- Von Andreas Harms
- 14.08.2023 um 11:10
Banken wiederum sollen gezwungen werden, die nötigen Systeme bereitzustellen, damit wirklich jeder digitale Euros nutzen kann. Im Gegenzug sollen sie aber auch – wiederum analog zu Konto- oder Automatengebühren – für zusätzliche Leistungen die Hand aufhalten können. „Faire wirtschaftliche Anreize“, nennt die EZB das, wohlwissend, dass Banken grundsätzlich nur Dinge tun, die ihnen Vorteile bringen.
Gleichwohl geht die EZB davon aus, dass auch Händler für den Zahlungsverkehr etwas bezahlen müssen. Genau so läuft es ja heute schon, wenn sie Mastercard oder Visa akzeptieren. Allerdings hat die Europäische Kommission bereits vorgeschlagen, dass man solche Gebühren deckelt. Die Kosten für das Digitale-Euro-System und die Infrastruktur soll hingegen das Eurosystem tragen. Das tut es ja beim Bargeld auch schon.
Die hohe Geschwindigkeit des digitalen Euros birgt jedoch ein Risiko für Banken: Wenn es mal kriselt, kann jeder Kunde mit Internetanschluss sofort sein Konto abräumen und das Geld – wie Bargeld – auf dem Handy in Sicherheit bringen. So ein digitaler Bank-Run würde aber das Geldproblem der Bank zusätzlich verschärfen, schneller als je zuvor gekannt. „Die EZB versucht, diese Risiken zu minimieren, indem sie die Menge der digitalen Euros pro Nutzer begrenzt, wahrscheinlich auf etwa 3.000 Euro“, schreibt die Deutsche-Bank-Analystin Heike Mai in einem Kommentar.
Privatsphäre soll gewahrt werden
Kommen wir zur nächsten Sorge: Wie steht es um die Privatsphäre? Hier beteuern die Beteiligten, dass sie enorm hoch sein soll. „Das Eurosystem würde nicht auf die personenbezogenen Daten der Nutzerinnen und Nutzer zugreifen und diese auch nicht speichern“, schreibt die EZB in einem Frage-Antwort-Katalog. Zahlt man wie oben beschrieben offline, wäre das sogar noch diskreter. Dann wären wie bei einer klassischen Schein- und Münzübergabe nur die beiden Geschäftspartner beteiligt.
So also der Plan, der vieles bequemer machen und das Geldsystem wieder vor die Digitalisierungswelle bringen soll. Er hat allerdings einen Schönheitsfehler: Mit der European Payments Initiative (EPI) verfolgt die Privatwirtschaft in Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien und den Niederlanden ein ganz ähnliches Projekt, wie Analystin Heike Mai anmerkt. Es soll ebenfalls digitale Geldbörsen erschaffen, über die die Menschen schnell und bequem bezahlen können. Die ersten sollen schon Anfang 2024 in Frankreich, Deutschland und Belgien auf den Markt kommen und auf bestehenden Systemen aufsetzen.
Allerdings gibt es auch hier Nachteile: EPI funktioniert nicht in der gesamten Eurozone und das Geld in der digitalen Tasche ist auch kein Zentralbankgeld, sondern Bankguthaben.
Trotzdem: So ein Konkurrenzprodukt aus der Privatwirtschaft könnte einen digitalen Euro aus dem gern mal etwas behäbigen öffentlichen Apparat ernsthaft gefährden. Ebenso wie Menschen, die ihn ablehnen. Wir werden sehen.
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