- Von Oliver Lepold
- 13.12.2022 um 09:39
Pfefferminzia: Warum wird Finanzbildung bis dato an deutschen Schulen kaum gelehrt?
Tom Robin Blaschke: Die Priorität wird oft noch nicht gesehen. Vielleicht trägt die aktuelle Krise dazu bei, dass man im Bildungsministerium aufwacht. Der Lehrplan hat definitiv Überarbeitungsbedarf bezüglich dieser Thematik. Wie Kapitalmarkt und Steuersystem funktionieren, wird nicht gelehrt, dafür der Satz des Pythagoras, der zumeist sehr wahrscheinlich völlig irrelevant ist für das weitere Leben.
Welche Finanzkenntnisse müssten Schüler mindestens haben, wenn sie ihren Schulabschluss machen?
Sie sollten das Steuersystem verstehen, welche Versicherungen in Deutschland Pflicht sind und welche zumindest notwendig, aber nicht obligatorisch sind. Den Zinseszinseffekt kennen viele aus dem Mathematikunterricht, aber dieser wird im Unterricht leider häufig nicht verbunden mit dem Kapitalmarkt gelehrt. Auf dem Wirtschaftsgymnasium hatte ich ein Fach Namens „Glück“, warum soll es kein eigenes Lehrfach „Finanzbildung“ geben oder zumindest in der Oberstufe als Seminarkurs? Man könnte dazu aber auch viel mehr praktisches Finanzwissen in Schulfächer wie Mathematik, Sozialkunde oder auch Englisch verpacken.
Wie sieht es an den Universitäten aus? Holen Studenten die Wissensmängel der Schule im Lauf des Studiums nach?
Kaum. Den Hochschulen ist der Wissensmangel zwar sicherlich bewusst, aber sie haben oft nicht die Ressourcen für entsprechende Angebote. Hier können Beratungshäuser oder Kooperationen mit Experten aus der Praxis Abhilfe schaffen. Über unsere Website oder auch die Hochschulinitiative Deutschland können sich Studierende in Webinare oder auch Präsenz-Workshops von MLP buchen. Die wirtschafts- und volkswirtschaftlichen Studiengänge haben zwar einen kleinen Vorteil, aber auch große Wissenslücken. Betriebswirte oder Wirtschaftsingenieure zum Beispiel, die bei uns nach ihrem Studium als Berater anfangen, starten auch nahezu bei null, wenn es um konkretes Fachwissen zu Finanz- und Versicherungsthemen geht.
Bietet MLP spezielle Finanzbildungsangebote für Studentinnen und Studenten an?
Wir sind das größte Beratungshaus für Akademiker in Deutschland. Wie andere MLP Berater auch treffe ich als Seminar- oder Webinar-Referent auf die Teilnehmenden, veranstalte mit ihnen beispielsweise einen Kurs zum deutschen Steuersystem und zur steuerlichen Absetzbarkeit des Studiums. Auf Wunsch kombinieren wir das auch mit Exkursen, wie beispielsweise welche Versicherungen jetzt im Studium schon Priorität haben sollten und welche erst später. Wir geben ihnen somit unmittelbaren Mehrwert mit. Wessen Interesse an einer eingehenden Finanzberatung geweckt wurde, kann sich nachgelagert dazu bei uns anmelden. Studierende beziehungsweise Akademiker benötigen auf lange Sicht ein anderes Beratungsspektrum und ein anderes Know-how. Sie haben aufgrund ihres hohen Einstiegsgehalts und somit auch hohen Steuersatzes ganz andere Möglichkeiten.
Um welche Produkte geht es hier in erster Linie? Das Budget ist ja oft noch schmal.
