Henning Kühl, Chefaktuar von Policen Direkt. © Policen Direkt
  • Von Lorenz Klein
  • 23.10.2020 um 14:47
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 01:30 Min

Die Allianz hat es vorgemacht, die Branche dürfte zügig folgen. „Die klassische Brutto-Beitragsgarantie fällt auf breiter Front“, erwartet Henning Kühl, Chefaktuar des Zweitmarkthändlers Policen Direkt. Laut Kühls Analyse erfordert die wachsende Garantielast weitere „stabilisierende Maßnahmen“ für die Branche.

Die Lebensversicherer ächzen zunehmend unter der hohen Garantielast. Bei 24 von 82 Lebensversicherern reichten die 2019 erwirtschafteten Kapitalerträge nicht aus, um die Garantieverpflichtungen zu erfüllen und die gesetzlich vorgeschriebene Reserve zu bedienen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse des Zweitmarkthändlers Policen Direkt. Mit anderen Worten: Die Zinsflaute nagt zunehmend an der wirtschaftlichen Substanz der Unternehmen.

Immerhin: Obwohl die Garantieanforderungen gegenüber dem Vorjahr um rund 12 Prozent auf 31,7 Milliarden Euro (siehe Grafik) gestiegen seien, würden diese von der Branche „stabil erfüllt“, heißt es laut der Policen-Direkt-Analyse, die auf den veröffentlichten Zahlen zur Mindestzuführungsverordnung (MindZV) basiert. Doch wie lange geht das noch gut? „Beim Blick auf die einzelnen Unternehmen zeigt sich, dass fast die Hälfte der Unternehmen auf Sicht fährt. Sie erfüllen die Anforderungen nur äußerst knapp“, bilanziert Henning Kühl, Chefaktuar von Policen Direkt.

„Klassische Brutto-Beitragsgarantie fällt auf breiter Front“

Kühl geht vor dem Hintergrund der angespannten Finanzlage bei vielen Lebensversicherern davon aus, „dass stabilisierende Maßnahmen in der Branche weiterhin auf der Tagesordnung stehen“. Hauptsächlich beobachte er dabei neben einzelner Unternehmenszusammenschlüsse eine „Konsolidierung auf Produktebene“.

„Traditionelle Garantien spielen dabei kaum eine Rolle mehr. Die klassische Brutto-Beitragsgarantie fällt auf breiter Front“, analysiert der Versicherungsmathematiker im Hinblick auf das Vorpreschen von Marktführer Allianz, der den Beitragserhalt im Leben-Neugeschäft nur noch bei Riester und bAV-Verträgen garantieren möchte (wir berichteten).

Win-win-Situation für Versicherer und Kunde?

Wenn Lebensversicherer damit das Anlagerisiko auf ihre Kunden übertragen, so der Experte, wirke das positiv auf die Krisenfestigkeit der Unternehmen. Das gelte angesichts dauerhaft niedriger Zinsen womöglich auch aus Kundensicht „mit Blick auf eine künftig weiter auskömmliche und finanzierbare Altersvorsorge“.

Kühls Appell an die Branche: „Zeitgemäße Garantiemodelle sind gerade angesichts der niedrigen Zinsen mitunter unumgänglich, in jedem Fall aber erklärungsbedürftig. Für die Kunden bleiben sichere Werte und transparente Informationen zur Vertragsentwicklung entscheidend bei der privaten Altersvorsorge.“

Alle Zahlen und Details zur Analyse gibt es hier.

autorAutor
Lorenz

Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb
Suche
Close this search box.
Zuletzt hinzugefügt
Wie die Zukunft der bAV aussieht
Handelsblatt Jahrestagung bAV 2024

Wie die Zukunft der bAV aussieht

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden
AfW-Vermittlerbarometer: Nachhaltigkeit

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden

Skip to content