Ingolf Putzbach ist Geschäftsführer von Sum.cumo, eines Technologie-Unternehmens für Versicherer © Sum.cumo
  • Von Ingolf Putzbach
  • 10.05.2019 um 15:53
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lesedauer Lesedauer: ca. 03:50 Min

Die Idee der Bipro-Normen, nämlich einen genormten Datenaustausch zwischen Versicherer und Makler herzustellen, ist eine sehr gute. Nur kommt das Projekt nicht recht voran. Und das werden vor allem mittelständische Versicherer und Makler zu spüren bekommen, glaubt Ingolf Putzbach, Geschäftsführer von Sum.cumo, eines Technologie-Unternehmens für Versicherer. Wie sich das Dilemma lösen ließe, schreibt er in seinem Gastbeitrag.

Der Versicherungsmarkt hat in den vergangenen Jahren eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit gegen Veränderungen gezeigt. Weder neue Marktteilnehmer noch veränderte Kundenbedürfnisse oder die Regulierung haben die Marktstruktur erschüttern können. Das gilt insbesondere auch für Makler und Maklerversicherer.

Auch im Zeitalter der Digitalisierung finden große Teile des Datenaustauschs zwischen Versicherer, Makler und Kunde per Brief, Fax, Telefon oder Email statt. Das sind alles Formate, die eine automatisierte Verarbeitung erschweren. Und so gab es bei Qualität, Geschwindigkeit und Effizienz in der Breite kaum Fortschritte. Die großen Hoffnungen, die einige Maklerbetriebe in die Bipro-Normen gesetzt haben, wurden nur zum Teil erfüllt. Eigentlich kaum zu glauben, dass schon 2007 die ersten Bipro-Normen veröffentlicht wurden. Warum hat die Branche die großen Chancen eines genormten Datenaustausches nicht erkannt und bis heute nur halbherzig umgesetzt?

Die möglichen Antworten stellen Versicherern und Maklern allesamt kein gutes Zeugnis aus:

  • Das technische Verständnis und die technischen Möglichkeiten sind noch lange nicht auf der Höhe der Zeit. Zu lange wurde an veralteter IT festgehalten. Orientierung am Marktgeschehen in anderen Branchen fand kaum statt.
  • Proprietäre Lösungen haben auch Vorteile. Sie schützen die schwächeren Anbieter, weil sie einer schnellen Veränderung von Marktanteilen entgegenstehen. Die Insurtech-Makler wie Knip oder Get Safe sind daran gescheitert.
  • Solange die Vertriebskosten noch so hoch sind wie heute, ist eine effiziente Abwicklung nicht nötig. Doch hier könnte es durch die weitere Provisionsregulierung bald ungemütlich werden.
  • Versicherer haben es geschafft, administrative Aufgaben und somit Kosten auf die Maklerschaft zu verlagern und konnten so Investitionen in moderne IT-Lösungen vermeiden.

Bei Bipro hat es die Branche verpasst, sich selbst einen zeitgemäßen Rahmen zu verordnen. Die Leidtragenden werden nicht die großen Makler und Vertriebe sein, die längst ihre eigenen Lösungen aufgebaut haben und daher als Zugmaschine für BiPRO inzwischen ausfallen. Gefragt wären eigentlich die Mittelständler unter den Maklerversicherern und Maklern, die in einem starken gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnis voneinander stehen. In anderen Branchen gelten deutsche Mittelständler übrigens als überdurchschnittlich innovativ.

Während der Weg zu Open Insurance, also der Fähigkeit, Kunden-, Vertrags- oder Servicedaten standardisiert mit verschiedenen Partnern auszutauschen, noch im Dunkeln liegt, entfaltet Open Banking über die PSD2-Richtlinie der EU gerade seine Wirkung und verändert die Bankenwelt. Banken müssen nun ihre Schnittstellen offen legen, um Kunden- und Transaktionsdaten standardisiert mit anderen Finanzdienstleistern, Fintechs und Geschäftspartnern auszutauschen oder Services öffentlich bereitzustellen. Der Vorteil von Open Banking ist eine erhöhte Prozesseffizienz, gesteigerter Wettbewerb und die Förderung von Innovationen. Letztendlich ist dann der Endkunde Nutznießer eines effizienteren Marktes, in dem Dienstleistungen einfacher nutzbar und preiswerter werden.

Große Schwäche vieler Maklerbetriebe

Um in der viel beschworenen Welt der digitalen Ökosysteme bestehen zu können, wird auch für Versicherer kein Weg daran vorbeiführen, als über APIs (Application Programming Interfaces) die Fähigkeit zum standardisierten Datenaustausch mit verschiedenen Partnern aufzubauen. Vom Grundsatz her haben die meisten Versicherer dies auch verstanden und sind dabei, ihre IT in aufwendigen Ertüchtigungsprojekten aufzurüsten und entsprechend umzubauen.

Doch sind auch die Makler dabei, ihre Maklerverwaltungsprogramme und sonstige IT zu modernisieren? Leider offenbart sich hier eine große Schwäche der meisten Maklerbetriebe, die über Jahre nicht ausreichend investiert haben. Und indirekt besteht auch eine Abhängigkeit zu den Anbietern von Makler-Software. Viele dieser Software-Produzenten haben über Jahre „unterinvestiert“ und wenig getan, um die Software cloudfähig und über offene Schnittstellen integrierbar zu machen.

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