- Von Oliver Lepold
- 15.01.2025 um 14:16
Pfefferminzia: Wie beurteilen Sie die politische Lage in Deutschland? Aufgrund des Ampel-Aus werden nun ja einige wichtige Gesetze für die Branche nicht verabschiedet.
Sven Putfarken: Dass das Rentenpaket II nicht kommt, finde ich nicht schlimm, weil es mit der Festschreibung des Rentenniveaus auf 48 Prozent keine Lösung unseres demografischen Problems gebracht hätte. Wir haben einfach nicht mehr genügend arbeitende Menschen, die die Rentner finanzieren. Das staatliche Rentensystem kann in der derzeitigen Form nicht weiter bestehen bleiben. Das Altersvorsorge-Depot als Teil der Reform der privaten Altersvorsorge sollten wir nicht vorzeitig abschreiben. Friedrich Merz hat nun die Idee, das eventuell auch versicherungsseitig zu lösen. Das wäre ein interessanter, aber auch nicht neuer Ansatz. Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich diese Lösung von altbekannten Lösungen wie der Riester-Rente abhebt. Das Ganze in Version 2.0 ohne weitreichende Reformen wir meiner Meinung nach nicht wirklich benötigt. Es bleibt aber spannend!
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Wenn Sie entscheiden könnten, was würden Sie verändern?
Putfarken: Warum stellen wir die gesamte Altersvorsorge nicht einfach auf eine kapitalgedeckte Form um? Das wäre die beste Alternative. So wie das andere Länder auch gemacht haben. Zum Beispiel Norwegen, der Staatsfonds dort ist mittlerweile einer der weltweit größten Investoren. Wir waren gerade auf unserer internationalen Investmentkonferenz in den USA. Dort sind selbst die Fonds der Universitäten wie Harvard teilweise 50 Milliarden Dollar schwer, weil sie kapitalgedeckt und eben nicht umlagefinanziert sind.
Welche Auswirkungen hat das Ergebnis der US-Präsidentenwahl kurz- und mittelfristig auf die Märkte? Lassen sich Investmenttrends ableiten?
Putfarken: Nein, nicht wirklich. Was Donald Trump mit den Zöllen plant, soll dazu führen, dass bestimmte Konsumgüter vermehrt in den USA gebaut werden. Das heißt, Trump versucht, Arbeit zu importieren. Theoretisch führt dieser Ansatz aber zu mehr Staatsverschuldung und folglich dazu, dass der Dollar weicher wird. Auf der anderen Seite importieren die USA dann auch mehr volkswirtschaftliche Leistung und damit steigendes Lohnwachstum. Mehr Konsum heißt mehr Inflation. Und das bedeutet, die Zinsen müssten steigen und der Dollar stärker werden. Diese beiden gegenläufigen Szenarien zu sehen, wird spannend.
Wie sieht aktuell eine sinnvolle Anlagestrategie für die Altersvorsorge aus?
Putfarken: Das hängt vom Alter und dem Anlagehorizont des Mandanten ab. Früher gab es die Faustformel „100 minus Lebensalter gleich Aktienquote“. Das heißt, ein 40-Jähriger sollte 60 Prozent Aktienquote in seinem Portfolio haben. Ob das heute noch stimmt, hängt von den Risiken in den Märkten ab. Wir haben viele sehr gute Aktienjahre hinter uns, wissen aber nicht, ob das weiter so anhalten wird. Entscheidend ist am Ende des Tages, dass der Mandant eine echte Diversifikation in seinem Portfolio hat und zu große Volatilität vermeidet. Echte Diversifikation bedeutet, die Produkte in den Fonds – also die Einzeltitel – dürfen kein Kumul- oder Klumpenrisiko bilden. Das ist bereits mit zehn Fonds im Portfolio erreichbar und Aufgabe eines guten Finanzplans.
Welche Rolle spielen Versicherungsthemen auf dem Financial Planner Forum?
Putfarken: Standard Life ist als unser langjähriger Partner vertreten, ansonsten sind Versicherer leider unterrepräsentiert. Ich würde mir wünschen, dass die Versicherungswirtschaft uns offener gegenüberstünde. Viele dort denken noch immer, Financial Planning sei ein Bankenthema. Dabei ist die Risikoabsicherung für uns extrem wichtig. Dazu gehören Krankenversicherung und Arbeitskraftabsicherung. Solche Themen werden noch zu selten gespielt, dabei werden sie gerade von Finanzplanern sehr stark nachgefragt. Risiken zu vermeiden ist eine Kernaufgabe, nicht nur im Portfolio, sondern auch im täglichen Leben.
Gibt es einen Weg vom Versicherungsmakler oder -vermittler zum Financial Planner?
Putfarken: Das ist noch sehr ungewöhnlich. Ich bin diesen Weg gegangen, habe zunächst Versicherungen verkauft, dann studiert. 18 meiner 19 Studienkollegen kamen aber aus den Banken. Mittlerweile kenne ich mehr Finanzplaner mit Versicherungshintergrund. Es ist natürlich eine lange, teure Ausbildung zum Finanzplaner, aber es lohnt sich. Das Gesamtvermögen des Mandanten zu bearbeiten, ist genau das, was einem Vollblut-Berater richtig Freude macht, denn hier kann er wirklich effektive lebensbegleitende Entscheidungen treffen.
Wie groß ist das Potenzial für diesen lebensbegleitenden Beratungsansatz?
Putfarken: Es heißt ja immer, der Ansatz komme nur für vermögende oder ultravermögende Kunden infrage. Das sehen wir komplett anders! Finanzplanung ist Lebensplanung von klein auf. Das beginnt schon mit der Ausbildung oder dem Studium. Bisweilen sogar schon mit Absicherungspolicen für Grundfähigkeiten für Kinder. Das Potenzial ist riesig!
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