Rentenexperte Professor Bernd Raffelhüschen zeigt, wie sich die Corona-Pandemie auf unser Rentensystem auswirkt. © Prof. Bernd Raffelhüschen
  • Von Oliver Lepold
  • 27.01.2021 um 12:23
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 02:45 Min

Rentenexperte Professor Bernd Raffelhüschen erläutert, wie sich die Corona-Pandemie auf unser Rentensystem auswirkt und welche Altersvorsorge-Strategien künftige Rentner verfolgen sollten.

Pfefferminzia: Lässt sich abschätzen, welche Auswirkungen die Corona-Krise auf die demografische Entwicklung hat?

Bernd Raffelhüschen:  Demografisch gesehen handelt es sich um ein vernachlässigbares Ereignis. Corona hat statistisch weder Auswirkungen auf die Fertilität, noch auf die Mortalität, auch wenn Medien das anders behaupten. Lediglich die Migration hat sich verändert, wir haben deutlich weniger Zuwanderung in Deutschland.

Wird sich das Rentenniveau durch die Corona-Krise verändern?

Das Rentenniveau verändert sich nur aufgrund der demografischen Entwicklung oder aufgrund politischer Entscheidungen. Leider wurde eine Folge von Fehlentscheidungen getroffen. 2008 hat der damalige Arbeitsminister Olaf Scholz eine Rentengarantie gegeben. Per Gesetzesvorlage wurde bestimmt, dass die Renten steigen, wenn die Löhne steigen und dass die Renten aber nicht sinken, wenn die Löhne sinken. Gleichzeitig wurde aber bestimmt, dass als Ausgleich im Fall sinkender Löhne später die Renten weniger stark steigen sollen. Diesen Nachholfaktor der Rentengarantie hat Arbeitsminister Hubertus Heil nicht durchblickt und bis 2025 ausgesetzt. Damit ist die Agenda 2010 rentenpolitisch jedenfalls ausgehebelt.

Das heißt, die Rentner stehen letztlich besser da, als es geboten wäre?

Im vergangenen Jahr werden die Äquivalenzlöhne voraussichtlich aufgrund der hohen Kurzarbeiterquote nicht gestiegen sein. Die Renten können nicht sinken, die Corona-Pandemie kennt also nur einen Gewinner: die Rentner. Falls der Fehler von Hubertus Heil nicht korrigiert wird, gewinnen auch die künftigen Rentner auf Kosten der Beitragszahler.

Lässt sich die Riester-Rente sinnvoll reformieren?

Die Kritik an der Riester-Rente wird meistens von Leuten geübt, die sie gar nicht durchdrungen haben. Es gibt 1.500 verschiedene Riester-Renten in drei großen Kategorien, sie basieren entweder auf Versicherungen, Banksparplänen und ähnlichem oder sind fondsgebundene Riester-Renten. Die Niedrigzinsen betreffen nur die Riester-Renten, die im Wesentlichen Anleihe-lastig finanziert sind. Horst Seehofer schimpfte damals, dass die Riester-Rente nichts taugt. Er hat eben einfach die falsche gekauft. Eine vernünftige Beratung würde einen Kunden, der schon mehrere Lebensversicherungen hat, nie in eine rentenversicherungsförmige Riester-Welt schicken. Im Übrigen macht nicht die Zulage, sondern der Sonderausgabenabzug im Einkommensteuerrecht letztlich die Förderung aus; nämlich den Aufschub in die vollständig nachgelagerte Besteuerung. Das ist ein gutes Konzept, das wir weitertragen sollten.

Wer in Zukunft 5 bis 7 Prozent seines Einkommens ratierlich und diversifiziert investiert, wird im Alter seinen Lebensstandard sichern können. So lautet eine Ihrer Aussagen. Aber nur wenn die Finanzindustrie mehr Freiheiten erhält. Was bedeutet das?

Welcher vernunftbegabte Mensch würde eine Bundesobligation kaufen, die man nicht verzinst und wahrscheinlich zurückbezahlt bekommt? Tatsächlich zwingt der Staat die Finanzindustrie in seine eigenen Produkte durch eine Fülle von gesetzgeberischen Vorschriften wie das Niederstwertprinzip, Garantien und Eigenkapitalhinterlegung. Er zwingt die Menschen in wenig volatile Anlageformen. Erst wenn sich das ändert, können die Refinanzierungsstrukturen wirklich effizient allokiert werden. Insofern müsste die Riester-Rente tatsächlich reformiert werden, damit wir von den Garantien wegkommen.

