Hand eines alten Mannes zählt Geld: Der GDV kritisiert eine Studie des BVI zur Fondsrente als Altersvorsorgebaustein. Der BVI hält dagegen. © picture alliance / dpa | Matthias Balk
  • Von Barbara Bocks
  • 03.09.2024 um 16:36
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Mit deutlicher Kritik äußert sich der Versicherer-Verband GDV zu einer Studie des BVI zur Fondsrente und deren Beitrag zur privaten Altersvorsorge. Wir haben den Fondsverband BVI heute um ein Statement zur GDV-Kritik gebeten. Beide Sichtweisen können Sie in dem Artikel nachlesen.

Der BVI hält dagegen und erklärt seine Berechnungsgrundlagen

„Die Fondsrente ist eine renditestarke Alternative zur Leibrente“, antwortet ein Sprecher des BVI auf Anfrage von Pfefferminzia und weiter:

  • „Unsere konservativen Berechnungen basieren auf offiziellen Daten.
  • Ihnen liegen die Kurse deutscher Aktien und Anleihen seit Einführung des Dax und Rex im Jahr 1987 zugrunde. Damit sind alle Börsenphasen einschließlich mehrerer starker Kurseinbrüche berücksichtigt.“

Ein weiterer Kritikpunkt des GDV: Die BVI-Experten legen in der Studie dauerhaft die Sterblichkeitsdaten der Corona-Phase zugrunde. Am 21. August 2024 hat das Statistische Bundesamt laut Angaben des GDV jedoch neue Daten vorgelegt.

  • Danach ist die Lebenserwartung zuletzt bei beiden Geschlechtern im Vergleich zum Vorjahr um etwa 0,4 Jahre angestiegen.
  • Die verwendete aktuelle statistische Sterbewahrscheinlichkeit berücksichtigt nicht, dass die Lebenserwartung etwa aufgrund des medizinischen Fortschritts noch weiter ansteigen wird.

Zum Thema Lebenserwartung in dem Bericht antwortet der BVI auf Anfrage wie folgt:

  • „Unsere Berechnungen legen die tatsächlichen Lebenserwartungen zugrunde.
  • Lebensversicherer dagegen müssen Sicherheitspuffer einrechnen, sodass sie mit unrealistisch hohen Lebenserwartungen rechnen. Das bemängeln auch Verbraucherschützer.
  • Unser Modell orientiert sich an den Garantiezahlungen der Lebensversicherer. Künftige Überschussbeteiligungen dagegen sind nicht garantiert und für den Sparer nicht planbar.“

Der BVI sagt in der Studie, dass das Geld in über 95,7 Prozent der Fälle lebenslang ausreicht. „Das stimmt so nicht, denn zwei Drittel der Frauen und mehr als die Hälfte der Männer dürfen damit rechnen, in Zukunft das Alter von 85 deutlich zu überschreiten: Dann reicht ein Auszahlungsplan nicht aus, um die Lücken aus der gesetzlichen Rente zu schließen“, erklärt de la Viña vom GDV.

Wichtig ist aus ihrer Sicht daher eine lebenslange Rente, die das Einkommen auch im hohen Alter sichert.

Der BVI hält dagegen: „Wir setzen uns dafür ein, dass die Sparer, die keine Leibrente möchten, eine Alternative ohne Beitragsgarantien und Verrentungszwang haben“, entgegnet der BVI-Sprecher auf unsere Anfrage hin.

Die Sparer, die eine Leibrente möchten, sollen sie auch künftig wählen können. Ein Zwang zur Leibrente aber schadet laut Ansicht des BVI allen, die sie nicht wollen.

Die von der Bundesregierung eingesetzte Fokusgruppe zur Reform der privaten Altersvorsorge hat ihre Empfehlungen ausgesprochen. Bis zum Ende der Legislaturperiode sollen die Ergebnisse umgesetzt sein. Aus Sicht der Versicherer werde die Bedeutung von lebenslangen Renten und Mindestgarantien unterschätzt. Und eine sichere Rente bis zum Lebensende ist laut GDV das zentrale Versprechen der Rentenversicherer.

„Entgegen der Behauptung des GDV ist die private Altersvorsorge eine Zusatzrente um den Lebensstandard aufrechtzuerhalten“, so der BVI. Die Hauptquelle der Alterseinkünfte bleibt die gesetzliche Rente. „Wer die Notwendigkeit zusätzlicher staatlicher Transferleistungen heraufbeschwört, scheint davon auszugehen, dass es keine gesetzliche Rente mehr gibt oder dass sie nicht zum Leben reicht“, so der BVI-Sprecher weiter.

Nachträgliche Anmerkung (5. September 2024)

In der ursprünglichen Artikelfassung bezog sich der BVI auf eine Aussage des Aktuars Professor Jochen Ruß, die allerdings etwas verkürzt war. Wir haben sie auf seinen Hinweis hin aus dem Artikel entfernt und zeigen hier ein verlängertes Zitat: „Trotz der notwendigen Kritik an dieser für die Lobby-Arbeit optimierten Studie, gibt es keinen Zweifel, dass Fondsentnahmepläne sinnvolle Produkte sind. Auch in der Altersvorsorge beziehungsweise in der Ruhestandsplanung. Aber eben nicht zur Finanzierung lebenslanger Grundbedürfnisse und des lebenslang gewünschten Lebensstandards.“

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Barbara Bocks

Barbara Bocks ist seit 2011 als Journalistin im Wirtschafts- und Finanzbereich unterwegs. Seit Juli 2024 ist sie als Redakteurin bei der Pfefferminzia Medien GmbH angestellt.

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