- Von Lorenz Klein
- 11.09.2018 um 13:20
Welche Schlüsse ziehen Versicherungsverband und Verbraucherschützer jeweils aus den aktuellen Halbjahreszahlen?
„Die deutschen Lebensversicherer liegen beim Abbau der Übergangsmaßnahmen auf Kurs“, sagt Axel Wehling, Mitglied der GDV-Geschäftsführung. Gleichwohl dürfe der Anpassungsprozess nicht durch „neue, überzogene Eingriffe in Solvency II“ gefährdet werden, forderte Wehling. Notwendig sei vielmehr „eine Vereinfachung und Entschlackung des Regelwerks, um Bürokratie abzubauen und mehr Transparenz zu schaffen.“ Derzeit müssten die Unternehmen zu häufig und zu viele Daten liefern, ohne dass „ein erkennbarer Nutzen für die Adressaten entsteht“, kritisierte Wehling.
BdV sieht Verbesserungen in Sachen Transparenz – und warnt vor einem „Solvenzfetisch“
Indes findet der Bund der Versicherten lobende Worte für die Bemühungen der Versicherer, sich transparenter darzustellen: „Viele Unternehmen haben sich in Sachen Transparenz lernwillig gezeigt und dieses Jahr deutlich transparentere Berichte vorgelegt“, erklärte BdV-Vorstandssprecher Axel Kleinlein in einer Stellungnahme.
Allerdings schlagen die Verbraucherschützer in ihrer Gesamtbewertung einen überwiegend kritischen Ton an. „Wir beobachten einen Solvenzfetisch. Hohe Solvenzmittel alleine geben aber keinen Anlass zur Entwarnung“, kommentierte Kleinlein die aktuellen Zahlen. Die erhöhten Werte der Sicherheitsmittel beruhten „meist nicht auf nachhaltigen Maßnahmen und blähen die Solvenz zuweilen übermäßig zu Lasten anderer Kennzahlen auf“.
Branchen-Analyst Carsten Zielke, der die Berichte gemeinsam mit dem BdV unter die Lupe genommen hatte, ergänzte: „Nur eine Betrachtung der unterschiedlichen Kennzahlen in deren Wechselwirkung erlaubt eine genaue Analyse der Unternehmen.“
>>> Hier geht es zu den ausführlichen Ergebnissen zu jeder Gesellschaft sowie zu den Erläuterungen Zielkes
Die Analysten sehen laut BdV zudem „kaum Hinweise auf eine nachhaltige Stärkung der Eigenmittel“. Diese wäre aber schon nächstes Jahr notwendig, würden die derzeitigen Reglungen zur Bildung zusätzlicher Reserven, wie der Zinszusatzreserven fortbestehen. Einige Unternehmen bekämen dann ernste Probleme, heißt es. „Angesichts dieser Probleme brauchen wir eine angemessene Neukalibrierung der Zinszusatzreserve“, fordert Zielke. Gleichwohl betonte Kleinlein: „Werden die Unternehmen bei der Zinszusatzreserve entlastet, so sollte das mit gleichzeitiger Flankierung durch verbraucherschützende Maßnahmen erfolgen.“
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