Worauf genau sollten sich die zukünftigen Rentner der Jahre 2030 bis 2060 vorbereiten? Welche Vorsorgestrategie muss man ihnen raten?

Unser gesetzliches Rentensystem schafft eine Basisversorgung. Mehr als 40 Prozent wird nicht drin sein für die künftigen Rentner. Wohlgemerkt, die sind selber schuld, sie hätten ja auch mehr Kinder in die Welt setzen können. Das werden wir auch noch diskutieren müssen, denn Kinder sind teuer und Kinderlose sind letztlich Trittbrettfahrer. Den Rentnern der Zukunft muss man ansonsten genau dasselbe raten wie den Rentnern der Gegenwart und der Vergangenheit: Ratierlich und diversifiziert sparen – also die Eier in mehrere Körbe zu legen und die Körbe langsam zu füllen. Wer das kapiert hat, ist in jedem Jahrhundert gut gefahren.

Welche Fehler im Rentensystem muss der Staat korrigieren?

Wir müssen zurück zur Agenda 2010 und dazu, einen Lebenserwartungsfaktor in die Rente einbauen. Wer länger lebt, muss auch länger arbeiten. Das geht nicht anders. Dann werden unsere Kinder so lange arbeiten für ein Rentenjahr, wie wir das getan haben, den gleichen Beitragssatz wie wir bezahlen und das System auch akzeptieren. Die Rente wird eine Basisversorgung sein, um den Rest muss man sich selber kümmern. Dafür muss die Finanzindustrie die richtigen Tipps an der Hand haben. Und die sind, wie gesagt, möglichst ratierlich und möglichst diversifiziert zu sparen.

Wie sehen Sie die Rolle des unabhängigen Maklervertriebs in Deutschland?

Vernünftigerweise gut, die Rolle des Maklers ist nur eine andere geworden. Früher hat der Finanzsektor den Sahneschaum geliefert und der Kaffee kam von der Rentenversicherung. Jetzt sind die private und betriebliche Altersversorgung Teil des Kaffees und nicht mehr Teil des Sahneschaums obendrauf.

autorAutor
Oliver

Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

kommentare
Ein Freund
Vor 4 Jahren

Da hat der Peter recht, die Abgeordneten/Europapolitischen Abgeordnete/
Beamte/Selbständige usw.. Und vor allem sollen sie wie jeder Arbeitnehmer, Krankenversicherung/Steuern, selbst für die Zukunft vorsorgen usw..Sich wie der Arbeitnehmer sämtliche Utensilien zur Arbeit einkaufen und dann bei einer Steuererklärung versuchen es abzusetzen.
Dann kriegen wir endlich gerecht Gesetze und das Schludern/Veruntreuung oder rauswerfen mit den Milliarden hat ein Ende, z.B. Gutachten fürs Pinkeln ca 300 000 Euro, wieso man daneben Pinkelt im stehen. Automaut usw. usw..
Haftbar und Haftstrafe für Veruntreuung,
Entlassung wie Normale Arbeitnehmer.
Die wiegen doch die Generationen gegen an andere auf um von sich abzulenken.
Die Aussage mancher Beamten und Politiker,
es würde zuviel Kosten stimmen nicht.
Sie sollen doch einmal sagen das der Staatsdiener in den nächsten Jahren oder einen Jahrzehnt fast eine oder über eine
Billion kostet, auf den Kosten der Arbeitnehmer und Rentner.
Wo bleibt unsere großen Gewerkschaften,
die können etwas bewirken oder gehören die dazu.
Mein Slogan : Die Piraten der Zukunft
Könnte endlos schreiben, muss an meine Gesundheit denken und aufhören.
MfG
Ein Freund

Rudolf Ott
Vor 4 Jahren

Herr Rafelhüschen, darf ich Sie bitten einmal nachzudenken was sie da behaupten. 80 Prozent laut Medienberichte der Verstorbenen sind Rentner aus Pflegeheimen. Das sind bei Ihnen die Gewinner? Der eizige Gewinner sind doch Sie. Von wem werden Sie bezahlt, Herr Prof. vom Deutschen Staat. Der ist der Gewinner, den die Rentner die an Covid 19 Sterben bekommen keine Rente mehr.