Zuerst einmal sollte man ein Zwei-Konten-Modell haben, bestenfalls kostenfrei und ein Vermögensdepot, auch wenn in den ersten Jahren nur kleine Beträge angelegt werden. Bei Versicherungen sollte möglichst frühzeitig alles abgeschlossen werden, wo ein späterer Abschluss nachteilig werden kann, wie zum Beispiel die Berufsunfähigkeitsversicherung und die Anwartschaft für eine mögliche, spätere private Krankenversicherung. Bei beiden Themen kann man den Gesundheitszustand somit frühzeitig einfrieren. Auch wenn die BU-Rente zunächst auf Grund von kleinem Budget noch gering ausfällt, lässt sich diese später zu bestimmten Anlässen hochfahren. Sichert man sich also diese beiden Absicherungen nicht frühzeitig, füllt sich die Krankenversicherungsakte mit der Zeit und erschwert einen späteren Abschluss. Das führt meist zu höheren Beiträgen, Ausschlüssen oder sogar Ablehnungen.
Wo finden Berater Zugang zur Zielgruppe Akademiker? Benötigen sie dazu selbst ein Hochschulstudium?
Jein. Ein Hochschulabsolvent, auch aus einem wirtschaftswissenschaftlichen Studiengang, der bei MLP als Berater beginnt, verfügt stets über weniger Know-how als jemand, der in derselben Zeit eine praxisorientierte Bank- oder Versicherungslehre absolviert hat. Duale Studienabsolventen aus der Bank- oder Versicherungsbranche klammere ich hier natürlich aus. Die Akzeptanz bei der Zielgruppe ist auch ohne Studium gewährleistet, wenn man die richtige Ansprache und Positionierung aufweist. Wichtig ist ein guter Online-Auftritt mit professionellem Berater-, LinkedIn und XING-Profil. Später gewinnt auch ein gut bewertetes Profil auf Ratingportalen wie WhoFinance an Bedeutung. Die direkte Ansprache über gebuchte Stände an der Uni ist übrigens auch eine Methode, die vor Corona üblich war. Aber wer eine überzeugende Online-Akquise-Strategie und Empfehlungsketten hat, ist heutzutage am erfolgreichsten aufgestellt.
Wie kritisch und wie treu ist die Zielgruppe?
Wenn man Akademiker einmal als Kunden gewonnen hat und einen guten, transparenten, zufriedenstellenden Job macht, behält man diese in der Regel ein Leben lang. Kundentreue und Empfehlungsfreudigkeit sind bei dieser Zielgruppe hoch. Gelegentlich verliert man vielleicht mal einen Mandanten, der dann von einem Berater unserer Branche innerhalb seiner Familie oder seines Freundeskreises betreut wird oder den man so sehr motiviert hat, dass er selbst in die Finanzberatung einsteigt, aber das sind wirklich Einzelfälle.
F. Peters
Vor 2 JahrenIn der Theorie hört sich das alles super an. Doch es ist immer wieder teils erschütternd, was MLP Kunden manchmal für hanebüchene Konstruktionen verkauft bekommen haben. Wenn sie das verstanden haben, war es das mit der Treue zur MLP..
Dass auf Schulen Finanzbildung stattfinden sollte, unterschreibe ich.
gretta
Vor 5 MonatenInteressanter Artikel über Finanzbildung für Akademiker! Als ich an meiner Arbeit schrieb, stieß ich auf den Begriff Interrater Reliabilität. Ich fand einen hilfreichen Artikel, der diesen Begriff und seine Bedeutung in der Forschung ausführlich erklärt. Ich empfehle ihn allen, die wissenschaftlich arbeiten.
2 Kommentare
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kommentierenF. Peters
Vor 2 JahrenIn der Theorie hört sich das alles super an. Doch es ist immer wieder teils erschütternd, was MLP Kunden manchmal für hanebüchene Konstruktionen verkauft bekommen haben. Wenn sie das verstanden haben, war es das mit der Treue zur MLP..
Dass auf Schulen Finanzbildung stattfinden sollte, unterschreibe ich.
gretta
Vor 5 MonatenInteressanter Artikel über Finanzbildung für Akademiker! Als ich an meiner Arbeit schrieb, stieß ich auf den Begriff Interrater Reliabilität. Ich fand einen hilfreichen Artikel, der diesen Begriff und seine Bedeutung in der Forschung ausführlich erklärt. Ich empfehle ihn allen, die wissenschaftlich arbeiten.