- Von Andreas Harms
- 18.06.2024 um 12:17
Die Zahl der Arbeitsunfälle hat im vergangenen Jahr einen neuen Tiefststand erreicht. Wie die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) meldet, lag sie bei rund 783.000. Das sind 0,5 Prozent weniger als noch 2022. Damit unterbietet die Zahl sogar den Stand von 2019 deutlich. Damals waren es noch 872.000 Unfälle.
Allerdings muss man einschränken: In den Corona-Jahren erlitten noch deutlich weniger Menschen Arbeitsunfälle. Diese Zeit klammert die DGUV aber als Sondereffekt aus, weil die Deutschen weniger arbeiteten und überdurchschnittlich viel von zuhause aus.
Diese Umstände bezieht wiederum das sogenannte relative Unfallrisiko ein. Das betrug 2023 etwa 18,1 meldepflichtige Arbeitsunfälle je 1.000 Vollarbeiter. 2019 lag der Wert noch mit fast 21 deutlich höher.
Unfallrisiko steigt nach Pandemie-Delle wieder
Mehr Arbeitsunfälle in kleineren Betrieben
Etwas gefährlicher wurden hingegen die Arbeitswege. Dort ereigneten sich über 184.000 Unfälle. Das sind 6,4 Prozent mehr als im Jahr davor, aber 1,2 Prozent weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019.
„Die Zahlen für das Jahr 2023 zeigen uns, dass die Arbeits- und Mobilitäts-Gewohnheiten der Versicherten wieder mit der Zeit vor der Pandemie vergleichbar sind. Allerdings ist die Zahl der versicherten Personen und der geleisteten Arbeitsstunden gestiegen. Vor diesem Hintergrund ist das Allzeittief bei den Arbeitsunfällen und den tödlichen Arbeitsunfällen eine sehr gute Nachricht“, sagt Stefan Hussy, Hauptgeschäftsführer der DGUV.
Auf einem guten Weg wähnt sich die Einrichtung vor allem angesichts der tödlichen Arbeitsunfälle. Denn deren Zahl lag 2023 mit 599 so niedrig wie noch nie zuvor. Im Jahr waren es noch 72 Menschen mehr, die ihr Leben bei einem Arbeitsunfall verloren. Gleichwohl müsse man sich noch anstrengen, um die „Vision Zero“ – also gar keinen tödlichen Unfall mehr – zu erreichen, meint Hussy.
Auch Berufskrankheiten rückläufig
2023 gab es 145.359 Verdachtsanzeigen auf eine Berufskrankheit, das ist ein Rückgang zum Vorjahr um rund 60,7 Prozent. In 72.630 Fällen wurde eine Berufskrankheit anerkannt, das entspricht einem Rückgang um rund 63,6 Prozent im Vergleich zu 2022.
Trotzdem liegen die Zahlen etwa doppelt so hoch wie 2019. Das erklärt sich die DGUV mit noch immer aufgetretenen Covid-19-Fällen: Dazu wurden 64.733 Verdachtsanzeigen gestellt, in 53.220 Fällen wurde eine Berufskrankheit infolge von Covid-19 anerkannt. 2.140 Versicherte starben 2023 infolge einer Berufskrankheit, davon 13 an einer Infektion mit Covid-19.
Ausgaben steigen, Beiträge auch
Wie andere Versicherer auch, verzeichnet die DGUV stark steigende Ausgaben. Berufsgenossenschaften und Unfallkassen gaben 2023 rund 12 Milliarden Euro für Entschädigungen aus. Heilbehandlung und Entschädigung (5,7 Milliarden Euro, plus 7,4 Prozent) verteuerten sich dabei deutlich schneller als die finanzielle Entschädigung von Versicherten (6,3 Milliarden Euro, plus 2,5 Prozent).
Immerhin kam auch auf der Habenseite mehr rein. Das Umlagesoll der Berufsgenossenschaften für 2023 stieg um 4,9 Prozent auf 14,0 Milliarden Euro. Für den Umlagebeitrag der Unfallkassen brachten die Unternehmen in öffentlichem Eigentum und die öffentlichen Haushalte insgesamt 1,9 Milliarden Euro auf. Damit stieg deren Betrag im Berichtsjahr um 8,2 Prozent.
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