Peter Schwark, Geschäftsführer beim GDV © GDV
  • Von Oliver Lepold
  • 23.10.2019 um 12:11
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Peter Schwark, Mitglied der Geschäftsführung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), zur Überregulierung der Branche und zu einem Neustart für die Riester- und Rürup-Rente.

Pfefferminzia: Wie stehen Sie konkret zum Provisionsdeckel?

Peter Schwark: Wir sind grundsätzlich gegen den Provisionsdeckel. Aber gleichzeitig kommen wir als professioneller Verband nicht umhin, uns auch um Gestaltungsfragen zu kümmern. Letztlich geht es darum, dass wir den Vermittlern auch künftig eine auskömmliche Provision gewähren wollen. Qualitätskriterien sind denkbar, aber nicht in dem Maß und in der bürokratischen Ausgestaltung, wie sie derzeit vorgesehen sind.

Wo hakt es dabei?

Grundsätzlich ist es positiv, dass jedes Unternehmen, bezogen auf seine Vertriebswege, eigene Qualitätskriterien festlegen kann. Aber dass das im Prinzip immer notwendig ist, um auch nur eine marktdurchschnittliche Provision zu zahlen, führt zu einer absolut überflüssigen Bürokratie. Hier liegt das Problem in der praktischen Ausgestaltung.

Ist die Branche ausreichend reguliert oder muss man nachjustieren, eventuell auch Dinge zurückdrehen?

Wir haben mittlerweile ein Stadium der Überregulierung erreicht. Die Regulierung ist zudem nicht überall konsistent. Nehmen Sie als Beispiel die Produktinformation: Wir haben auf der einen Seite die Regulierung zu PRIIPs-– Packaged Retail Investment and Insurance Products – aus Europa. Auf der anderen Seite haben wir Informationsblätter bei den Riester-Verträgen über eine Produktinformationsstelle – beide verfolgen unterschiedliche Ansätze. Wir sind auf Basis der gegenwärtigen Regulatorik noch nicht einmal in der Lage, geförderte und nicht-geförderte Produkte vernünftig zu vergleichen. Es ist notwendig, diese Informationsvorschriften auf das notwendige Maß zurückzuschneiden.

Hieße das eine Entscheidung zwischen „Berliner“ Variante und „Brüsseler“ Variante?

Man sollte das Beste aus beiden Welten vereinen. Ein Beispiel: PRIIPs sieht vor, dass man die realistischen Kosten nimmt. Die Produktinformationsstelle Altersvorsorge fordert dagegen, dass auch fiktive Kosten angesetzt werden müssen, also das, was theoretisch an Kosten maximal anfallen kann. Beide Ansätze sind an der Stelle nicht konsistent. Man sollte die tatsächlichen Kosten verwenden. Das ist eine vermittelnde Lösung.

Was sollte man konzeptionell an der Riester- Rente ändern, damit sich die Verbreitung erhöht?

Wir haben seit 2001 insgesamt 16 Millionen Riester-Verträge und 8 Millionen zusätzliche Verträge in der Entgeltumwandlung gewonnen. Daher können wir mit der Verbreitung der privaten Altersvorsorge insgesamt zufrieden sein. Wir sind aber unzufrieden damit, dass die Zahl der Riester-Verträge jetzt stagniert. Das Verfahren ist überbürokratisiert. Wir haben ein Problem, was die Zulagenstelle anbetrifft: Dort wird erst ausgezahlt und dann geprüft – allein im Jahr 2017 hatten wir ungefähr 800.000 Rückforderungen von Zulagen. Das verärgert Kunden und Vermittler und verbrennt Geld. Unser Vorschlag: erst prüfen, dann auszahlen und gleichzeitig die Hauptursachen für Rückforderungen bekämpfen. Das ist zum Beispiel der förderberechtigte Personenkreis. Warum sagen wir demjenigen, der sich selbstständig macht, sein Vertrag kann nicht weiter gefördert werden? Das muss man jetzt endlich ändern.

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Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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