- Von Manila Klafack
- 01.03.2022 um 10:30
„Nachhaltigkeit ist kein Nischenthema mehr. Umweltschutz beeinflusst immer mehr das Konsum- und Anlageverhalten der Menschen“, sagte Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse einer Umfrage im Auftrag des GDV vom vergangenen Jahr. Vor allem jüngere Kunden interessieren sich demnach für Versicherungsprodukte mit grünen Aspekten. Die Hälfte (51 Prozent) der 16- bis 29-Jährigen kann sich einen entsprechenden Vertrag vorstellen. Bei den 30- bis 44-Jährigen und den 45- bis 59-Jährigen sind es immerhin noch jeweils 46 Prozent.
„Wir arbeiten gerade die Taxonomie in die Anlagerichtlinien ein“
Wie wichtig insgesamt ein Umdenken und ein verändertes Handeln beim Thema Umweltschutz ist, wird anhand des „Earth Overshoot Day“ (Welterschöpfungstag) deutlich. Im vergangenen Jahr fiel dieser Tag auf den 29. Juli. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir weltweit betrachtet die Reserven der Erde aufgebraucht. Insgesamt kostete uns das Jahr 2021 quasi 1,7 Erden. Allein die Menschen in Deutschland benötigen eigentlich die dreifache heimische Fläche, um ihren Konsum zu decken. Bekanntermaßen lässt der Treibhauseffekt, verursacht durch einen immer höheren Energiebedarf und damit einhergehenden CO2-Ausstoß, die Temperaturen steigen.
17 nachhaltige Ziele der Vereinten Nationen dienen der Orientierung
„Der damit ausgelöste menschengemachte Klimawandel und seine Folgen für Flora und Fauna und damit für die Menschen betrifft uns alle, auch Versicherer“, bringt Arend Arends, Geschäftsführer des 2019 gegründeten Online-Marktplatzes bessergrün, es auf den Punkt. „Unsere Vision vor knapp drei Jahren war es daher, einen Marktplatz zu schaffen, der nachhaltige Versicherungen und nachhaltige Dienstleistungen bereithält – bessergrün.“
So vergibt bessergrün ein eigenes Siegel an die Lizenzpartner, wenn deren Produkte den Richtlinien entsprechen. Dabei orientiert sich bessergrün an den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, die bereits im Jahr 2015 auf dem Gipfeltreffen der Vereinten Nationen in New York beschlossen wurden. „Aktuell sind wir mit unseren nachhaltigen Leistungsversprechungen noch nicht am Ziel. Aber wir wollten beginnen, etwas zu tun und befinden uns nun auf dem Weg, die Versicherungswelt grüner zu machen.“
Zunächst fanden sich die Gründungsmitglieder, die Itzehoer sowie die NV Versicherungen, zusammen. „Warum das Thema eine Herzensangelegenheit für uns ist, liegt eigentlich auf der Hand“, sagt Frederik Waller, ebenfalls Geschäftsführer von bessergrün, „der menschengemachte Klimawandel muss gestoppt werden. Ob es uns gelingt, die Uhren von fünf nach Zwölf auf fünf vor Zwölf zurückzudrehen, ist nicht sicher. Dennoch müssen wir alles dafür tun, die Kipppunkte, an denen es kein Zurück mehr gibt, zu verhindern.“
Kunden kennen kaum nachhaltige Versicherungsprodukte
Darüber hinaus wollen die an bessergrün beteiligten Versicherer die Versicherungsvermittler stärken und auch die Lizenzpartner bei dem Thema fitter machen. „Ein weiteres Ergebnis der GDV-Umfrage aus 2021 ist, dass nachhaltige Policen bislang eine untergeordnete Rolle spielen. Lediglich 4 Prozent der Deutschen haben eine entsprechende Absicherung. Nur etwa ein Drittel der Befragten weiß überhaupt von nachhaltigen Versicherungsprodukten“, sagt Frederik Waller. Das müsse und könne sich schnell ändern, wenn Versicherungsvermittler aktiv würden.
Mit den bessergrün-Produkten sei ein Anfang gemacht. Vermittler schaffen sich ein Alleinstellungsmerkmal. „Kunden, die auf diese Produkte Wert legen, stellen eine interessante Zielgruppe dar, zum Beispiel lässt sich hier eine hohe Kundenbindung erreichen“, ergänzt Arend Arends.
Für jeden Vertrag einen Baum pflanzen
Für jeden Vertrag pflanzt bessergrün einen Baum. Im ersten Projekt im schleswig-holsteinischen Nindorf konnten in den Jahren 2020 und 2021 20.000 Bäume gesetzt werden. „Wir haben uns zunächst für den heimischen Wald als Umweltschutzprojekt entschieden, weil wir in Deutschland, beziehungsweise am Anfang speziell in Schleswig-Holstein etwas tun wollten“, erklärt Waller. „Schleswig-Holstein gehört zu den Bundesländern mit der geringsten Waldfläche, nur 11 Prozent sind aktuell Wald. Zum Vergleich: In dem waldreichsten Bundesland Rheinland-Pfalz sind es über 40 Prozent“. Bäume sind wichtig, weil sie CO2 speichern und gesunde Laub- und Mischwälder erheblich zur Artenvielfalt beitragen.
Seit 2020 das erste Bäumchen in Nindorf gepflanzt wurde, sind andere Projekte hinzugekommen. Zum Beispiel eine Wiederaufforstung in Brandenburg nach einem Waldbrand, das Pflanzen von Obstbäumen für eine Streuobstwiese oder das Unterstützen des Schutzes eines Urwalds in Wershofen, dem Forstgebiet des Försters und Bestseller-Autors Peter Wohlleben.
Nachhaltige Versicherungsleistungen
„Neben dem Pflanzen von Bäumen ist das bessergrün-Leistungsversprechen einfach, klar, transparent und nachprüfbar zu sein. Der Jahresbeitrag fließt zu 100 Prozent in nachhaltige Kapitalanlagen, die gemäß der Taxonomie-Verordnung festgelegt sind, und der Kunde bekommt ökologische Mehrleistungen aus den Versicherungsverträgen“, beschreibt Arends das Konzept. Und das Deutsche Institut für Nachhaltigkeit und Ökonomie habe die „gesicherte Nachhaltigkeit“ per Siegel bestätigt.
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