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Trinkwasser läuft aus einer Filteranlage im Wasserwerk Koblenz: Wasserfonds investieren in Unternehmen aus der Wasserwirtschaft und in Wasserinfrastruktur © picture alliance/dpa | Thomas Frey
  • Von Sabine Groth
  • 20.08.2024 um 15:22
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lesedauer Lesedauer: ca. 03:10 Min

Der Klimawandel bringt dem Anlagethema Wasser kräftigen Rückenwind. Über spezialisierte Wasserfonds lassen sich die Chancen nutzen. Sie investieren in Unternehmen aus dem Wassersektor, der breitgefächert ist und von klassischen Versorgern hin zu Anbietern digitaler Lösungen reicht.

Eine wachsende Bevölkerung, zunehmender Wohlstand und wasserintensive industrielle Prozesse haben den Wasserverbrauch in den vergangenen 100 Jahren rasant steigen lassen. Frischwasser ist ein zunehmend rares Gut auf dem blauen Planeten Erde. Es ist jedoch für Menschen lebenswichtig. Zu den 17 Zielen der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung zählen daher auch sauberes Wasser und Sanitärversorgung für alle (SDG 6). Ob dies wie angestrebt bis 2030 erreicht werden kann, steht allerdings in den Sternen. 2022 gab es eine sichere Trinkwasserversorgung nur für knapp drei Viertel der Weltbevölkerung. Gerade in einkommensschwächeren Ländern ist der Anteil deutlich niedriger. Die Auswirkungen des Klimawandels erschweren es, das ambitionierte Ziel zu erreichen. Und mit der wachsenden Weltbevölkerung steigt der Bedarf weiter an. 

Nicht nur für Menschen, auch für viele Industriezweige ist Wasser essenziell. Ebenso für die Landwirtschaft, dem weltweit größten Wasserverbraucher. Um der zunehmenden Knappheit entgegenzuwirken und rund um den Erdball eine ausreichende Wasserversorgung zu sichern, braucht es Lösungen – und es braucht Investitionen, die die einzelnen Staaten nicht allein stemmen können. Wasser hat sich daher zu einem spannenden Anlagethema entwickelt, das auch über spezielle Investmentfonds gespielt werden kann. Die Rating-Agentur Scope zählt 20 Wasserfonds im deutschen Markt, also Fonds, die sich auf Wasser-Investments fokussieren. Zum Stichtag Ende Februar 2024 waren dort knapp 26 Milliarden Euro investiert, rund 150 Prozent mehr als fünf Jahre zuvor in Wasserfonds angelegt war. 

Fehlende oder marode Infrastruktur

Das Investmentthema Wasser bietet eine relativ große Bandbreite an Anlagemöglichkeiten, es kann entlang der gesamten Wertschöpfungskette investiert werden. Dazu zählen zunächst einmal die Versorger. Zu ihren Aufgaben gehören die Gewinnung und Aufbereitung von Trinkwasser und sowie die Bereitstellung des Wassers für Haushalte und Unternehmen über die entsprechende Infrastruktur. Gleichzeitig sind sie für die Entsorgung des Abwassers zuständig. Die Versorger unterliegen in jedem Land anderen Regeln und sind zum Teil in öffentlicher Hand. Es gibt aber auch börsennotierte Wasserversorger. Ein Beispiel ist Sabesp, das für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung im brasilianischen Bundesstaat São Paulo zuständig ist, wo knapp ein Viertel des Bevölkerung des südamerikanischen Landes lebt.

Ein wichtiger Anlagebereich ist Wasserinfrastruktur. Hier besteht ein enormer Investitionsbedarf. Das gilt nicht nur für Schwellen- und Entwicklungsländer, wo die Wasserversorgung an vielen Orten erst aufgebaut werden muss. Auch Industrieländer kämpfen mit veralteten und zum Teil maroden Leitungen und Kanalsystemen, die dringend modernisiert werden und an die neuen Herausforderungen durch den Klimawandel angepasst werden müssen. Davon können viele Unternehmen profitieren, ob sie nun Ausrüstung wie Rohre oder Pumpen für die Infrastrukturmaßnahmen produzieren, ganze Infrastruktursysteme anbieten oder als Dienstleister Infrastrukturprojekte entwickeln oder beratend begleiten.  

Mit Technologie zu weniger Wasserverbrauch

Auch die Wasseraufbereitung ist ein interessantes Segment für Investoren. Dabei geht es nicht nur um Trinkwasser, sondern auch um die Aufbereitung von Wasser für industrielle Prozesse. Die boomende Halbleiter-Industrie beispielweise benötigt ultrareines Wasser für ihre Produktion. Unternehmen in diesem Segment produzieren zum Beispiel Membrane und Filtersysteme oder sie betreiben Anlagen zur Wasseraufbereitung. Um der Wasserknappheit entgegenzuwirken, muss künftig mehr Abwasser gereinigt werden. Auch Entsalzungsanlagen, die Meerwasser zu einem nutzbaren Gut machen, sind gefragt – besonders in regenarmen Gebieten. 

Schon jetzt und in Zukunft noch viel mehr entscheidend ist jedoch eine bewusste und effiziente Nutzung der Ressource Wasser. Hier ist vor allem Technologie gefragt. Lösungen reichen von intelligenten Wasserzählern bis hin zu digital präzise gesteuerten Bewässerungssystemen für die wasserintensive Landwirtschaft. Das Wachstumspotenzial von Unternehmen, die gute Lösungen für mehr Effizienz in der Wassernutzung anbieten, ist groß. Nicht zuletzt, da Wasser auch ein Kostenfaktor ist.

Das Anlagethema Wasser und damit Wasserfonds bietet noch viele weitere Anlagechancen – etwa in der Qualitätsprüfung und -sicherung. Oder im Hinblick auf den Klimawandel auch im Hochwasserschutz. „Die Anpassung an die neuen klimatischen Bedingungen erfordert eine Kombination aus technischen Schutzmaßnahmen und nachhaltiger Stadtplanung“, sagt Verena Kienel, Leiterin des Nachhaltigkeits-Research von Ökoworld, und ergänzt: „Im 2008 aufgelegten Ökoworld Water for Life spielen daher Unternehmen, die mit ihren Produkten eine Anpassung überhaupt erst ermöglichen, eine wichtige Rolle.“

Beispiele sind Advanced Drainage Systems aus den USA, das Rohre und Komponenten zum Abführen und Speichern von Wasser bei Starkregen anbietet, und die österreichische Wienerberger-Gruppe, die zum Hochwasserschutz sogenannte Stormboxen anbietet, in denen Regenwasser bei Starkregen unterirdisch gespeichert wird und kontrolliert in den Boden versickert. 

Langweilig wird  es bei den Investmentmöglichkeiten für Wasserfonds nicht. Mit dem Klimawandel droht sich die Wassersituation, in vielen Regionen zu verschärfen. Zunehmende Überschwemmungen und Dürren stellen die Menschheit vor neue Herausforderungen – und liefern (leider) großes Zukunftspotenzial für das Anlagethema Wasser. 

autorAutorin
Sabine

Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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