- Von Karen Schmidt
- 02.02.2022 um 12:35
Es ist zwar als Thema in aller Munde, geht es aber um konkrete Anlage-Entscheidungen spielt Nachhaltigkeit noch keine große Rolle. So sind 53,6 Prozent der Deutschen überzeugt, dass nachhaltige Geldanlagen auch zu einer nachhaltigeren Gesamtwirtschaft beitragen können. Bei der Kapitalanlage ist den Bürgern aber der Faktor Sicherheit mit einem Wert von 40 Prozent deutlich wichtiger, gefolgt von Rentabilität (27 Prozent) und Liquidität (18 Prozent). Erst dann kommt Nachhaltigkeit mit 15 Prozent.
Das geht aus einer Sonderbefragung des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (Diva) hervor. Im Vergleich zur Sommerbefragung 2021 hat Nachhaltigkeit dabei aber um 2 Prozentpunkte zugelegt.
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„Anleger – und Anleger in Deutschland allemal – lieben Sicherheit. Um im aktuellen Umfeld der niedrigen Zinsen bei gleichzeitiger Inflation eine vernünftige Realrendite zu erzielen, erwägen zwar mehr und mehr auch aktienbasierte Anlagen. Im Vordergrund steht dabei aber die Suche nach dem besten Verhältnis zwischen Sicherheit und Rendite“, sagt Michael Heuser, wissenschaftlicher Direktor des Diva.
„Die Ergebnisse können Produktanbietern wertvolle Hinweise geben“, so Heuser weiter. „Die Deutschen haben ein hohes Nachhaltigkeitsbewusstsein. Das wird sich in den Anlage-Entscheidungen niederschlagen, sobald die Anleger überzeugt sind, dass Nachhaltigkeit dem hohen Sicherheitsbedürfnis und einer positiven Realrendite nicht im Wege steht, sondern sogar begünstigen kann. Derzeit ist das noch zu selten der Fall.“
Vertrauen in „grüne“ Geldanlagen ist da – vor allem bei den Jüngeren
Immerhin gehen aktuell 38,5 Prozent der Befragten davon aus, dass nachhaltige Geldanlagen risikoärmer sind als Anlagen ohne Nachhaltigkeitsfokus. 40 Prozent glauben, dass nachhaltige Geldanlagen langfristig eine höhere Rendite erwirtschaften. Dabei nimmt das Vertrauen in einen positiven Zusammenhang zwischen Rendite und Nachhaltigkeit aber mit zunehmendem Alter ab. In der Gruppe der 19- bis 29-Jährigen sehen 51,2 Prozent eine positive Kopplung, bei Menschen ab 65 Jahren trifft dies nur auf 28,2 Prozent zu.
„Viele Bürger möchten ihre Geldanlage nachhaltig gestalten, fürchten aber, dafür auf Sicherheit oder Rendite verzichten zu müssen“, sagt Helge Lach, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Vermögensberater (BDV). „Nachhaltigkeit und traditionellere Kriterien in Einklang zu bringen ist kein Ding der Unmöglichkeit, erfordert allerdings Fachkompetenz. Die Finanzberatung in Deutschland ist auf einem guten Weg – zumal spätestens ab August 2022 Berater dazu verpflichtet sind, die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden abzufragen und in den Beratungsprozess zu integrieren. Viele tun dies schon jetzt.“
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