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Eindrücke aus Taiwan: Ökoworld hat Fotos von den Unternehmensbesuchen mitgebracht. © Getty Images Pro/nicholashan, Ökoworld, Collage von Pfefferminza
  • Von Jens Lehmann
  • 30.07.2024 um 10:01
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:60 Min

Unternehmensbesuche sind ein wichtiges Instrument für Investoren, mit dem Management ins Gespräch zu kommen. Dr. Silvio Schmidt und Dominik Salecki von der Ökoworld waren im Juni auf Taiwan-Tour. Im Doppel-Interview sprechen sie über ihre persönlichen Eindrücke, spannende Beispiele und sehr höfliche Menschen.

In Taiwan waren Sie getrennt unterwegs, jeder von Ihnen hat andere Unternehmen besucht. Warum?

Dr. Silvio Schmidt: Wichtigster Grund dafür ist der getrennte Investmentprozess der Ökoworld. Das Nachhaltigkeitsteam, zu dem ich gehöre, schaut sich an, wie nachhaltig ein Unternehmen arbeitet und entscheidet darüber, welche Unternehmen überhaupt ins Anlageuniversum aufgenommen werden und damit für ein Investment infrage kommen.

Dominik Salecki: Ist das der Fall, prüfe ich als Financial Analyst, ob das Unternehmen auch einen interessanten Business Case zu bieten hat, der ein Investment rechtfertigt. Wir sind also mit einem unterschiedlichen Fokus auf Besuchstour.

Wie laufen die Besuche ab?

Salecki: Die Treffen finden jeweils in der Zentrale des Unternehmens statt und dauern ein bis zwei Stunden. Üblicherweise stellt jemand aus dem Bereich Investor Relations oder ein Ingenieur die Unternehmensprodukte vor. Im Vergleich zu Online-Konferenzen steht darüber hinaus häufiger auch die Unternehmensspitze wie CEO und Finanzvorstand für Gespräche bereit.

Dr. Silvio Schmidt (2.v.l.) ist Senior Sustainability Analyst bei Ökoworld.
Dr. Silvio Schmidt (2.v.l.) ist Senior Sustainability Analyst bei Ökoworld.

Welche Dinge sprechen Sie jeweils an?

Schmidt: Für das Nachhaltigkeitsresearch geht es meist vorrangig darum, mehr Informationen darüber zu gewinnen, wie nachhaltig das Unternehmen arbeitet. Zudem nutzen wir Besuche, um unsere Erwartungen im Hinblick auf nachhaltiges Unternehmenshandeln zu kommunizieren. All dies immer mit dem nötigen Respekt vor den Gastgebern und mit Fingerspitzengefühl. Und schließlich sind die Visiten wichtig, um Kontroversen zu klären. In Taiwan haben wir beispielsweise eine Bank besucht, die wir grundsätzlich sehr interessant finden. Bei einem Kredit für ein Unternehmen aus Singapur hatten wir aber Zweifel, ob es mit der Nachhaltigkeitsstrategie der Bank vereinbar ist. Im persönlichen Gespräch konnten wir die Kontroverse klären.

Salecki: Im Gegensatz dazu liegt unser Fokus auf dem Business Case des Unternehmens. Mit dem Management besprechen wir jedes kleine Detail des Geschäftsmodells, des Marktumfelds, der Konkurrenzsituation und der wirtschaftlichen Perspektiven, um ein wirklich tiefes Verständnis für das Unternehmen und seine Produkte zu bekommen. Denn unsere Analyse ist die Basis für oder gegen eine Investition in das Unternehmen.

Hat die Taiwan-Reise zu Investitionsentscheidungen geführt?

Salecki: Tatsächlich waren die Business Cases von drei Unternehmen so interessant, dass ich direkt im Anschluss an die Gespräche Kontakt mit unseren Portfolio-Managern aufgenommen habe und wir eine Investitionsentscheidung getroffen haben.

Was sind die Vorteile von Unternehmensbesuchen im Vergleich zu Online-Meetings?

Salecki: Häufig gibt es keine andere Möglichkeit, als per Online-Konferenz, Mail oder Telefon miteinander zu kommunizieren. Aber die Gespräche von Angesicht zu Angesicht sorgen für einen vertrauensvolleren Umgang. Über den persönlichen Kontakt, die Mimik, Gestik, die ganze Körpersprache, bekommt man einen viel klareren Blick auf das Unternehmen und die wichtigen Akteure, als wenn man sie nur online auf dem Bildschirm sieht und hört.

Schmidt: Wie Dominik sagt, bei einem Besuch ergibt sich ein klarerer Eindruck, wie glaubwürdig das Management zum Thema Nachhaltigkeit agiert. Gerade bei Anwesenheit des Topmanagements ist es zudem hilfreich, die bisher geleistete Arbeit zu Nachhaltigkeitsthemen wertzuschätzen. Und, der persönliche Kontakt führt meist zu einem deutlich besseren Dialog.

Dominik Salecki, CFA, CAIA, Senior Financial Analyst Ökoworld, bei seinem Besuch bei Gigabyte Technology in Taiwan.
Dominik Salecki, CFA, CAIA, Senior Financial Analyst Ökoworld, bei seinem Besuch bei Gigabyte Technology in Taiwan.

Welche persönlichen Eindrücke nehmen Sie unabhängig vom Beruflichen aus Taiwan und den Menschen mit?

Salecki: Sehr auffällig ist die große Gastfreundschaft. Wenn ich in einem Restaurant saß, hat sich immer sofort jemand angeboten, mir die Speisekarte zu übersetzen. Die Menschen sind sehr höflich und hilfsbereit. Und sie freuen sich, wenn sich jemand aus dem fernen Europa für ihr Land interessiert.

Schmidt: In Taiwan ist die enge Verbindung zwischen Tradition und Moderne erlebbar. Taipeh ist eine moderne Metropole, aber mittendrin findet man immer irgendwo einen kleinen Tempel. Oder beim Essen. Da gibt es die kleine Garküche, die taiwanesische oder kantonesische Küche ganz traditionell bietet, und das Restaurant mit traditionellen Gerichten in moderner Aufmachung. Allein das Essen wäre ein Grund, nach Taiwan zu reisen. Nur an das schwüle, heiße Klima kann ich mich einfach nicht gewöhnen.

Nachhaltige Finanzprodukte werden immer wichtiger. In unserem Fokusthema informieren wir über die neuesten Entwicklungen in diesem Bereich.

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Jens Lehmann

Jens Lehmann ist diplomierter Publizist und Betriebswirt und arbeitet als freier Journalist und Autor in Hamburg. Er ist thematisch auf Wirtschafts-, Finanz- und Mobilitätsthemen spezialisiert. Seine Beiträge erscheinen in Publikationen großer Zeitungsverlage, Unternehmensveröffentlichungen sowie bei Pfefferminzia.

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