- Von Oliver Lepold
- 17.11.2023 um 14:19
Constantin Papaspyratos, Bund der Versicherten, bewertete den Verordnungstext als „Kompromisstext mit viel Licht und Schatten“. Der Experte ist der Ansicht, dass die Brüsseler Pläne im Entwurfsstadium steckenbleiben werden. Das Zeitfenster zur Verabschiedung sei einfach zu eng, zumal die zuständige EU-Kommissarin Mairead McGuinness möglicherweise bald in die irische Politik zurückkehren werde. Da es aber anders als in der nationalen Politik auf EU-Ebene keine Diskontinuität gibt, kann eine neu gewählte Kommission das Projekt jederzeit wieder aufgreifen und zu Ende führen.
Professor Jochen Ruß, ifa, wies daraufhin, dass auch abseits der EU-Kleinanlegerstrategie weitere Herausforderungen für das deutsche Modell der Provisionsberatung bestehen. Bereits in Kraft seien die Wohlverhaltensregeln, wo es um einen klar definierten Zielmarkt und die Renditeerwartung gehe. „Ein Produkt muss mit hinreichender Wahrscheinlichkeit die Renditeerwartung erfüllen, auch wenn es vorzeitig gekündigt wird. Das ist schwierig bei provisionierten Produkten, wo viele Kosten zu Beginn der Laufzeit anfallen“, so Russ. Zudem gelte: Je komplexer ein Produkt, desto enger der Zielmarkt. Auch dies könne indirekt einen großen Druck auf Provisionen auslösen.
Private Altersvorsorge auf gutem Weg
Die Vorschläge der von der Bundesregierung eingesetzten Fokusgruppe private Altersvorsorge wurden auf breiter Front positiv beurteilt. Dazu gehören der Bestandsschutz für Riester und eine neue Fördersystematik, die ähnlich wirkt wie bei Riester aber weniger komplex ist. Zudem die Möglichkeit für Sparer, auf eine chancenreichere Kapitalanlage zu setzen bei einer Abkehr von der verpflichtenden 100-prozentigen Beitragsgarantie.
„Das ist ein großer Wurf, wir erkennen darin nichts Negatives. Wir wären glücklich, wenn das so umgesetzt wird“, urteilte AfW-Vorstand Wirth. „Die Zielsetzung ist klar, die Reform ist überfällig. Viele Verbesserungsvorschläge sind unstrittig“, sagte Grünen-Politiker Schmidt. Er bestätigte, dass mit einem Entwurf aus dem Finanzministerium Anfang kommenden Jahres zu rechnen sei. Das Gesetz solle dann zum 1. Januar 2025 scharf gestellt werden.
Fazit: Die Experten sind sich einig, dass ein umfassendes Provisionsverbot vom Tisch ist, dennoch könnte den Maklern beim Vertrieb von Versicherungsanlageprodukten über eine missverständliche Formulierung im Entwurf Unbill drohen. Hier laufen Bemühungen der Verbände und der Politik, dies zu verhindern. Die meisten Vorschläge der Fokusgruppe private Altersvorsorge hingegen stießen auf breite Zustimmung.
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