Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt stellt die Finanzbranche vor große Herausforderungen. © picture alliance | Karl-Heinz Spremberg
  • Von Achim Nixdorf
  • 02.02.2021 um 16:12
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Welche Themen über die Auswirkungen der Pandemie hinaus sind für die Finanzbranche künftig am wichtigsten? Diese Frage stellte der Finanzdienstleister Plansecur seinen Beratern. Das Ergebnis ist eindeutig: Zwei Drittel der Experten stufen die anhaltende Niedrigzinspolitik der EZB als größte Herausforderung für die nächsten Jahre ein. Doch es gibt noch weitere interessante Erkenntnisse.

Die Politik des billigen Geldes bereitet der Finanzbranche zunehmend Sorgen. Das zeigt der „Plansecur-Report: Finanzbranche 2021“, für den der Finanzdienstleister die Meinung seiner rund 100 angeschlossenen Berater einholte. Zwei Drittel gaben dabei an, dass sie die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) für die größte Herausforderung ihrer Branche halten.

Ein weiteres wichtiges Thema stellt die Digitalisierung in ihren unterschiedlichen Ausprägungen dar. So halten laut Umfrage drei Viertel der Finanzfachleute sogenannte „Silver Surfer“, also gegenüber der Digitalisierung aufgeschlossene Senioren, für eine immer wichtiger werdende Zielgruppe.

Die Hälfte der Finanzprofis ist außerdem davon überzeugt, dass künftig der Einsatz Künstlicher Intelligenz zur Verbesserung der Beratungsqualität beitragen wird. 54 Prozent vertreten die Auffassung, dass Fintechs in Zukunft an Bedeutung gegenüber dem klassischen Bankwesen gewinnen werden. Bei den Vertriebswegen für Finanzprodukte werde die Digitalisierung ebenfalls eine stärkere Rolle spielen, sind 38 Prozent überzeugt. Und über 80 Prozent der Befragten glauben, dass die Einstiegshürde für Verbraucher in ein Beratungsgespräch durch die Digitalisierung niedriger werden wird.

„Die Digitalisierung bietet für Finanzberater enorme Chancen“, ist auch Plansecur-Chef Johannes Sczepan überzeugt. „Über Apps und Videochats können Interessenten viel leichter einen Berater finden und Kontakt aufnehmen.“ Dass einmal künstliche Intelligenz die Beratung vollständig übernehmen könnte, befürchtet Sczepan nicht. „Menschen aus Fleisch und Blut sind als Ansprechpartner im Dschungel der digitalen Informationsüberflutung gefragter als je zuvor“, betont er. „Finanz- und Lebensplanung hängen oft eng zusammen. Und wer will schon sein Leben auf Algorithmen aufbauen?“

Mehrheit lehnt Honorarberatung ab

Über 90 Prozent der Berater werden eigenen Angaben zufolge von ihren Kunden zumindest teilweise als eine Art „Lebenslotse“ verstanden. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) führen laut Umfrage sehr persönliche Kundengespräche weit über bloße Finanztransaktionen hinaus. Daher werde ein enges Vertrauensverhältnis in Zukunft noch wichtiger werden als heute schon, glauben 94 Prozent der Befragten.

Plansecur hat im Rahmen der Umfrage auch das Thema Provisions- versus Honorarberatung hinterfragt. 62 Prozent der Berater plädieren „unbedingt“ für das Provisionsmodell, weitere 26 Prozent halten es für besser als den Honoraransatz. Das Argument: Leidtragende einer Abschaffung der Provisionsberatung wären in erster Linie Verbraucher mit einem geringen oder mittleren Einkommen, die sich selbst ein Honorar von wenigen Hundert Euro nicht leisten könnten.

Johannes Sczepan: „Das würde gerade die Menschen, die Hilfe etwa bei ihrer Altersversorgung besonders dringend benötigen, praktisch von der Finanzberatung abschneiden. Das wäre mit der politischen Forderung, die Menschen sollten sich selbst über die staatliche Rente hinaus auch privat um ihre Altersversorgung kümmern, unvereinbar“, so Plansecur-Chef Johannes Sczepan.

Interesse an Umweltschutz wächst

Und auch das förderte die Umfrage zutage: Umwelt- und Klimaschutz halten 46 Prozent der Finanzprofis für das herausragende Thema der Zukunft. „Immer mehr Anlegern ist es wichtig, dass ihre Investitionen nicht nur ökonomisch, sondern eben auch ökologisch durchdacht sind“, sagt Sczepan.

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Achim Nixdorf

Achim Nixdorf war von April 2019 bis Mai 2024 Content- und Projekt-Manager bei Pfefferminzia. Davor arbeitete er als Tageszeitungs- und Zeitschriftenredakteur mit dem Fokus auf Verbraucher- und Ratgeberthemen.

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