- Von Lorenz Klein
- 28.04.2017 um 17:50
Zunächst die gute Nachricht: „Ich bin überzeugt, dass kein einziger deutscher Lebensversicherer seine Verpflichtungen in den nächsten 10 bis 20 Jahren nicht erfüllen wird“, sagte der neu gewählte DAV-Präsident Roland Weber.
Sorgen bereitet Weber und seinen Vorstandskollegen von der Deutschen Aktuarvereinigung allerdings das wohl wichtigste Instrument mit der die Branche die versprochenen Zinsgarantien für ihre Kunden über Jahrzehnte hinaus stemmen will: Die Zinszusatzreserve (ZZR).
„Eine einzelne Kennzahl kann kein umfassendes Rating ersetzen“
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BdV fordert Nachbesserung bei der Zinszusatzreserve
Am Nutzen dieses Reservetopfes lassen die Aktuare zwar keinerlei Zweifel aufkommen, sehr wohl aber an deren aktueller Ausgestaltung. „Die ZZR hat sich in den vergangenen Jahren als sinnvoller Puffer erwiesen, um langfristig die Lücke zwischen den zugesagten Garantien und dem Referenzzins zu schließen“, sagte Weber. Demnach sank die durchschnittliche Garantieverzinsung im Bestand der Lebensversicherer aufgrund der ZZR im Jahr 2016 von 2,95 auf 2,35 Prozent.
DAV fordert neue Berechnungsmethode der ZZR
Die positiven Effekte der Zinszusatzreserve, für die die Lebensversicherer allein in diesem Jahr etwa 20 Milliarden Euro bereitstellen müssen, gerieten nach Analysen der DAV aber zunehmend unter Druck. Der Grund: Durch die Markteingriffe der EZB sei es zu einem „dramatischen Verfall des Zinsniveaus“ gekommen.
Dadurch müssten die Versicherer kurzfristig sehr hohe Summen als Risikopuffer zurücklegen. Das sei vielfach nur durch die „massive Realisierung“ stiller Kapitalanlage-Reserven möglich, so Weber, deren Wiederanlage nur zu „deutlich schlechteren Konditionen“ möglich sei. „All dies führt zu einer unnötigen Schwächung der Lebensversicherer, die nicht im Interesse der Politik und schon gar nicht der Kunden sein kann“, schlussfolgerte der hauptberuflich als Debeka-Vorstand tätige Versicherungsmanager.
Vor diesem Hintergrund spricht sich die DAV wiederholt für eine neue Berechnungsmethode der ZZR aus, bei der zum einen der Referenzzins langsamer als bisher sinkt. „Dadurch würde der Aufbau der Zinszusatzreserve deutlich gestreckt werden und Unternehmen, die rein wirtschaftlich betrachtet auch im Niedrigzinsumfeld mittel- und langfristig die Garantien erfüllen können, gerieten nicht unnötig in Schwierigkeiten“, heißt es.
Zum anderen könnte mit dem geänderten Ansatz auch der „unerwünschte Nachlaufeffekt reduziert werden, der bei steigenden Zinsen zu beobachten ist“, so die DAV weiter.
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