- Von Redaktion
- 17.07.2020 um 11:13
Der Vorteil provisionsfreie Anteilsklassen
Dazu kommt noch die Sache mit den „Clean Shares“, also den Varianten ein und desselben Fonds, die besonders transparent und provisionsfrei und daher günstig sind. Das muss man sich schon mal vergegenwärtigen: Für den Flossbach von Storch Multiple Opportunities statt 1,6 Prozent laufende Kosten nur 0,9 Prozent – das ist schon ein Wort (machen andere aber auch schon, wie die Condor). Und dann noch neuerdings die Hochrechnungen nach der Bruttomethode, die Standard Life in der medialen Kommunikation wie eine Monstranz vor sich herträgt. Sie haben es zwar nicht erfunden, aber sie vermarkten es gut.
Der „Weitblick“ im Wortsinne kommt speziell an zwei Stellen zum Tragen. Zum einen bei der „Familien-Option“, bei der bis zu zwei Versicherungsnehmer und zwei versicherte Personen hinterlegt werden können. Erb- und Schenk-Experten freuen sich über die vielen schönen Konstruktionen, die damit möglich sind. Als Versicherungsnehmer ein Prozent der Vater und 99 Prozent Sohn oder Tochter, versicherte Person der Papa – das ist steuerlich und familienhygienisch inzwischen ja fast schon ein Klassiker. Zum zweiten sind es die Entnahmepläne, die bedingungsgemäß kostenlos sind.
Die Kosten: Der Vermittler hat es in der Hand
Doch leider hilft das nicht viel, wenn der Kunde es an anderer Stelle wieder bezahlen muss. Und jetzt muss man aufpassen. Mit 2,0 Prozent Abschlussgebühr (Alpha-Kosten), 0,1 Prozent auf das Vertragsvermögen (Gamma-Kosten), 60 Euro Stückkosten (Kappa-Kosten) und Pi mal Daumen 0,05 Prozent für die Todesfallabsicherung, ist Standard Life in Benchmark-Nähe was die Abgaben angeht, die der Versicherer erhebt. Aber die Vermittlervergütung kommt halt noch dazu (außer beim Nettotarif N, aber da wird der Berater regelmäßig außerhalb des Vertrages eine Honorarnote versenden). Bei der Tarifstufe S (wie Standard) ist man dann bei 5,5 Prozent Alpha und 0,65 Prozent Gamma. Kappa und Risiko verändern sich nicht.
Und das wiederum führt in der Endabrechnung dazu, dass bei einer Fondspolice des Volkswohl Bunds bei 20.000 Euro Einzahlung auf 20 Jahre bei 6 Prozent Bruttowertentwicklung fast 5.000 Euro mehr am Ende stehen. Den Volkswohl Bund hab ich übrigens nur als Beispiel genommen, weil der die „Fondspolice als Einmalanlage“ nicht wirklich aggressiv ins Schaufenster stellt. Es liegt also letztlich am Vermittler. Der kann im V-Tarif (V wie „Variabel“) seine Vergütung in gewissen Grenzen sogar selbst gestalten. Und wenn man jetzt hergeht, und dem Berater abverlangt, dass er sich bitte regelmäßig und „weitblickend“ um den Vertrag seines Kunden kümmert, dann kann eine höhere Bezahlung ja ohne Zweifel angemessen und fair sein. Positiv formuliert: Standard Life lässt dem Markt freie Hand.
Die Sache mit der Sicherungseinrichtung
Aus Kundensicht spannender wird es eh bei den großen Tickets, weil die Versicherer- Abschlussgebühr bei 100.000 Euro gekappt wird (also die 2 Prozent, siehe oben). Zusammen mit der „Clean Share“-Thematik kann das ganz attraktiv sein im Vergleich zum Direktdepot.
Aber dann steht im BIB noch der neuralgische Satz, dass Standard Life „keiner Einrichtung zur Sicherung von Ansprüchen von Versicherten“ angehört. Klar, man kann darauf verweisen, dass die Kundenvermögen in Irland getrennt vom Vermögen der Gesellschaft gehalten werden müssen. Doch das und dass im Fall der Grätsche der Gesellschaft mit dem Anlegergeld der Insolvenzverwalter bezahlt werden muss, ist leider gar nichts für die immer noch weitgehend spießbürgerliche deutsche Anlegerseele.
Wenigstens die Angebotsausdrucke von Standard Life sind immer noch so formschön und übersichtlich wie, hach, in der guten alten Zeit…
Fazit
„Weitblick“ rundet eine inzwischen stimmige Angebotspalette bei Standard Life ab. Der Markenauftritt überzeugt, aber…it’s a long way back.
8 von 10 Punkten
Über den Autoren
Christian Geier, Jahrgang 1974, ist Vorstand bei der FP Finanzpartner AG und dort unter anderem zuständig für die Produktauswahl und Sicherung der Beratungsqualität. Zudem leitet er dort das umsatzstärkste Ressort „Personenversicherungen“. Der promovierte Kultur- und Betriebswirt berät dabei immer noch seine eigenen Kunden und lebt und arbeitet im niederbayerischen Straubing.
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