- Von Andreas Harms
- 26.07.2022 um 11:58
Nicht nur Menschen lieben Kaffee. Wer einmal einen gebrauchten Kaffeefilter auf einen Komposthaufen geworfen und nach ein paar Stunden noch einmal nachgesehen hat, kann bestätigen: Auch Regenwürmer können dem Koffeinlieferanten nicht widerstehen. Weshalb Volkmar Haegele seinen Kaffeeprütt nicht etwa in die Biotonne oder gar in den Restmüll wirft, sondern in eine hölzerne Wurmkiste. Zusammen mit anderen Abfällen aus Küche und Gemüsegarten auf dem Balkon, und zwar geruchlos, wie er betont.
In der Kiste wohnen kaffeeverliebte Würmer, aber auch andere Kleintiere, die den Biomüll direkt in Muttererde verwandeln. Die rieselt unten durch ein Sieb und kommt ins Blumenbeet auf dem Balkon oder in Blumentöpfe. „Es ist jedes Jahr spannend, was dann dort wächst“, sagt Haegele.
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„Greenwashing bei Versicherern ist oft keine Absicht“
Er ist Gründer und Chef der Bremer Finanzberatung Grün Vorsorgen. Außerdem gründete er im vergangenen Jahr zusammen mit Menschen aus Wissenschaft, Finanzbranche und dem Management größerer Unternehmen die Klimagenossenschaft Climaviva. Deren Ziel ist es, die Klimawende über Fortbildung und messbare Projekte voranzubringen. Als die Zurich Gruppe Deutschland zusammen mit Pfefferminzia im September 2021 den Preis für das nachhaltigste Maklerbüro in Deutschland vergab, erreichte Grün Vorsorgen den zweiten Platz – nebst Kaffeegutschein von Mehrwert-Kaffee.
Als somit nachweislich nachhaltig orientierter Finanzmann trifft er einen Nerv der Zeit. Sauber zu arbeiten setzt nicht nur Banken und Versicherer unter (Öko-)Strom, sondern auch die Maklerbranche. Laut einer Umfrage des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) und des German Sustainability Networks unter 300 Vermittlern sind drei Viertel von ihnen an Nachhaltigkeit interessiert. Für 62 Prozent ist sie gar selbstverständlich.
Nur, wie stellt man das an? Es muss ja nicht gleich eine Wurmkiste sein. Stattdessen sollte man zunächst eine gewisse Mindesthygiene einhalten: Abfall wandert nicht unsortiert in die Restmülltonne, Strom kommt nicht aus dem Braunkohlekraftwerk, Kaffee gehört nicht in Alu-Kapseln. An der Decke leuchten LED-Lampen, der Kühlschrank schnurrt sparsam, und der Kaffee darf gern fair gehandelt sein.
Auf Videoberatung setzen
Dirk Lauffer, Chef von CuP Versicherungsmakler aus Fürth, ging eines Morgens durch die Firma und klebte an alles, was er für verbesserungswürdig hielt, einen Zettel. Der erste klebte am Lichtschalter, der zweite an der Kaffee-Kapsel-Maschine, der dritte am Mülleimer. Und es folgten noch einige mehr. In der Aktion von Zurich und Pfefferminzia belegte Lauffer mit CuP sogar den ersten Platz.
Ein recht wichtiges Gebot der Nachhaltigkeit heißt inzwischen: Videoberatung. Abgesehen vom Zeitgewinn ist auch die Ökobilanz im Vergleich zum Kundenbesuch unschlagbar. Lange galt es als Manko, dass die Datenübertragung zu viel Strom verschlingt. Dank enormer Effizienzgewinne ist das aber vom Tisch.
Eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamts belegt: Um so viel Kohlendioxid zu verursachen wie eine Stunde Videogespräch, braucht man mit einem Benziner nicht einmal einen Kilometer zu fahren (siehe Grafik unten). Und das ist nur mit dem deutschen Strommix und nicht etwa mit Ökostrom berechnet und beruht auf Technik aus dem Jahr 2020. Heute dürfte die Bilanz noch besser ausfallen. Wer zusätzlich sparen will, überträgt die Videos nicht in Full-HD mit 1.920 mal 1.080 Bildpunkten oder gar in 4K, sondern drosselt sie. Auch ein Bild aus 1.280 mal 720 Pixeln ist hübsch anzuschauen, verringert aber die Datenrate gegenüber Full-HD um beinahe die Hälfte.
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