- Von Lorenz Klein
- 11.01.2023 um 15:49
Warnungen vor einer sich verdüsternden Weltlage sind fast schon an der Tagesordnung – doch das Alarmsignal, das vom aktuellen „Global Risks Report“ des World Economic Forum (WEF) ausgeht, dürfte an Eindringlichkeit kaum noch zu steigern sein: „Wenn die Welt nicht beginnt, beim Klimaschutz und bei der Anpassung an den Klimawandel effektiver zusammenzuarbeiten, wird dies in den nächsten zehn Jahren zu einer weiteren globalen Erwärmung und zum ökologischen Zusammenbruch führen“, teilen die Autoren des „Global Risks Report“ mit.
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Der Bericht, der in Zusammenarbeit mit dem Versicherungsmakler Marsh McLennan und der Zurich Insurance Group erstellt wurde, stützt sich nach eigenen Angaben auf die Perspektiven von über 1.200 globalen Risikoexperten und führenden Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. Und diese Perspektiven lesen sich überaus bedrückend.
Zumal der Krieg in Europa und die damit verbundene Energie-, Inflations-, und Nahrungsmittelkrise gar nicht einmal die allergrößten Sorgen der Experten zu sein scheinen – jedenfalls nicht auf lange Sicht gesehen: Denn während Kriege und Inflation Ereignisse sind, die zwar höchst dramatische Folgen haben, aber letztlich als überwindbar erscheinen, so gilt dies beispielsweise nicht für den Verlust der biologischen Vielfalt. Letzteres wäre unumkehrbar und wird vom WEF zudem als „eines der sich am schnellsten verschärfenden globalen Risiken“ für das kommende Jahrzehnt betrachtet.
Appell an die Staatengemeinschaft, sich zusammenzuraufen
Überhaupt nimmt die Ökologie einen hohen Stellenwert im aktuellen Risiko-Ranking ein: „Ein Scheitern bei der Eindämmung des Klimawandels und der Anpassung an seine Folgen, Naturkatastrophen, der Verlust der biologischen Vielfalt und die Umweltzerstörung stellen fünf der zehn größten Risiken dar“, heißt es seitens der Autoren mit Blick auf die kommenden zehn Jahre (siehe Grafik).
Derzeit dominieren allerdings andere Sorgen – gleichwohl diese auch schon gigantisch sind: So haben gegenwärtig die weltweite Pandemie und der Krieg in Europa die Energie-, Inflations-, Nahrungsmittel- und Sicherheitskrisen wieder in den Vordergrund gerückt. Daraus ergeben sich Folgerisiken, die aus Sicht des WEF in den kommenden beiden Jahren dominieren werden: das Risiko einer Rezession, eine wachsende Verschuldung, eine anhaltende Krise der Lebenshaltungskosten, eine weitere Polarisierung von Gesellschaften durch Des- und Fehlinformation, ein Stillstand bei dringenden Klimaschutzmaßnahmen und ein „geoökonomischer Nullsummen-Krieg“, so die lange Aufzählung der Autoren.
Saadia Zahidi, Managing Director beim World Economic Forum, appelliert vor diesem Hintergrund an die „führenden Politiker der Welt“, das Klima und die menschliche Entwicklung in den Mittelpunkt ihres Interesses zu stellen, auch wenn sie aktuelle Krisen bekämpfen. „Kooperation ist der einzige Weg nach vorne“, betonte Zahidi.
John Scott von der Zurich Insurance Group spricht von einem „gefährlichen Cocktail“, der durch das Zusammenspiel verschiedener Fakten geschaffen werde. Scott nennt hier die Auswirkungen des Klimawandels, den Verlust der biologischen Vielfalt, die Ernährungssicherheit und den Verbrauch natürlicher Ressourcen. Ohne signifikante politische Veränderungen oder Investitionen werde diese Mischung den Zusammenbruch von Ökosystemen beschleunigen, die Nahrungsmittelversorgung bedrohen, die Auswirkungen von Naturkatastrophen verstärken und weitere Fortschritte bei der Eindämmung des Klimawandels behindern.
Gleichwohl hat Scott die Hoffnung auf eine Eindämmung der Weltkrisen noch nicht verloren: „Wenn wir unsere Maßnahmen beschleunigen, besteht bis zum Ende des Jahrzehnts immer noch die Möglichkeit, einen 1,5°C-Zielpfad zu erreichen und dem Notstand unserer Natur zu begegnen. In Anbetracht der jüngsten Fortschritte bei der Einführung von Technologien für erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge dürfen wir zuversichtlich sein.“
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