- Von Juliana Demski
- 02.06.2020 um 17:14
Wer aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig in Rente gehen muss, der bekommt in Deutschland eine Erwerbsminderungsrente – immer häufiger reicht diese aber nicht aus, um über die Runden zu kommen. 2018 waren rund 15 Prozent aller Erwerbsminderungsrentner auf zusätzliche Sozialhilfe angewiesen – mehr als doppelt so viele wie noch 2005 (6,4 Prozent). Das erklärte das Bundesarbeitsministerium nach einer Linken-Anfrage, wie die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) berichtet.
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Erwerbsminderungsrente beantragt – und nichts mehr gehört
In Zahlen sieht das so aus:
Während 2005 noch knapp 78.000 Erwerbsminderungsrentner auf eine sogenannte zusätzliche Grundsicherung im Alter angewiesen waren, lag die Zahl 2018 bei bereits 195.000 Personen. Bei voller Erwerbsminderung erhielten Rentner 2018 monatlich 776 Euro. Seit 2011 ist der Betrag stetig angestiegen – bis zum Jahr 2018 um insgesamt 76 Euro binnen sieben Jahren, erklärte das Ministerium. Auch 2019 wurde die Erwerbsminderungsrente erneut erhöht – doch das kommt nur Neurentnern zugute.
Die Linke reagiert empört auf diese Entwicklung:
„Auch der moderate Anstieg der Erwerbsminderungsrente in den letzten Jahren kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die durchschnittliche Rente noch immer unter der Grundsicherungsschwelle liegt. Sie reicht schlicht nicht zum Leben“, kommentiert die Linken-Abgeordnete Sabine Zimmermann die Zahlen gegenüber der NOZ. „Das kann auch den Ehepartner in Armut stürzen, der mit seinem Einkommen einstehen muss, bevor die Grundsicherung greift.“
Es müsse eine „eine grundlegende Kehrtwende in der Rentenpolitik“ her, fordert die Politikerin – in Form einer Erhöhung des Rentenniveaus auf 53 Prozent und einer Abschaffung der Abschläge bei Erwerbsminderungsrenten. „Krankheit ist ein Schicksal, das nicht noch zusätzlich bestraft werden darf“, kritisiert Zimmermann.
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