- Von Lorenz Klein
- 25.09.2023 um 15:41
Die Amtszeit von Frank Grund als Exekutivdirektor für die Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht der Bafin neigt sich dem Ende zu, am 30. September macht Grund nach acht Jahren Schluss bei der Bonner Behörde. Doch bevor sich der Rheinländer in den Ruhestand verabschiedet, hat er der Branche noch einmal ins Gewissen geredet – sein Rat an die Versicherungswirtschaft sei immer gewesen: „Nimmt das ernst, begrenzt die Provision auf ein vernünftiges Maß, schafft exzessive Kosten ab – das ist die beste Methode, ein Provisionsverbot zu verhindern.“
Grund war zu Gast im „Verbraucherschutz-Podcast“ der Bafin und sprach darin eine gute halbe Stunde über Themen, die ihn und die Versicherungsbranche bewegen – im Mittelteil (ab Minute 20:00) ging es dann um die Themen Provisionen, Honorarberatung und die damit einhergehende Debatte um ein mögliches Verbot von Provisionen im Versicherungsvertrieb.
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„Ich war immer skeptisch gegenüber einem Provisionsverbot“, sagte Grund und das sei auch die Haltung der Bafin. Denn ein Provisionsverbot könne dazu führen, dass nur noch bestimmte Kundenschichten Produkte angeboten bekämen, so der Bafin-Mann. Dies legten Erfahrungen in anderen Märkten nahe. Die Alternative zum Provisionssystem sei die Honorarberatung – doch auch der Berater „macht das nicht umsonst“, wie Grund erklärte. So erhebe der Honorarberater einen Stundensatz für die Beratung zu „zum Teil doch recht hohen Kosten“. Das rechne sich zwar bei großen Versicherungssummen, doch für Kunden, „die kleinere Verträge abschließen wollen, rechnet sich das in der Regel nicht“.
Grund weiter:
Da ist das provisionsgestützte Vertriebssystem eine deutlich bessere Variante. Hier ist über die Provisionen gesichert, dass breite Bevölkerungsschichten auch in den Genuss einer Beratung kommen können.“
Zugleich warnte Grund die Verbraucher davor, sich in Finanzfragen nur auf das Internet zu verlassen. Hier gelte „Vorsicht an der Bahnsteigkante“. „Online heißt noch lange nicht kostenlos, auch das kann sehr teuer werden.“ Vielmehr könne „ein guter Beratungsansatz durch einen gut ausgebildeten Vermittler sehr viel wertvoller sein“, betonte der Bafin-Aufseher. Zumal viele Kunden eine ordentliche, gute Beratung benötigten – und das sei ein Job, der auch bezahlt werden müsse. „Da ist die Provision, soweit sie denn nicht exzessiv ist, aus meiner Sicht immer noch die beste Methode“, fuhr der Chefaufseher fort.
Im Gegenzug machte Grund deutlich, dass die Bafin darauf achten müsse, dass „keine übermäßigen Kosten, keine exzessiven Kosten entstehen“. Deshalb habe die Behörde im vergangenen Jahr ein entsprechendes Merkblatt veröffentlicht (wir berichteten).
Dazu Grund: „Wir prüfen derzeit einige Gesellschaften sehr konkret, Ergebnisse kann ich noch nicht verkünden, das wird nach meiner Zeit passieren.“ Die Behörde sei „mit Hochdruck“ dabei, darauf zu achten, „dass Kostenausreißer nach oben sehr sorgsam analysiert werden, ob das alles mit rechten Dingen zugeht oder nicht“. Grunds Resümee: „Eine gute Beratung kostet Geld – ist auch Geld wert, aber wir müssen darauf achten, dass es keine exzessiven Kosten sind.“
„Dann kann in der Tat ein Provisionsverbot drohen“
Mit Blick auf die EU-Kleinanlegerstrategie der Europäischen Kommission erklärte Grund, dass diese „noch im Werden“ sei. Er begrüße es aber, dass demzufolge kein generelles Provisionsverbot in der gesamten EU eingeführt werden solle – und schob eine Warnung hinterher.
Das finde ich sehr gut, aber ich betrachte das gewissermaßen auch als letzte Chance für die Branche, ein Provisionsverbot abzuwenden. Denn die Europäische Kommission hat genauso gesagt: Wir werden uns in wenigen Jahren das Thema nochmal anschauen – und dann kann in der Tat ein Provisionsverbot drohen.“
Grundsätzlich müssten sich Verbraucher auf ihren Versicherer im Ernstfall verlassen können, befand Grund zu Beginn des Podcasts. Dieser müsse in der Lage. sein, die vertraglich vereinbarten Leistungen auszubezahlen. Dafür müssten Versicherer über einen sehr langen Zeitraum finanziell stabil sein – und das sei genau das Ziel der Versicherungsaufsicht: Dafür zu sorgen, dass die Versicherer auch in Zukunft zahlen können, so Grund.
Im Podcast kündigte der Fast-Ruheständler außerdem an, dass er der Versicherungswelt wohl in irgendeiner, nicht näher genannten Form auch in Zukunft erhalten bleiben werde – denn die Themen der Branchen seien einfach viel zu spannend. Et kütt wie et kütt, sagt man im Rheinland.
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