- Von Andreas Harms
- 27.11.2024 um 10:38
Henning Schmidt kann sich noch gut an diese ganz bestimmte Kundin erinnern. Als sie vor einigen Jahren mit ihrer Altersvorsorge beginnt, ist sie 30 Jahre alt und schreibt gerade ihre Promotion an einer norddeutschen Universität. Und sie möchte ihre Altersvorsorge nachhaltig gestalten.
Als Ökonomin weiß sie, dass der Begriff Nachhaltigkeit nicht nur Ökologie, Soziales und Unternehmensführung umfasst. Obwohl es meistens mit dem entsprechenden Kürzel ESG für Environment, Social und Governance umschrieben wird. Stattdessen lässt es sich viel weiter fassen und vor allem subjektiv betrachten.
So sucht sie damals Rat bei Henning Schmidt, der als Versicherungsmakler bei Schnitger Versicherungsmakler in Oldenburg arbeitet. Im Gespräch kommt auch der globale Aktienindex MSCI World SRI auf den Tisch. Den kann man über Indexfonds (ETFs) in Deutschland ohne Probleme kaufen.
Warum nachhaltige Altersvorsorge so schwierig ist
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Das Kürzel SRI steht für Socially Responsible Investment, also „sozial verantwortliches Investment“. Aus dem originalen MSCI World filtert er gut drei Viertel raus, übrig bleiben 387 Titel (Stand: 31. Oktober 2024). Könnte doch passen, oder?
Doch die Kundin hat mit zwei besonders süßen Bestandteilen ein Problem: mit Coca-Cola und Pepsico. Beide Unternehmen gehören zu den Top 10 im Index (auch heute noch). Doch Schmidts Kundin findet sie nur wenig nachhaltig, weil sie als mitschuldig an der in den USA grassierenden Adipositas-Seuche gelten. Lieber möchte sie in ihrer Geldanlage handverlesene Unternehmen. Index-Anlagen fallen damit raus, aktives Management ist gefragt.
Markt für nachhaltige Altersvorsorge reichlich unaufgeräumt
Es ist ein treffendes Beispiel dafür, wie individuell die Vorstellungen davon sein können, was nachhaltig ist und was nicht. Wer fürs Alter sparen will, hat nicht nur die Wahl zwischen Hunderten von Fonds und Fondspolicen. Auch bei der Frage, wie nachhaltig und damit zukunftsorientiert die Sache laufen soll, kommt der Markt reichlich unaufgeräumt daher.
Untermauert wird dieser Eindruck durch die zahlreichen Ansätze, die Vermögensverwalter fahren können und die wir in der folgenden Übersicht aufzählen. Während sie beim Ausschlussverfahren rigoros alles aussortieren, was nicht ins Schema passt, kommen beim Best-in-Class-Ansatz grundsätzlich alle Branchen infrage. Denn in denen gelten die nachhaltigsten – oder auch: die am wenigsten problematischen – Vertreter sozusagen als Klassenbeste als investierbar.
So kann es immer wieder zu solchen Irritationen kommen, wie sie die Kunden von der Uni erlebt hatte. Oder auch jene Aktie, die Henning Schmidt vor einigen Jahren in nachhaltigen Best-in-Class-Fonds aufgefallen war: Tepco, Betreiber des Katastrophen-Atomkraftwerks im japanischen Fukushima. Doch am Ende ist der SRI-Ansatz immerhin besser als nichts. „Auf ihn läuft es hinaus, es ist einfach das gängigste Konzept“, so der Makler.
Nachfrage nach nachhaltiger Altersvorsorge lässt zu wünschen übrig
Das sieht sein Kollege, der Coburger Makler Bastian Hopf, ähnlich. Für Altersvorsorge nutzt er generell gern ETFs. Und wenn es ein nachhaltiger sein soll, dann den UBS MSCI World Socially Responsible ETF (ISIN: IE00BK72HJ67). Der bildet jenen erwähnten SRI-Index von MSCI ab.
Seite 2: Wenn nur nicht diese Nachhaltigkeitspräferenzabfrage wäre …
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