Nachhaltig unterwegs: Wandern statt Massentourismus. © cookie_studio / Freepik
  • Von Jens Lehmann
  • 18.02.2025 um 11:12
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 03:10 Min

Urlaubsreisen stehen wegen ihrer negativen Auswirkungen auf Umwelt und Klima zunehmend in der Kritik. Flüge verursachen hohe CO₂-Emissionen, der Massentourismus bedroht Naturregionen und überlastet die Infrastruktur von Städten wie Venedig oder Prag. Ist ökologisches Reisen überhaupt möglich?

Ökologische Reisen sind seit Jahren ein stark wachsendes Segment der Urlaubsindustrie. Auf der Berliner ITB, der weltgrößten Tourismusmesse, nehmen nachhaltige Reiseangebote einen immer größeren Platz ein. Das unterstreicht den steigenden Stellenwert ökologischer Reisen für die Tourismusbranche. Laut Umweltbundesamt betrug ihr Anteil am gesamten deutschen Urlaubsmarkt 2023 bereits elf Prozent.   

Wie ökologisches Reisen CO₂-Emissionen verringert

Doch kann ökologisches Reisen überhaupt einen nennenswerten Beitrag dazu leisten, Probleme wie Overtourism, Klima- und Umweltschädigung zu begrenzen? „Durchaus“, sagt Tobias Dupke, Sprecher des nachhaltigen Finanzdienstleisters Ökoworld. „Es ist zwar nicht möglich, komplett emissionsfrei zu reisen, aber Urlauber können ihren CO-Fußabdruck erheblich reduzieren.“ Das erfordere bewusste Entscheidungen – und einige Kompromisse. 

Das betrifft zuallererst die Wahl des Reiseziels. Urlaub im eigenen Land oder dem benachbarten Ausland ist grundsätzlich nachhaltiger als eine Fernreise. Denn An- und Abreise belasten Umwelt und Klima am meisten. Deshalb ist ein längerer Urlaub tendenziell ökologischer als mehrere kürzere Touren – und unterm Strich meist günstiger.  

Mehr zum ThemaMehr zum Thema
Gefahr für Flora, Fauna und Südseeinseln

Rekordhitze in den Meeren: Was sind die Folgen?

Ozeanograph Prof. Detlef Stammer

„Der Klima-Zug ist noch nicht abgefahren“

Wer möglichst sanft und ökologisch reisen möchte, sollte zudem immer das Verhältnis zwischen Reisedistanz und Urlaubsdauer im Blick behalten. Gegen einen Kurztrip an die 90 Kilometer entfernte Nordsee ist nichts einzuwenden, sofern er sich nicht jedes Wochenende wiederholt. Ein dreitägiger Shoppingtrip nach New York ist dagegen problematisch.  

Wichtigster Tipp: am Boden bleiben!

Neben der Wahl des Urlaubsziels kommt es auf das Reiseverkehrsmittel an. Wichtigster Leitsatz beim ökologischen Reisen: am Boden bleiben. Denn Fliegen ist besonders umweltschädlich. So belastet ein Flug von Berlin nach Paris und zurück die Umwelt mit einem CO-Ausstoß von mehr als 200 Kilogramm pro Person. Zum Vergleich: Auf der Schiene verursacht die Tour nur rund acht Kilogramm CO – vier Prozent der durch einen Flug verursachten Emissionen.  

Wer jedoch um einen Flug nicht herumkommt, sollte eine direkte Verbindung ohne Zwischenstopp buchen. Denn für Starts und Landungen benötigen Flugzeuge besonders viel Energie, was die COBilanz einer Flugreise zusätzlich eintrübt. Ein Direktflug ist folglich das kleinere Übel für Umwelt und Klima. 

Neben Treibhausgasemissionen bringt der Tourismus weitere Probleme wie „Overtourism“ mit sich. Besonders beliebte Regionen wie die Alpen, Island, Mallorca oder die Fjorde Norwegens werden in der Hochsaison geradezu von Urlaubern überrannt. Auch Städte wie Venedig, Dubrovnik oder Barcelona leiden in den Hauptreisezeiten unter dem Massentourismus. Er führt zur Überlastung der lokalen Infrastruktur und verknappt wertvolle Ressourcen wie Wasser oder Energie. Hinzu kommen Müllprobleme.  

Bedeutet ökologisches Reisen Verzicht auf Komfort?

Antizyklisches Reisen ist eine sinnvolle Antwort auf Overtourism. Es trägt zur Entlastung touristischer Hotspots bei und bringt auch Reisenden spürbare Vorteile: Der Urlaub ist entspannter, und im Vergleich zur Hauptsaison genießen Urlauber mehr Komfort für weniger Geld. Komfort und ökologisches Reisen schließen sich also keineswegs aus. Doch es gibt auch eine Kehrseite: So dauert eine Bahnfahrt häufig länger als eine Flugreise, was die Urlaubszeit verkürzt. Weiter entfernte Urlaubsziele wie Portugal lassen sich nur mühsam mit Zwischenübernachtungen erreichen.  

Doch dies sind die einzig nennenswerten Einschränkungen. Der nachhaltige Urlaub selbst steht einer konventionellen Ferienreise in Sachen Komfort in nichts nach. Längst gibt es luxuriöse Hotels in den Bergen oder am Meer, die nachhaltig betrieben werden. Diverse zertifizierte Reiseveranstalter haben ökologische Reisen für jeden Geschmack im Programm: vom Komforturlaub auf einer Mittelmeer-Yacht über Wander-, Rad- oder Kanutouren bis zur Erholung im Wellness-Hotel. 

Fazit: Ökologisches Reisen ist möglich, wenn auch „Balkonien“ die unschlagbar nachhaltigste Urlaubsvariante ist. Mit bewussten Entscheidungen bezüglich des Urlaubsziels und der Wahl des Verkehrsmittels lässt sich die CO-Urlaubsbilanz deutlich verbessern. Wer dann noch ein paar Zusatztipps beherzigt, macht einen großen Schritt, um die Natur, das Klima und das eigene Urlaubsbudget zu schonen – ohne größere Abstriche beim Komfort machen zu müssen. 

autorAutor
Jens

Jens Lehmann

Jens Lehmann ist diplomierter Publizist und Betriebswirt und arbeitet als freier Journalist und Autor in Hamburg. Er ist thematisch auf Wirtschafts-, Finanz- und Mobilitätsthemen spezialisiert. Seine Beiträge erscheinen in Publikationen großer Zeitungsverlage, Unternehmensveröffentlichungen sowie bei Pfefferminzia.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb
Zuletzt hinzugefügt
Blau Direkt: So war es auf der Network Convention 2025
Über Umsatzziele, besseren Kundenservice und goldene Ameisen

Blau Direkt: So war es auf der Network Convention 2025

Zuletzt hinzugefügt
Das sind die besten Online-Kampagnen von Versicherern
Mit bester Maklerbewertung und den meisten Touchpoints

Das sind die besten Online-Kampagnen von Versicherern

Skip to content