Mit den Zinsen geht es aufwärts. Garantieprodukte profitieren davon aber nur langsam. © Freepik
  • Von Oliver Lepold
  • 30.01.2024 um 08:50
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Die steigenden Zinsen beeinflussen nun auch den Garantiezins für Lebensversicherungen. Was bedeutet das für die Altersvorsorge? Pfefferminzia fasst zusammen.

Durch die rasante Zinswende ist erstmals seit 1994 wieder ein Anstieg beim Höchstrechnungszins wahrscheinlich. Im November hat die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV), der Berufsverband der Versicherungsmathematiker, eine Erhöhung des Höchstrechnungszinses für Neuverträge ab 2025 von 0,25 auf 1,00 Prozent vorgeschlagen. Der GDV hat dies begrüßt. Die Erhöhung gilt in der Branche als sehr wahrscheinlich.

Christian Nuschele

Der Garantiezins wird folglich branchenweit steigen. Außerdem haben erste Versicherer bereits die Überschussbeteiligung für 2024 erhöht. Werden dadurch Garantieprodukte wieder attraktiver? „Nicht wirklich, der Trend zu Fondspolicen wird sich fortsetzen und sie werden trotz des Zinsanstiegs für viele Kundinnen und Kunden auch weiterhin erste Wahl in der Altersvorsorge sein“, erklärt Christian Nuschele, Vertriebsleiter der Standard Life in Deutschland.

Garantieprodukte profitieren nur sehr langsam von der Zinswende

Denn Lebensversicherer passen ihre Anlagestrategien sachte an den neuen Sachverhalt auf den Finanzmärkten an, insbesondere bei großen Wertpapierportfolios. Erst wenn bestehende, niedriger verzinsliche Anleihen fällig werden, kann dieses Kapital in neu emittierte Papiere mit höheren Zinsen umgeschichtet werden. Dieser Prozess erfolgt schrittweise, weil nicht alle Anleihen gleichzeitig ablaufen und um die großen Anlagevolumina sorgfältig umzuschichten.

Die Folge ist, dass sich die steigenden Zinsen nicht sofort auf die Renditen der Versicherungsnehmer auswirken, sondern erst allmählich spürbar werden. „Das bedeutet, dass ein Versicherungsvertrag im Deckungsstock vieler Versicherer noch einige Zeit eine Rendite unterhalb der derzeitigen Inflation erzielen wird“, betont Nuschele. Eine langfristige Anlage in eine fondsgebundene Versicherung mit qualitativ hochwertigen Fonds sorgt hingegen nach wie vor für einen starken Renditemotor für die private Altersvorsorge. Und Fondspolicen werden gerade in den vergangenen Jahren immer häufiger nachgefragt.

Anteil fondsgebundener Versicherungen am Neugeschäft steigt

Das untermauern die Zahlen aus der GDV-Statistik der letzten Jahre. So stieg der Anteil fondsgebundener Lebens- und Rentenversicherungen mit laufender Beitragszahlung am Neugeschäft der Branche von 8,3 (2020) über 13,5 (2021) bis auf 16,5 Prozent (2022) rasant an. Auch bei Versicherungen gegen Einmalbeitrag stieg der Anteil der Fondspolicen am Neugeschäft, und zwar von 2,9 (2020) über 5,2 (2021) auf 8,0 Prozent (2022).

Die zunehmende Beliebtheit der Fondspolicen bei Kunden und Vermittlern kommt nicht von ungefähr. Schließlich bieten Fondspolicen sehr gute Anlagemöglichkeiten mit einer breiten Palette von Fonds aus allen Anlageklassen. „Anders als bei der Direktanlage in Fonds sind Shiften und Switchen kostenfrei und steuerneutral möglich“, nennt Standard-Life-Vertriebsleiter Nuschele ein wichtiges Beratungsargument. Kunden können so sehr flexibel auf wechselnde Marktsituationen reagieren.

Anders als vor 30 Jahren bietet die Produktlandschaft zudem ein vielfältiges Angebot an Renditechancen-orientierten Fondspolicen. Sie verfügen statt einer teuren und renditeschmälernden Garantie über geeignete Sicherungsmechanismen, die Volatilität und Verlustrisiko minimieren. Dazu kommt: „Die hohe Flexibilität bei Zuzahlungen und Teilauszahlungen ist heutzutage ebenso wie die Wahl zwischen Rente und Kapitalauszahlung am Ende der Laufzeit Standard“, betont Nuschele ein weiteres Plus.

Festgeldanlagen eignen sich nicht für die Altersvorsorge

Angesichts der aktuellen Marktverhältnisse sollten Vermittler die Vorteile von Fondspolicen im Beratungsgespräch plakativ erläutern, denn nicht selten sind die Kunden derzeit den aus dem Boden schießenden und aktuell über der Inflationsrate verzinsten Tages- oder Festgeldanlagen der Banken zugeneigt. Doch diese Angebote zielen vornehmlich auf kurzfristige Anlagen – etwa für eine Notfallreserve – und dienen dazu, Neukunden zu gewinnen. Für eine langfristige Altersvorsorge eignen sie sich keinesfalls.

Ein weiterer Grund, der für Fondspolicen spricht, sind die überschaubaren Fonds-Kosten. Hier hat sich sehr viel in der Branche getan. Anlegern stehen Clean-Share-Klassen und institutionelle Anlageklassen der Fonds zur Verfügung, die für Privatanleger normalerweise nicht zugänglich sind. Auch der Anteil passiver Investments ist stark gestiegen.

Die Vorteile von Fondspolicen lassen sich zudem nicht nur bis zum Lebensalter von 67 Jahren nutzen, manche Angebote sind bis zum Lebensalter 100 abschließbar und eignen sich daher für die Ruhestandsplanung. Geeignete Auszahlpläne und die Möglichkeit einer individuellen steueroptimierten Vermögensübertragung inklusive.

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Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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