    Losack
    Vor 4 Jahren

    Diese Aussagen sind asozial und dreist und menschenverachtend ..und erfüllen mal wieder die Spaltung Alt/Jung um zu vertuschen, wie Politik die Rentenbeiträge veruntreut und den Beitragszählern gestohlen haben..wo sind die Gelder hin von Millionen Rentnern??? Haben Löcher damit gestopft die sie selbst verursacht haben…Heute arbeitet kein Mensch mehr 40-50 Jahre..da soll’s wohl sein das kleine Renten Rum kommen!!! Jeder darf heute machen was er will, da kommt bei Influencer und co. natürlich nichts bei rum!!! Aber natürlich sind das alles die heutigen Rentner schuld, ist klar😡😡😡

Hinterlasse eine Antwort

    weitere kommentare
    1 2 3 4 5 6 8
kommentare
Ein Freund
Vor 4 Jahren

Da hat der Peter recht, die Abgeordneten/Europapolitischen Abgeordnete/
Beamte/Selbständige usw.. Und vor allem sollen sie wie jeder Arbeitnehmer, Krankenversicherung/Steuern, selbst für die Zukunft vorsorgen usw..Sich wie der Arbeitnehmer sämtliche Utensilien zur Arbeit einkaufen und dann bei einer Steuererklärung versuchen es abzusetzen.
Dann kriegen wir endlich gerecht Gesetze und das Schludern/Veruntreuung oder rauswerfen mit den Milliarden hat ein Ende, z.B. Gutachten fürs Pinkeln ca 300 000 Euro, wieso man daneben Pinkelt im stehen. Automaut usw. usw..
Haftbar und Haftstrafe für Veruntreuung,
Entlassung wie Normale Arbeitnehmer.
Die wiegen doch die Generationen gegen an andere auf um von sich abzulenken.
Die Aussage mancher Beamten und Politiker,
es würde zuviel Kosten stimmen nicht.
Sie sollen doch einmal sagen das der Staatsdiener in den nächsten Jahren oder einen Jahrzehnt fast eine oder über eine
Billion kostet, auf den Kosten der Arbeitnehmer und Rentner.
Wo bleibt unsere großen Gewerkschaften,
die können etwas bewirken oder gehören die dazu.
Mein Slogan : Die Piraten der Zukunft
Könnte endlos schreiben, muss an meine Gesundheit denken und aufhören.
MfG
Ein Freund

Rudolf Ott
Vor 4 Jahren

Herr Rafelhüschen, darf ich Sie bitten einmal nachzudenken was sie da behaupten. 80 Prozent laut Medienberichte der Verstorbenen sind Rentner aus Pflegeheimen. Das sind bei Ihnen die Gewinner? Der eizige Gewinner sind doch Sie. Von wem werden Sie bezahlt, Herr Prof. vom Deutschen Staat. Der ist der Gewinner, den die Rentner die an Covid 19 Sterben bekommen keine Rente mehr.

    Losack
    Vor 4 Jahren

    Diese Aussagen sind asozial und dreist und menschenverachtend ..und erfüllen mal wieder die Spaltung Alt/Jung um zu vertuschen, wie Politik die Rentenbeiträge veruntreut und den Beitragszählern gestohlen haben..wo sind die Gelder hin von Millionen Rentnern??? Haben Löcher damit gestopft die sie selbst verursacht haben…Heute arbeitet kein Mensch mehr 40-50 Jahre..da soll’s wohl sein das kleine Renten Rum kommen!!! Jeder darf heute machen was er will, da kommt bei Influencer und co. natürlich nichts bei rum!!! Aber natürlich sind das alles die heutigen Rentner schuld, ist klar😡😡😡

Hinterlasse eine Antwort

    weitere kommentare
    1 2 3 4 5 6 8
Pfefferminzia Logo rgb
Suche
Close this search box.
Zuletzt hinzugefügt
Wie die Zukunft der bAV aussieht
Handelsblatt Jahrestagung bAV 2024

Wie die Zukunft der bAV aussieht

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden
AfW-Vermittlerbarometer: Nachhaltigkeit

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden

Zuletzt hinzugefügt
„Ich stelle eine echte Verbindung zu meinen Kunden her“
Interview-Reihe „Auf dem Weg zum Unternehmer“

„Ich stelle eine echte Verbindung zu meinen Kunden her“

„Mein Schweinehund ist einfach ein bisschen kleiner“
Interview-Reihe „Auf dem Weg zum Unternehmer“

„Mein Schweinehund ist einfach ein bisschen kleiner“

Skip to content