Sitz der EU-Kommission in Brüssel © picture alliance / ROBIN UTRECHT
  • Von Lorenz Klein
  • 26.05.2023 um 16:24
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:05 Min

Eine Studie der Uni Regensburg schreckte jüngst die Branche auf, weil sie behauptete, dass Verbraucher von einem Provisionsverbot erheblich profitierten. Ein generelles Verbot hat die EU-Kommission zwar verworfen, doch Wissenschaftler Steffen Sebastian hofft jetzt auf das EU-Parlament – und argumentiert mit neuen Zahlen.

Sparer würden durch ein Provisionsverbot deutlich mehr Rendite erzielen können – so lautete das zentrale Ergebnis einer Studie der Universität Regensburg (wir berichteten). Dass es dazu vorerst nicht kommen dürfte, stößt bei Studienautor Steffen Sebastian auf Unverständnis: Indem die EU-Kommission in der neuen Kleinanlegerstrategie von einem generellen Provisionsverbot absehe, ignoriere sie „wissenschaftliche Erkenntnisse, wonach die Sparer durch ein Provisionsverbot deutlich mehr Rendite erzielen könnten“, so Steffen.

Er und sein Team hoffen nun auf eine Intervention durch das EU-Parlament, denn die Kleinanlegerstrategie muss noch von Parlament und Europäischem Rat bestätigt werden. Um ihre Forderungen nach einem Provisionsverbot zu untermauern, haben die Forscher jetzt ein Update ihrer Studie vorgelegt. Darin haben sie den vermeintlichen Vermögensschaden berechnet, der durch ein Festhalten an den Provisionen in den betroffenen Ländern entstünde:

Europaweit entsteht ein Schaden von 375 Milliarden Euro. Allein für Deutschland sind dies 98 Milliarden Euro – und zwar Jahr für Jahr. Das entspricht pro Haushalt einem Verlust von etwa 2.400 Euro jährlich“, wird Sebastian in einer Mitteilung seines Lehrstuhls zitiert.

Zudem sei man der Kritik nachgegangen, dass die Deutschen weniger für ihre Altersvorsorge zurücklegen würden, wenn ein Provisionsverbot käme. „Nach unseren Berechnungen besteht kein signifikanter Einfluss eines Provisionsverbots auf die Sparrate von Haushalten. Die Aussage, dass durch ein Provisionsverbot weniger gespart werde, ist nach der Datenlage eine völlig unbelegte Behauptung“, sagt Sebastian.

Mehr Transparenzvorschriften schafften keine Abhilfe

Dass die EU-Kommission nun stattdessen vor allem auf verschiedene Transparenzvorschriften setze, um die laut Sebastian „schädlichen Auswirkungen des provisionsbasierten Vertriebs von Finanzprodukten“ zu begrenzen, hält der Wissenschaftler für keine gute Idee. Auf Verbesserung der Transparenz zu setzen, sei unwirksam, findet Sebastian und verweist auf das Beispiel der Niederlande:

13 gescheiterte Novellen der Transparenzvorschriften bei Finanzberatung ließen den Gesetzgeber am Ende erkennen, dass kein Weg an einem Provisionsverbot vorbeiführt“, meint der Forscher.

Es sei bedauerlich, dass man in Europa offensichtlich auch den niederländischen Weg gehen müsse. „Die Verbraucher kostet das ein Vermögen“, so Sebastian weiter. Zwar könne der deutsche Gesetzgeber ein Provisionsverbot auch allein beschließen. Das erscheine aufgrund des Wiederstands innerhalb der Koalition aber unwahrscheinlich, resümiert der Wissenschaftler.

Abschließend gibt Sebastian noch zu bedenken, dass sich in Ländern mit Provisionsverbot alternative Bezahlungsweisen durchgesetzt hätten, wie etwa eine Vergütung nach Beratungszeit oder verwaltetem Vermögen. Ein Provisionsverbot gilt demnach in Dänemark, Finnland, Großbritannien, Niederlande, Norwegen sowie Australien und Neuseeland. Diese seien zwischen 2005 (Finnland) und 2019 (Australien) eingeführt worden.

Details zur Studie sowie zum Vorgehen der Forscher, um ihre streitbare These herzuleiten, sind hier abrufbar.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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ulli rubens
Vor 1 Jahr

Im übrigen teile ich uneingeschränkt die Meinung des Kollegen=finanzberatung jobst, der sich hier vor mir geäußert hat

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ulli rubens
Vor 1 Jahr

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