- Von Lorenz Klein
- 05.06.2018 um 17:49
„In Deutschland gibt es 80 Millionen Bundestrainer“ – dieser Satz ist spätestens dann wieder zu hören, wenn die künftigen WM-Ergebnisse der deutschen Nationalmannschaft an die mauen Leistungen der jüngsten Testspiele anknüpfen sollten. In Abwandlung dazu dürfte – etwas zugespitzt formuliert – aber auch dieser Satz zutreffen: „In Deutschland gibt es 80 Millionen Rentenexperten“.
Versicherungsverband startet Online-Rechner für Verbraucher
Dramatische Finanzierungslücke befürchtet
Wer meint, es besser zu wissen als die Rentenkommission, die am Mittwoch offiziell ihre Arbeit aufnimmt, kann nun selbst einen Blick in die Glaskugel werfen und über die Zukunft der gesetzlichen Rentenversicherung orakeln. Möglich machts ein neuer Online-Rechner namens „Rentenminister“, der es laut Versicherungsverband GDV ermöglicht, ganz eigenhändig „an den zentralen Stellschrauben Beitragssatz, Rentenniveau und Renteneintrittsalter“ zu drehen. Die Auswirkungen der getroffenen Entscheidungen sollen dem Nutzer dann bis zum Jahr 2060 präsentiert werden.
Wie der GDV im Rahmen der Vorstellung in Berlin erklärte, basiert der Rechner auf dem geltenden Recht von Anfang 2018. Die zugrunde gelegten Informationen zu Rentenniveau, Beiträgen und Steuerzuschuss basieren demnach auf der geltenden Rentenformel.
Mithilfe des Rentenministers sollen sich unterschiedliche Reformoptionen leichter nachvollziehen lassen, heißt es. Zudem solle der Rechner den Anwendern ein Gefühl dafür geben, „wer welche finanziellen Lasten bei Reformvorschlägen tragen müsste“.
Beispiel: Sollte die im Koalitionsvertrag für die Zeit bis 2025 vereinbarte „doppelte Haltelinie“ – Rentenniveau von 48 Prozent und Beitragssatz von nicht über 20 Prozent – auch für die weitere Zukunft festgeschrieben werden, sei allein für das Jahr 2040 für den Bundeshaushalt eine Mehrbelastung von rund 100 Milliarden Euro zu erwarten, wie der GDV auf Basis von Prognos-Berechnungen mitteilt.
„Steigende Lebenserwartung darf nicht tabu sein“
Die Rentenkommission solle sich keine Denkverbote auferlegen, wünscht sich Peter Schwark, Mitglied der GDV-Geschäftsführung. Auch eine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters von 67 Jahre auf 68 oder 69 Jahre dürfe „angesichts einer immer weiter steigenden Lebenserwartung nicht tabu sein“, so Schwark.
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