Bundestagsabgeordneter Carsten Brodesser (CDU) auf dem Diskussionsforum des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) zugeschaltet. Rechts im Bild ist Martin Stenger, Vertriebsdirektor bei Franklin Templeton © Pfefferminzia
  • Von Andreas Harms
  • 27.06.2025 um 14:23
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Im Koalitionsvertrag steht außer der Frühstart-Rente nicht viel zur Altersvorsorge in Deutschland. Umso interessanter ist das, was der CDU-Abgeordnete Carsten Brodesser auf dem Diskussionsforum des IVFP ankündigt: Demnach könnte es mit der Riester-Reform sogar richtig schnell gehen.

Die wohl wichtigste Frage ist zugleich die letzte. David Krahnenfeld, der bei Ampega Investment den Wholesale leitet, fragt den CDU-Abgeordneten Carsten Brodesser, wie es um das Altervorsorgedepot bestellt ist. Schließlich war es fertig geplant und so gut wie beschlossen. Doch dann platzte die Ampel-Koalition im heißen Herbst 2024, und der Referentenentwurf verschwand in der Schublade (wie der aussah, lesen Sie hier).

Wann kommt er da wieder raus, möchte Krahnenfeld wissen. Das ist natürlich nicht ganz uneigennützig. Schließlich wäre das Altersvorsorgedepot die ideale Gelegenheit für die Investmentbranche gewesen, auf dem Markt für staatlich geförderte Altersvorsorge, also in der Riester-Rente, so richtig mitzumischen.

Es ist Donnerstag, der 26. Juni 2025, in Neustadt an der Waldnaab, anderthalb Autostunden östlich von Nürnberg. Kurz vor der tschechischen Grenze. Das Diskussionsforum des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) läuft in bestens geordneten Bahnen. Über 60 Gäste sind angereist. Es wird viel und angeregt diskutiert. Es gibt Vorträge über die Kapitalmärkte (mit Hauptthema Donald Trump), fondsgebundene Rentenpolicen und betriebliche Altersvorsorge. Und am späten Nachmittag schaut Bayern-Torhüter-Legende Jean-Marie Pfaff vorbei und spricht darüber, wie man sich immer wieder motiviert und aufbaut. Wenn nicht er, wer dann?

Der aus der Nähe von Berlin zugeschaltete Carsten Brodesser, der obendrein im Finanzausschuss der Regierung sitzt, gehört zu den Höhepunkten des Tages. Neben dem erwähnten David Krahnenfeld stehen IVFP-Geschäftsführer Michael Hauer und Martin Stenger, Vertriebsdirektor bei Franklin Templeton und Mitglied der Fokusgruppe Altersvorsorge vor zwei Jahren, vorn. Zu dritt fragen sie den Politiker aus. Und was der sagt, macht definitiv Hoffnung, dass in Richtung Altersvorsorge doch mehr passiert, als im Koalitionsvertrag steht. Denn das ist wenig bis gar nichts.

Das weiß natürlich auch Brodesser. Deshalb weist er ausdrücklich darauf hin, dass zumindest seine Partei das Altersvorsorgedepot sehr wohl auf dem Zettel hat. „Wenn es nach uns ginge, könnten wir das schnell machen. Wir nehmen den alten Referentenentwurf und drehen nur noch an zwei kleinen Schräubchen.“

Welche Schräubchen das sind, erklärt er ebenfalls. Eines ist die Frage, ob wirklich Einzelaktien zugelassen sein sollen (er findet: nein). Und das andere ist der Umstand, dass manche Familien mit der neuen Förderung schlechter wegkommen würden als mit der bisherigen.

„Wir wollen zu 98,5 Prozent das, was im Referentenentwurf der FDP steht“, stellt Brodesser klar. Und sie hätten ihn damals auch mitgetragen.

Großer Vorsorgekuchen zu verteilen

Wie groß der zu verteilende Vorsorgekuchen ist, deutet der CDU-Mann in seinem Referat zuvor an. Er zitiert Zahlen aus dem Alterssicherungsbericht der Regierung: Demnach haben 35 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten keinerlei Alterssicherung außer der gesetzlichen Rente. Bei mittel und gering Verdienenden ist es sogar mehr als jeder zweite. „Der Kuchen, der noch zu verteilen ist, ist immens groß“, sagt Brodesser.

Auch über das Lieblingsprojekt der CDU, die Frühstart-Rente, verrät er einige Details und Gedanken (das Konzept erklären wir hier). Tatsächlich geht es in erster Linie darum, dass die Menschen überhaupt mal anfangen zu sparen. Alles soll möglichst einfach und effektiv und mit maximaler Produktfreiheit ablaufen. Der Staat soll sich nicht einmischen, sondern nur Geld zuschießen.

Ein wichtiges Ziel ist, dass die Menschen schon ein Altersvorsorgeprodukt haben, wenn sie ins Arbeitsleben eintreten. Es ist skalierbar und – sehr wichtig – anschlussfähig für weitere staatlich geförderte Altersvorsorge.

Als Beispiel nennt Brodesser ein sechsjähriges Kind, das neben den geschenkten 10 Euro im Monat vielleicht auch selbst etwas spart. Hinzu kommen Geldgeschenke von Großeltern und weiteren Verwandten.

„Wir denken Riester-Rente und Frühstart-Rente zusammen“

„Idealerweise mündet die Frühstart-Rente später in die reformierte Riester-Rente, in der der Staat die weiteren Beiträge zusätzlich fördert“, erklärt Brodesser weiter. „Wir denken beide Themen zusammen: Riester-Rente und Frühstart-Rente.“ Damit verbunden immer die Hoffnung, dass sich die private Altersvorsorge in Deutschland weiter verbreitet.

Es sind Worte, die aufbauen. Worte, die zeigen, dass Altersvorsorge der neuen Regierung vielleicht doch nicht so egal ist, wie es der Koalitionsvertrag nahelegt. Vielleicht bewegt sich also doch noch was.

Verantwortlich für die ganze Sache ist – wie schon in der Ampel – das Bundesfinanzministerium, das sich eng mit dem Arbeitsministerium abstimmen will. Wann es einen Referentenentwurf gibt, kann das Ministerium noch nicht sagen. Aufgrund seiner bisherigen Eindrücke setzt Brodesser ein Fragezeichen hinter den 1. Januar 2026, an dem die Frühstart-Rente eigentlich starten soll(te). „Da geht Genauigkeit vor Schnelligkeit.“

Einer anderen Idee erteilt Brodesser allerdings eine Absage. Dass Riester- und Rürup-Rente zusammengelegt werden (wie es zum Beispiel das IVFP und der Mittelstandsverband fordern), sieht er erstmal nicht. Wäre auch zu schön gewesen.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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Riester-Reform könnte schneller kommen als gedacht – CDU-Abgeordneter macht Hoffnung – Das Tagesbriefing für Versicherung & Finanzen
Vor 4 Wochen

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