Jan Wicke, Vorstandsmitglied der Talanx © Talanx
  • Von Andreas Harms
  • 16.02.2022 um 10:56
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:20 Min

Taxonomie ist die eine Seite. Die andere ist, dass Investoren gern noch ihren eigenen Katalog für Nachhaltigkeit erstellen und umsetzen. Wie das Ganze zusammenpassen kann und wie sich die Talanx in Bezug auf Atom- und Erdgaskraft aufstellt, erklärt deren Finanzchef Jan Wicke in unserer Serie über Atomkraft und Erdgas in der Taxonomie.

Wie haben Sie Ihren eigenen Kriterienkatalog erstellt?

Ein wesentlicher Nutzen der Taxonomie liegt vor allem darin, dass der Nachhaltigkeitsbegriff standardisiert messbar gemacht wird. Die Verwendung individueller Kataloge beziehungsweise Taxonomien würde dieser Standardisierung grundsätzlich entgegenstehen.

Vielmehr verstehen wir ESG-Kriterien beziehungsweise Nachhaltigkeit bei der Talanx als Leitlinie unseres Kapitalanlageprozesses, mit der wir uns fortlaufend und eingehend beschäftigen.

Mit Blick auf die stetigen branchenspezifischen Entwicklungen, nicht nur bei der Datenlage, sondern beispielsweise auch bei regulatorischen Vorgaben und Kundenerwartungen, sind nachhaltige Anlagestrategien regelmäßigen Änderungen und Anpassungen unterworfen – und können nicht als abgeschlossene Prozesse betrachtet werden.

Vor allem klassische Energieaktien und -anleihen kamen zuletzt mit enorm günstigen Bewertungen und hohen Dividendenrenditen daher. Sollte man solche Renditechancen nicht nutzen und dann die Unternehmen als Aktionär beeinflussen?

Klassische Energieunternehmen mit einem hohem CO2 Ausstoß müssen massive Investitionen vornehmen, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Daneben leiden Unternehmen mit schlechten Nachhaltigkeitsratings unter hohen Kapitalkosten für Eigen- und Fremdkapital. Daher bevorzugen wir bei der Investition Energieunternehmen mit einem überdurchschnittlichen ESG-Score innerhalb der Branche. Bereits seit mehreren Jahren investieren wir nicht mehr in Unternehmen, deren Umsatz und Erzeugungsanteil zu mehr als 25 Prozent auf Kohle basiert.

Dabei ist allerdings auch zu beachten, dass es traditionelle Unternehmen aus der Energiewirtschaft gibt, die bereits große Anstrengungen unternommen haben beziehungsweise zurzeit unternehmen, um ihre CO2-Intensität zu reduzieren. Hiermit leisten solche Unternehmen zumindest für einen Übergangszeitraum ebenfalls einen Beitrag zu Energiewende. Diese Entwicklungsprozesse berücksichtigen beziehungsweise unterstützen wir im Rahmen unserer Anlageentscheidungen.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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