Junge Familie mit Gemüse-Einkauf: Viele Kunden entscheiden sich nicht wegen deren ESG-Produkten für Versicherer © picture alliance / Shotshop | Monkey Business 2
  • Von Barbara Bocks
  • 31.07.2024 um 14:04
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:35 Min

Bei vielen Verbrauchern sind ESG-Ziele und Nachhaltigkeit im Alltag fest verankert. Mit Versicherern und deren Produkten verbinden sie diesen Begriff aber oft nicht. Woran das liegt und was dagegen hilft, hat eine aktuelle Studie untersucht.

47 Prozent der Befragten einer aktuellen Studie geben an, dass sie ihr Handeln nach ESG-Zielen ausrichten. ESG steht für Environment/Umwelt, Social/Soziales und Government/Unternehmensführung. 53 Prozent der Befragten sehen Nachhaltigkeit aber nicht als Aufgabe von Versicherungsunternehmen an. Und nur ein Viertel der Befragten entscheidet sich bevorzugt für einen Versicherer, wenn dieser nachhaltige Produkte im Sortiment hat.

Zu diesen Ergebnissen gelangt eine repräsentative Online-Umfrage der Unternehmensberatung Bearingpoint über das Marktforschungsinstitut Yougov Deutschland. An der Umfrage nahmen im Juli 2024 insgesamt 2.066 Personen in Deutschland teil.

Mehr als jeder zweite Befragte ist der Ansicht, dass ESG-Ziele Einfluss auf das Handeln der Gesellschaft (57 Prozent, 2023: 52 Prozent) und der Unternehmen (52 Prozent, 2023: 43 Prozent) haben. Verbraucher selbst achten vor allem darauf, bewusster einzukaufen und weniger zu konsumieren. Das passe allerdings auch zum allgemein zurückhaltenden Konsum und spiegele womöglich keine ausschließlich nachhaltige Motivation wider, geben die Bearingpoint-Experten zu bedenken.

Fast jeder fünfte weiß nicht, was ESG bedeutet

Die Experten von Bearing-Point haben die Befragten nach der Bedeutung von ESG-Zielen für Unternehmen befragt:

  • 23 Prozent der Befragten geben an, dass sie E, also Umwelt, als das primäre Ziel für Unternehmen ansehen,
  • während 20 Prozent Soziales und
  • 15 Prozent die Unternehmensführung nennen.
  • 23 Prozent hingegen sprechen sich gegen alle drei Ziele aus.

Rund 19 Prozent der Befragten haben laut den Experten keine Angaben gemacht. Die Bearingpoint-Analysten schließen daraus, dass viele Befragte diesen Begriff möglicherweise nicht kennen.

Dass Versicherungsunternehmen eine wichtige Rolle dabei spielen sollten, Nachhaltigkeit zu fördern, sehen 47 Prozent der Befragten so. 2023 waren es nur 39 Prozent. 2022 sagten allerdings noch 53 Prozent der Befragten, Versicherungen sollten mit ihren Produkten nachhaltiges Verhalten fördern.

Knapp jeder dritte Befragte weiß nicht, ob Versicherer ESG-Produkte anbieten

Rund ein Drittel der Befragten der diesjährigen Umfrage können die Frage allerdings nicht beantworten, ob Versicherungsunternehmen nachhaltige Produkte anbieten. Die Umfragen der vergangenen Jahre zeigen aus Sicht der Bearingpoint-Experten ebenfalls, dass Verbraucher noch immer wenig zwischen dem Produktangebot und dem Verhalten eines Versicherungsunternehmens als Ganzem differenzieren können oder wollen.

„Versicherungsunternehmen stehen auch weiterhin vor einer schwierigen Herausforderung: Kunden zeigen sich nach wie vor skeptisch gegenüber den Nachhaltigkeitsbemühungen der Unternehmen“, sagt Giso Hutschenreiter, Partner bei BearingPoint. Der negative Trend der Vorjahre scheine aber zumindest gestoppt.

Versicherer könnten ESG-Unentschlossene mit mehr Infos umstimmen

„Die positive Wendung könnte insbesondere aus dem Feld der bislang Unentschiedenen kommen“, so Hutschenreiter. Hier zeige sich ein relevantes Potenzial, um Kunden für und mit dem Thema Nachhaltigkeit zu gewinnen. Sein Fazit: Versicherer sollten ihren Kunden die Themen Nachhaltigkeit und ESG-Ziele mehr erklären.

Zugunsten von Nachhaltigkeit auf Leistungen zu verzichten, dazu waren 2023 nur 26 Prozent der Befragten bereit. In diesem Jahr sind es 28 Prozent. Erneut ist die Akzeptanz bei den 18- bis 24-Jährigen nahezu doppelt so hoch wie bei den über 55-Jährigen. Rund 60 Prozent der Befragten waren allerdings in den Jahren 2023 und 2024 dazu nicht bereit.

27 Prozent der Befragten würden aktuell eine höhere Prämie für einen nachhaltigen Zweck zu zahlen. Dieser Umfragewert entspricht dem der Befragung im Jahr 2022. Für höhere Sozialstandards würden 36 Prozent der Befragten höhere Beiträge zahlen. 2022 lag dieser Wert allerdings noch bei 56 Prozent.

Mit ESG-Produkten punkten Versicherer nicht bei ihren Kunden

Nur ein Viertel der Befragten sagt, dass das Angebot nachhaltiger Produkte für sie ein Kriterium bei der Entscheidung für oder gegen einen Versicherer ist (2023: 19 Prozent). 2022 waren es noch 29 Prozent. 57 Prozent verneinen das komplett (2023: 60 Prozent, 2022: 51 Prozent).

Wenn es um die Rendite geht, erwarten 51 Prozent von nachhaltigen Produkten eine niedrigere Rendite als bei herkömmlichen Versicherungsprodukten. 41 Prozent hingegen gehen von einer höheren Rendite aus. Zum Vergleich: Im Vorjahr glaubten 55 Prozent an eine niedrigere Rendite und 38 Prozent an eine höhere.

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Barbara Bocks

Barbara Bocks ist seit 2011 als Journalistin im Wirtschafts- und Finanzbereich unterwegs. Seit Juli 2024 ist sie als Redakteurin bei der Pfefferminzia Medien GmbH angestellt.

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