- Von Sabine Groth
- 13.01.2025 um 09:00
Pfefferminzia: Wie unterscheidet sich der Vertrieb an Versicherungen vom Vertrieb über Banken oder freie Vermittler?
Marcus Langer: Für Fondsanbieter ist es viel schwerer, ihre Produkte bei einer Versicherungsgesellschaft zu platzieren als bei einer Bank. Für einen Versicherer ist die Aufnahme eines Fonds in seine Angebotspalette, aus der Fondspolicen-Kunden wählen können, eine Entscheidung von großer Tragweite. Schließlich muss er für den Fonds bis zum Ablauf der Police alles, was an technischen und regulatorischen Anforderungen benötigt wird, bereitstellen. Daher gibt es auch nur relativ wenige Versicherungsgesellschaften, die mit sehr vielen Partnern im Fondsbereich kooperieren. Für eine Bank ist die Entscheidung einfacher.
Worauf achten die Versicherer?
Langer: Den Versicherern ist es wichtig, dass einerseits der Fondspartner langfristig überlebensfähig ist und andererseits die entsprechenden Fonds nicht aufgelöst werden. Sie versuchen abzuschätzen, wie sich das Interesse der Vermittler an dem Fonds in den nächsten Jahren entwickeln wird. Ein Hype um einen Fonds kann schnell wieder abebben, und dann läuft kaum noch frisches Geld in das Produkt. Klassische Kriterien, auf die geachtet wird, sind das Alter des Fonds, seine Größe und natürlich die Wertentwicklung, ebenso Ratings und Rankings. Hier muss alles passen, sonst wird es schwierig, den Fonds in der Police unterzubringen.
Haben die Versicherer unterschiedliche Ansprüche?
Langer: Ja, hinsichtlich der genannten Kriterien gibt es unterschiedliche Ansprüche. Ein Fonds mit weniger als 100 Millionen Euro Volumen dürfte es aber kaum in irgendeine Police schaffen. Für uns ist zudem entscheidend, welchen Stellenwert Nachhaltigkeit beim Versicherer hat. Einigen liegt das Thema wirklich am Herzen. Hier ist es für uns leichter, in die Palette aufgenommen zu werden. Es geht auch nicht mehr nur um Zahlen. Die Versicherer wollen mehr Transparenz, sie wollen einen tieferen Einblick und wissen, wie wir arbeiten. Das ist für uns eine positive Entwicklung.
Können Fonds auch aus dem Angebot eines Versicherers rausfliegen, beispielsweise weil die Performance nicht mehr stimmt?
Langer: Das ist uns sogar schon passiert, allerdings nicht aufgrund der Performance, sondern aus regulatorischen Gründen. Seit 2017 sind in Riester- und Rürup-Policen Fonds mit Performance-Fee nicht mehr zugelassen. Da einige Versicherer eine einheitliche Fondspalette für ihre Policen aller drei Schichten bevorzugen, wurden unsere Fonds, die eine erfolgsabhängige Gebühr haben, bei diesen Anbietern gestrichen.
Hat Ökoworld auch Ansprüche an den Versicherer? Würden Sie die Zusammenarbeit mit bestimmten Gesellschaften ablehnen?
Langer: Wir würden nicht mit Unternehmen kooperieren, die Konflikte mit der Bafin haben. Ansonsten würden wir niemanden direkt ablehnen, soweit eine gewisse Finanzstärke vorhanden ist. Es gibt aber Versicherer, die unser Verständnis und unsere Umsetzung von Nachhaltigkeit gut finden und die daher gleich mehrere unserer Fonds in ihre Palette aufnehmen. Das sind die bevorzugten Partner, die wir suchen und mit denen wir besonders gern zusammenarbeiten. Aktuell haben wir 18 Versicherungspartner, über die Kunden unsere Fonds in ihren Policen kaufen können. Mit einigen arbeiten wir schon mehr als 25 Jahre zusammen. Auf unserer Homepage gibt es eine Übersicht, welche Ökoworld-Fonds bei welchen Versicherern vertreten sind.
Ökoworld bohrt Vertrieb kräftig auf
Grüne Finanzprodukte sollen für höhere Renditen sorgen
Wieviel „öko“ darf’s denn sein?
Welche Pläne verfolgt Ökoworld im Jahr 2025 im Bereich Versicherung?
Langer: Wir wollen neue Partner akquirieren und noch mehr bestehende Partner überzeugen, weitere Ökoworld-Fonds in ihr Angebot aufzunehmen, um die Nachfrage nach Nachhaltigkeitsfonds, die aktuell vielleicht etwas leiser geworden, aber immer noch vorhanden ist, noch besser befriedigen zu können. Zudem wollen wir die Einzigartigkeit unserer Fonds stärker herausarbeiten. Ökoworld ist für seinen stringenten ethischen, sozialen und ökologischen Fokus bekannt. Alle unsere Fonds sind Artikel-9-Fonds. Vielen ist aber nicht bewusst, dass etwa die Hälfte des Vermögens unserer Fonds in Nebenwerten investiert. Zudem sind wird dabei, Fonds-Tranchen ohne Performance-Fee zu entwickeln, um so den Ansprüchen der Versicherer noch besser gerecht zu werden.
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