entscheidungen treffen zu können, führt kein Weg an der Implementierung moderner Technologien vorbei. Durch sie legen Versicherer den Grundstein, den es braucht, um selbst größte Mengen an Geodaten mit anderen relevanten Informationen in einen Kontext zu bringen. So lassen sich Zusammenhänge erkennen, die ansonsten unentdeckt bleiben würden, und etwaige Risiken können bereits frühzeitig prognostiziert werden.

Dieser Weitblick hilft Versicherern auf der ganzen Welt dabei, ihren Kunden angesichts der potenziellen Risiken die passenden Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Darüber hinaus versetzt es sie aber auch in die Lage, das Schadenmanagement im Ernstfall möglichst reibungslos abzuwickeln. Kurz gesagt: In einer Welt, die von Überschwemmungen, Dürren und Waldbränden immer stärker bedroht wird, ist Location Intelligence das, worauf es ankommt.

Location Intelligence in der Praxis

Ein Unternehmen, das bei seiner Risikoabschätzung schon lange auf den Einsatz von Geodaten vertraut, ist die Munich Re. Vor mehr als 25 Jahren hat die Rückversicherungsgesellschaft damit begonnen, die Branche um den Geofaktor zu erweitern und es sich dabei zum Ziel gesetzt, die Risikotransparenz zu erhöhen. Heute führt die Munich Re intern, aber auch als Service für Kunden, standortbezogene Analysen durch und hilft so dabei, Risiken von Naturgefahren auf der ganzen Welt einzuschätzen – von lokalen Einzelrisiken bis hin zu ganzen Portfolios von Anlagen.

Dadurch ist es möglich, in Bereichen wie Transport, Bau, Agrar oder Gesundheit schon heute Lösungen zu bieten, die sich auch in einer ungewissen Zukunft den neuen Umständen anpassen können.

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