Sven Putfarken ist Geschäftsführer der MPV Finanzgruppe in Hamburg und des Instituts für Finanz- und Nachfolgeplanung IFNP. © Sven Putfarken
  • Von Oliver Lepold
  • 29.11.2023 um 11:34
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Wie kommen Finanzplaner mit den herausfordernden Marktbedingungen zurecht? Sven Putfarken vom Institut für Finanz- und Nachfolgeplanung (IFNP) gab anlässlich des Financial Planning Forum 2023 in Berlin Auskunft über Trends und drängende Kundenfragen.

Pfefferminzia: Welche Auswirkungen haben steigende Zinsen und die Inflation auf die Finanzplanung? 

Sven Putfarken: Mittlerweile können wir mit Zinsen fast wieder einen positiven Realzins erzielen. Letztes Jahr hatten wir bis zu 8 Prozent Inflation, kein Wachstum und schlecht laufende Aktien- und Anleihenmärkte. Das hatte einen großen Effekt auf die Finanzplanung, weil auch die Refinanzierung gerade für Immobilienportfolios wesentlich teurer wurde.

Unsere Kunden sammelten Cash an, um den Kapitaldienst für ihre Immobilien haltbar zu machen. Wenn jemand prolongieren muss, kann der Zinssatz zum Beispiel 50 Prozent höher als vor acht Jahren liegen, das wirkt sich natürlich auf die Annuität aus. Falls die Immobilie zuvor ausfinanziert war, ist sie das jetzt vielleicht nicht mehr. Dagegen muss man anarbeiten. Bei den Zinsen ist die Spitze des Eisbergs wohl erreicht, zumindest was Deutschland betrifft. Immerhin können Kunden nun wieder risikolos Geld parken.  

An die 4 Prozent sind nun auch wieder mit kurzfristigen Bankprodukten möglich. Inwieweit sind diese Angebote für Finanzplaner relevant? 

Sven Putfarken: Zum Parken kurzfristiger Liquidität sind diese Angebote phänomenal. Vor zwei Jahren haben wir händeringend Geldmarktfonds gesucht, damit der Kunde keinen Strafzins zahlen muss. Das Thema hat sich nun erledigt, denn Kunden können problemlos Geld für 3 Prozent drei Monate lang parken. Für Vermögensverwalter sind diese Bankprodukte aber uninteressant, weil sie nicht zum verwalteten Vermögen zählen. Daran wird nichts verdient, aber der Vermögensverwalter muss dem Kundenwunsch hier entgegenkommen.   

Welche Fragen und Anpassungswünsche kamen zuletzt von Ihren Kunden? 

Sven Putfarken: Gerade Kunden mit größeren Fonds- oder Aktienportfolios, die wir in der Vermögenverwaltung betreuen, haben sich Gedanken gemacht, was mit ihrem Geld passiert. Als Russland im Februar 2022 in die Ukraine einmarschierte, wusste niemand, wo es hingeht. Die Märkte haben kurz und heftig reagiert, ähnlich wie beim Start der Corona-Pandemie, aber nach wenigen Wochen interessierte das Ereignis am Kapitalmarkt kaum noch. Auf der anderen Seite belasten die hohe Inflation und die Zinsanpassung die Märkte nachhaltig. Tech-Titel werden abgestraft, weil man glaubt, dass sie in der Reinvestition Probleme bekommen, obwohl sie über viel Cash verfügen. Wir raten unseren Mandanten immer dazu, investiert zu bleiben. Zu verkaufen und das Kapital liegenzulassen führt in der Regel zu mehr Verlust. Wir konsolidieren derzeit auf hohem Niveau.  

Haben sich die grundsätzlichen Empfehlungen für den Vermögensaufbau oder für die Stellschrauben kurz vor Beginn der Rente geändert? 

Sven Putfarken: In den vergangenen Jahren hatten wir die Diskussion ,Dividende ist der neue Zins‘, eben weil es keinen Zins gab. Das schwingt nun wieder zurück. Wir schichten etwa für Menschen mit Retirement-Strategien um. Und zwar schwerpunktmäßig von Aktientiteln mit Dividenden in mittelfristige Anleihen, wo sich 4 bis 5 Prozent Rendite abschöpfen lassen und die Erträge an die Kunden ausgeschüttet werden. Wir müssen dort weiterhin flexibel bleiben und die Allokation breit streuen.  

Wie beurteilen Sie die Marktlage bei Immobilien in Deutschland?  

Sven Putfarken: Hier bildet sich langsam wieder ein erträgliches Niveau. Durch den Zinsanstieg haben sich die Faktoren für unsanierte Häuser wieder auf das 25- bis 27-Ffache reduziert – dort, wo es ein Angebot gibt. Allerdings haben die Mieten im Verhältnis zu den Zinsen noch nicht so stark nachgezogen. Der Zugang ist nicht für jeden da, der Käuferkreis ist kleiner. Insbesondere Cash-Käufer, also Menschen, die Liquidität gesammelt und abgewartet haben, haben nun Möglichkeiten, sich gute Renditen zu vernünftigen Kaufpreisen einzukaufen.  

Inwieweit haben Menschen mit weniger Einkommen auch Zugang zu einer Finanzplanung? 

Sven Putfarken: Es ist ein Paradox: Diejenigen, die Finanzplanung bräuchten, können sie sich meist nicht leisten und diejenigen, die es sich leisten können, brauchten diese eventuell gar nicht. Wir engagieren uns zu diesem Thema schon seit 15 Jahren. Wir haben zum Beispiel Pro-bono-Finanzplanung über das IFNP in Hamburg und Berlin angeboten, aber dafür gab es zu wenig Nachfrage. Wir appellieren an die Medien, sich mit den großen Unterschieden zwischen Finanzplanung und Vermögensplanung zu beschäftigen und zu verstehen, was Finanzplanung für den Kunden auf lang-, mittel- und kurzfristiger Ebene bewirkt. Mit der Nachfolgeplanung können wir auch für Menschen, die kein großes Vermögen besitzen, vieles strukturieren. Zum Beispiel bei Erbschaften, Krediten und Prolongationsmanagement.  

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Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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