- Von Lorenz Klein
- 21.02.2023 um 15:56
Der CDU-Finanzexperte und Bundestagsabgeordnete Carsten Brodesser hat im Gespräch mit Pfefferminzia die ablehnende Haltung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gegen eine EU-weite Abschaffung von Provisionen in der Anlageberatung bekräftigt: „Wir von der Union möchten, dass möglichst viele Menschen in Deutschland unkompliziert, kostengünstig und qualifiziert eine gute Anlageberatung erhalten.“ Ein Provisionsverbot, wie es derzeit von Finanzkommissarin Mairead McGuinness auf EU-Ebene diskutiert wird (wir berichteten), würde indes dazu führen, dass eine solche Anlageberatung „breitflächig nicht mehr dargestellt werden kann“, so Brodesser.
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Grüne wollen Provisionsverbot – und riskieren Zwist mit FDP
Provisionsverbot – Union drängt auf Ampel-Klartext
„Gute Beratung braucht auch eine gute Vergütung. Eine rein honorarbasierte Anlageberatung führt unseres Erachtens zum falschen Weg“, fuhr der 55-jährige Finanzfachmann der Union gegenüber Pfefferminzia fort (hier das Podcast-Interview in voller Länge anhören).
„Was wäre denn, wenn es keine provisionsbasierte Anlageberatung in Deutschland gäbe?“, gab Brodesser weiter zu bedenken. Es müsste dann eine andere Art der Vergütung geben, befand der Bundestagsabgeordnete aus Nordrhein-Westfalen, denn „über eines müssen wir uns im Klaren sein: Beratung kostet Geld“.
Berechtigterweise gebe es mit der Provisionsberatung und der Honorarberatung „zwei koexistierende Modelle“, fuhr Brodesser fort – er könne sich allerdings nicht vorstellen, dass gerade Bürgerinnen und Bürger mit kleinem oder mittlerem Einkommen dazu bereit seien, „für eine Grundberatung 183 Euro auf den Tisch zu legen“. (Anm. d.. Red.: 183 Euro entsprechen laut dem Verbund der Honorarberater dem durchschnittlichen Stundenhonorar seiner Mitglieder).
„Genau diese Fragen muss man stellen“
Daher sei er der Ansicht, dass viele Menschen im Falle eines Provisionsverbots von einer Anlageberatung keinen Gebrauch machen würden – und dann gebe es zwei Möglichkeiten, so der CDU-Parlamentarier: „Entweder sie legen gar nicht an oder sie stützen sich auf eine Eigenrecherche im Internet oder auf Robo-Advisor – und ich glaube, das führt zu Fehlallokationen und auch zu falscher Anlage“, warnte der Unionsmann, der seit 2017 dem Finanzausschuss des Bundestags angehört.
Man müsse daher Mairead McGuinness fragen: „Möchten Sie, dass weniger Menschen sparen und anlegen? Und möchten Sie gleichzeitig, dass diejenigen, die dann noch anlegen, falsch anlegen und falsch beraten werden?“ Das seien zwar „provokante Fragen“, so Brodesser, „aber genau diese Fragen muss man stellen“.
„Eine ganz bedenkliche Entwicklung“
Dabei verwies der Abgeordnete auf das Beispiel Großbritannien, wo vor einigen Jahren die provisionsbasierte Beratung abgeschafft wurde. Hierzu gebe es entsprechende Erkenntnisse der Finanzaufsicht FCA, wonach gerade Bezieher von kleinen oder mittleren Einkommen keine private Investmentstrategie und keine Anlageberatung durchführten. Das sei „eine ganz bedenkliche Entwicklung“, schlussfolgerte Carsten Brodesser.
Zugleich gab sich der 55-Jährige zum Schluss des Gesprächs optimistisch, ein Provisionsverbot abzuwenden. Auf die Abschlussfrage, ob ein Provisionsverbot letzten Endes kommen wird, entgegnete Brodesser mit einem knappen „Nein“.*
Was CDU/CSU außerdem mit ihrer aktuell laufenden Kleinen Anfrage an die Bundesregierung zum Provisionsverbot bezwecken, wie Brodesser über vermeintliche Provisionsexzesse im Finanzvertrieb sowie über die Bürgerrente des GDV denkt und welche Vorschläge er selbst zur Zukunft der geförderten und privaten Altersvorsorge beizutragen hat, erfahren Sie hier.
* Hinweis der Redaktion: In der Rohfassung des Audio-Interviews lautete die Abschlusspassage so: „Wird der Provisionsdeckel kommen beziehungsweise wird ein Provisionsverbot kommen, letzten Endes – in der Anlageberatung und vielleicht womöglich auch in der Versicherungsanlageberatung?“ „Nein“. Durch einen Schnittfehler lautete die veröffentlichte Frage stark verkürzt so: „Wird der Provisionsdeckel kommen, letzten Endes?“. Für diesen Fehler bitten wir um Entschuldigung.
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