Lars Heermann ist Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Rating-Agentur Assekurata © Assekurata
  • Von Andreas Harms
  • 20.01.2025 um 17:59
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Wer bezahlt schon gern viel? Schon klar. Doch wer in der Altersvorsorge ausschließlich auf die Effektivkostenquote schaut, könnte einen Fehler begehen. Denn diese Kennzahl hat Tücken, die Assekurata-Analyst Lars Heermann beschreibt und ausrechnet.

Es klingt im Grunde ganz einfach, was Aufsichtsbehörden und Verbraucherschützer fordern (zum Beispiel die Bafin): Produktkosten in der Altersvorsorge sollen niedrig liegen, denn das steigert die Gesamtrendite und das Ergebnis von Fondspolicen. Das Schlagwort heißt „Value for Money“, also etwa „Leistung fürs Geld“ oder auch ganz simpel „Kundennutzen“. Und diesen Kundennutzen zu erkennen, dabei soll die Effektivkostenquote helfen.

Sie enthält grundsätzlich alle Abschluss- und Verwaltungskosten sowie die Kosten für die Fondsanlage.

Wenn man diese Kennzahl von der jährlichen Rendite der Fondspolice abzieht, erhält man gleich das zweite Schlagwort: „Reduction-in-Yield“ (RIY), also „Ertragsminderung“. Also nimmt man einfach von allen Produkten die Effektivkostenquote, vergleicht sie und wählt dann das günstigste?

So einfach ist es leider nicht, erklärt der Analyst Lars Heermann von der Assekurata Rating-Agentur. Denn wie er in einem Beitrag feststellt, ist diese Kennzahl schlicht nicht konstant. Um sie vergleichbar zu bekommen, müssten Standardverträge her, in dem alle anderen Parameter gleich sind. So macht Heermann drei zentrale Einflüsse aus, die die Effektivkostenquote beeinflussen:

  • Beitrag – weil die Effektivkostenquote auch Fixkosten enthält. Fixkosten wiederum verteilen sich auf den Beitrag und wirken bei höheren Beiträgen somit relativ niedriger als bei niedrigen
  • Laufzeit – weil sich die anfänglichen Kosten über die Laufzeit verteilen. Analog zum Beitrag wirken sie bei langer Laufzeit somit relativ niedriger als bei kurzer
  • Renditeannahme – weil Renditen im Gegensatz zur Kalkulation in der Realität nicht gleichmäßig sind. Je stärker die Kapitalmärkte schwanken, desto höher kann der Ertrag sein und somit auch die Effektivkostenquote

Wie stark das ins Gewicht fällt, hat Heermann in einer spannenden Rechnung aufgeschlüsselt. Ihr legte er eine fondsgebundene Rentenversicherung zugrunde. Anschließend veränderte er immer nur einen einzigen Parameter und berechnete dann die Effektivkostenquote neu. Besonders stark fällt das bei der Laufzeit auf. Läuft ein Vertrag einfach nur die steuerfreundlichen zwölf Jahre, könnte sie 2,2 Prozent im Jahr kosten. Bei einer Laufzeit von 40 Jahren verteilt sich alles besser und beträgt nur noch 0,8 Prozent im Jahr.

Die Ergebnisse mit den Parametern zeigt die folgende Grafik:

Wie Parameter die Effektivkostenquote einer Fondspolice verändern können (Quelle: Assekurata)
Wie Parameter die Effektivkostenquote einer Fondspolice verändern können (Quelle: Assekurata)

Doch selbst wenn unterschiedliche Kunden tatsächlich dieselben Parameter wählen, können ihre Kostenquoten unterschiedlich ausfallen. So schreibt Heermann: „Besonders große Steigerungen von bis zu 30 Basispunkten [entspricht 0,3 Prozentpunkten, Anm. d. Red.] konnten wir für Dynamikanpassungen, Teilauszahlungen und Beitragsfreistellungen nachweisen.“ Hinzu kommt, dass die Kennzahl die Kosten in der Auszahlphase nicht mit einbezieht.

Nur, was macht man mit diesen Erkenntnissen? Ab in die Tonne mit der Kennzahl? Das nun auch wieder nicht. Denn die Effektivkostenquote kann tatsächlich vorab einen Eindruck vermitteln, wie teuer so ein Vertrag wird. Sie ist aber mit einiger Vorsicht zu genießen, da sie „ein Indikator, aber eben kein Preisschild ist“, wie es der Analyst ausdrückt.

Sie ist einfach ein Kriterium von mehreren.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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