- Von Achim Nixdorf
- 08.07.2021 um 13:27
Nach Überzeugung der deutschen Aktuarinnen und Aktuare sollte in der Politik dringend eine unabhängige und ideologiefreie Debatte darüber geführt werden, wie das bislang dreisäulige Rentenkonzept in Anbetracht des demografischen Wandels und der anhaltenden Tiefzinssituation weiterentwickelt werden kann. Dabei müsse über die Nachjustierung aller Stellschrauben der gesetzlichen Rentenversicherung gesprochen werden, ohne einerseits den sozialen Frieden zu gefährden und andererseits die Sozialabgaben und Steuerzuschüsse weiter in die Höhe zu treiben.
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„Um die gesetzliche Rente zukunftsfest zu machen, werden alle Beteiligten Zugeständnisse machen müssen“, ist sich Maximilian Happacher, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV), sicher. „Übertriebener Alarmismus hilft niemandem, aber die notwendigen Veränderungen unseres Alterssicherungssystems dürfen auch nicht von einer Regierungskommission in die nächste delegiert werden.“
Gescheitere Riester-Reform hinterlässt Lücke
Nach der gescheiterten Riester-Reform sieht die DAV auch dringenden Handlungsbedarf in der kapitalgedeckten Altersvorsorge. „Dieser Leerraum muss gefüllt werden, um die erwartbaren Rentenlücken der nächsten Generationen zu schließen. Und die Pläne einer Deutschland-, Generationen- oder Aktienrente sind in ihrer bisherigen Form aus aktuarieller Sicht noch nicht die Lösung“, sagt Happacher. Alle diese Konzepte würden ausschließlich die Ansparphase in den Blick nehmen, die hoch komplexe und vor allem jahrzehntewährende Auszahlungsphase aber außer Acht lassen.
„Ein 2020 geborenes Mädchen hat heute eine Lebenserwartung von gut 93 Jahren, ein Junge von gut 90 Jahren. Damit ergibt sich eine Rentenbezugsdauer von 25 und mehr Jahren, in denen die künftigen Rentnerinnen und Rentner würdevoll leben möchten“, beschreibt Happacher die Situation. Dies sei nur über eine Rente möglich, die ab Beginn der Ansparphase bis zum Lebensende eine Mindestzahlung sicherstelle, egal wie lange die Lebenszeit im konkreten Einzelfall sei. „Im Interesse der Menschen muss hier nachgebessert werden.“
„Die alte Sparwelt gibt es nicht mehr“
Zugleich seien aber auch die Bürger selbst gefordert, sich noch stärker auf die veränderten Kapitalmarktwirklichkeiten einzulassen. „Die alte Sparwelt wird es vielleicht nie wieder geben. Nur durch Investitionen in Substanzwerte wie Aktien oder Immobilien können künftig Renditen oberhalb der Inflation erzielt werden“, so Happacher.
Diese Aussage bleibe auch vor dem Hintergrund der heftigen Kapitalmarktschwankungen des vergangenen Jahres richtig. Insofern sei es positiv, dass die Aktienbesitzquote hierzulande zuletzt gestiegen sei. „Wir müssen konsequent daran arbeiten, dass die Vorbehalte gegen Aktien weiter abgebaut werden, und gleichzeitig verhindern, dass der einzelne die damit verbundenen Verlust- beziehungsweise Schwankungsrisiken alleine tragen muss. Das lässt sich am besten durch eine langfristig ausgerichtete, kollektive Kapitalanlage erreichen, wie sie Lebensversicherer und Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung organisieren.“
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