- Von Lorenz Klein
- 30.05.2023 um 14:30
„Die Rente mit 63 kostet Wohlstand, belastet künftige Generationen und setzt die falschen Anreize“ – mit diesen Worten hat der Fraktionsvize der Union, Jens Spahn (CDU), die Debatte um eine Abschaffung der „Rente mit 63“ angefacht. Zwar erntet die Union mit ihrem Vorstoß großen Widerspruch bei den übrigen Bundestagsfraktionen SPD, Grüne, Linke, FDP und AfD sowie auch bei den Gewerkschaften – doch die Gegner formieren sich.
„Die Rente mit 63 passt nicht mehr in die Zeit und muss bis spätestens Ende 2030 auslaufen“, findet Thorsten Alsleben, Geschäftsführer der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Ab 2031 sollten wieder alle Beschäftigten und Rentner gleich behandelt werden „und nicht mehr einzelne Gruppen auf Kosten der anderen privilegiert werden“, so Alsleben weiter. Denn tatsächlich sorge die „Rente mit 63“ lediglich für teure Fehlanreize, wie eine Studie im Auftrag der INSM nun ergeben habe.
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Demzufolge müssten die Rentenbeitragszahler allein bis 2035 fast 140 Milliarden Euro zusätzlich bezahlen, wie Berechnungen des mit der Studie beauftragen Prognos-Instituts ergeben haben. Zudem habe die Rente mit 63 allein im vergangenen Jahr mehr als 200.000 Beschäftigte dem Arbeitsmarkt entzogen. Ohne die Regelung wäre die Fachkräftelücke rund 10 bis 20 Prozent geringer, während Rentner zugleich mehr Rente bekämen, wie die Autoren erklärten.
Hintergrund: 2014 ermöglichte es die damalige schwarz-rote Bundesregierung, dass langjährig Versicherte, die mindestens 45 Jahre Beiträge eingezahlt haben, früher in Rente gehen können: Vor 1953 Geborene konnten ohne Abschläge mit 63 in Rente gehen, bei Jüngeren, die bis 1963 geboren wurden, steigt die Altersgrenze schrittweise: Vom Geburtsjahrgang 1964 an liegt sie dann wieder bei 65 Jahren.
Beitragssatz könnte bei Abschaffung bei 18,6 Prozent stabilisiert werden
Bei einer Abschaffung dieser Regelung könnte der Beitragssatz bis Ende des Jahrzehnts auf dem heutigen Niveau von 18,6 Prozent stabilisiert werden, statt auf 19,1 Prozent zu steigen, argumentiert nun die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Bereits 2025 würden die Beitragszahler demzufolge um rund 8 Milliarden Euro entlastet. „Bei einem Durchschnittsverdiener mit 4.000 Euro Bruttolohn wären das 240 Euro weniger Sozialabgaben im Jahr für ihn und seinen Arbeitgeber“, teilte die Initiative am Pfingstmontag auf Basis der Prognos-Berechnungen mit. Auch auf das Rentenniveau würde sich die Abschaffung positiv auswirken: Ein Rentner mit Bruttostandardrente würde demzufolge im Jahr 2030 insgesamt 384 Euro mehr Rente bekommen.
Und selbst wenn man die Rente mit 63 erst zum 1. Januar 2031 abschaffen würde, gäbe es „erhebliche Entlastungen für Beitragszahler und Verbesserungen für die große Mehrheit der Rentner“, betont INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben. Bis 2045 würde das die Rentenkasse um rund 227 Milliarden Euro entlasten und der Anstieg des Rentenbeitrags um 0,5 Prozentpunkte geringer ausfallen. In beiden Szenarien würde zudem der Bundeshaushalt entlastet, da der Bund weniger an die Rentenversicherung überweisen müsste.
Alslebens Resümee: „Die Rente mit 63 kostet nicht nur die Beitragszahler Milliarden, sie geht auch zulasten aller Rentnerinnen und Rentner, die keine vergleichbare Bevorzugung bekommen.“
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