- Von Andreas Harms
- 27.11.2024 um 10:38
Aber er spricht auch ein Phänomen an, das nicht im Sinne des Erfinders sein kann: Die Nachfrage nach solchen Anlagen lässt zu wünschen übrig. „Wenn ich Kunden frage, wie nachhaltig die Anlagen sein sollen, antworten die meisten, dass es ihnen egal ist“, berichtet Hopf.
Ähnliches hat auch die Düsseldorferin Jennifer Brockerhoff aus ihrem beruflichen Umfeld gehört. Sie selbst hat sich und ihre Firma Brockerhoff Finanzberatung ausdrücklich auf Nachhaltigkeit spezialisiert. Sie ist Mitglied im Forum Nachhaltige Geldanlage (FNG) und hat mit „30 Minuten Nachhaltige Geldanlage“ und „Grüne Finanzen“ sogar zwei Bücher zur Materie geschrieben. Da wundert es nicht, dass Kunden sie gezielt nach Nachhaltigkeit fragen.
Meistens informieren sie sich gegen Honorar zum Thema, andere lassen sich Geldanlage oder Altersvorsorge zusammenstellen. „Aber von meinen normalen, nicht in diese Richtung spezialisierten Kollegen höre ich, dass kaum Kunden danach fragen“, sagt Brockerhoff. „Die Berater fragen nicht nach, und die Kunden wissen nicht, dass so etwas existiert und funktioniert.“
Gut gemeint, schlecht gemacht: Nachhaltigkeitspräferenzabfrage
Und das in einer Zeit, in der Vermittler alle Kunden befragen müssen, wie sie zur Nachhaltigkeit stehen. Die Pflicht hört auf den schönen Namen „Nachhaltigkeitspräferenzabfrage“ und ist zwar gut gemeint, aber schlecht gemacht.
„Die regulatorischen Vorgaben für die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen bei den Kunden, insbesondere im Hinblick auf die Taxonomie, die Offenlegungsverordnung SFDR und die Berücksichtigung nachteiliger Auswirkungen (PAIs), sind äußerst kompliziert, für Laien unverständlich und damit in der Praxis schwer bis gar nicht umsetzbar“, meint Norman Wirth, Rechtsanwalt und geschäftsführender Vorstand beim Bundesverband Finanzdienstleistung AfW. Weshalb die Erfahrung zeige, dass „nur ein kleiner Teil der Kunden bereit und in der Lage ist, den komplexen Abfrageprozess mit den Vermittlern zu durchlaufen“. Mehr von ihm zum Thema lesen Sie hier.
Auch der Rechtsanwalt und geschäftsführende Vorstand des Votum-Verbands, Martin Klein, bezeichnet die regulatorischen Vorgaben als misslungen. Ein Problem liege vor allem in den bis dahin schon gelaufenen umfassenden Abfragen. „Ein Kunde, der dann mit einer weiteren Befragungsstrecke von bis zu 30 ergänzenden Detailfragen konfrontiert wird, sagt häufig von sich aus nein und erachtet es als ausreichend, wenn ihm bei den Anlagevorschlägen auch solche vorgestellt werden, die das Thema Nachhaltigkeit berücksichtigen“, so Klein.
Einfach ohne viel Trara anbieten
Dem kann man entnehmen: Kunden haben meist nichts gegen Nachhaltigkeit. Doch sie müssen erfahren, dass es sie gibt, und auf gängige Vorurteile muss man eingehen. Und sie müssen sie ohne das Trara der Nachhaltigkeitspräferenzabfrage einfach angeboten bekommen.
„Nachhaltige Anlagen müssen der neue Standard werden. Die Klimafolgen sehen wir fast täglich in den Nachrichten“, bekräftigt auch Jennifer Brockerhoff. Nur seien auch viele Vermittler mit dem Thema überfordert und fühlten sich mit der bereits erwähnten Regulatorik alleingelassen. „Nachhaltigkeit wird immer noch als Add-on behandelt und nicht als Teil der Grundausbildung“, so Brockerhoff.
Am Ende wird es interessant, welche Produkte solch spezialisierte Vermittler nutzen. Zu unterscheiden sind dabei – nicht ganz überraschend –, welche Hülle die Altersvorsorge hat und was drinsteckt. Brockerhoffs Kunden nutzen meist ein direktes Wertpapierdepot. Wenn es aus steuerlichen oder Rentengründen eine Versicherungshülle sein soll, dann mit „finanzstarken Versicherern“, wie sie es ausdrückt, die aber auch glaubhafte Nachhaltigkeitsstrategien verfolgen. Als Beispiele nennt sie die Allianz, die Stuttgarter, die Bayerische und die Alte Leipziger.
Seite 3: „Die machen das seit Tag 1“
0 Kommentare
- anmelden
- registrieren
kommentieren