- Von Oliver Lepold
- 22.09.2021 um 14:45
Pfefferminzia: Warum sind Unternehmensanleihen derzeit eine attraktive Anlageklasse für Anleger?
Michael Heidinger: Anleihen werden von Unternehmen mit einer fixen Laufzeit und Zinssätzen an den Kapitalmarkt gebracht, um Kapital für Investitionen zu erhalten. Der Emittent muss nach Ende der Laufzeit den investierten Betrag zurückzahlen und in der Regel jährlich eine Zinszahlung leisten. Je länger die Anleihen laufen, desto höher ist dieser Zins, denn das Ausfallrisiko steigt mit zunehmender Laufzeit. Der Vorteil für Anleger: Anleihen können mehr Rendite erwirtschaften als Sparkonten, weisen aber geringere Risiken im Vergleich zu Aktien auf. Aktive Fondsmanager wie von abrdn erwirtschaften so attraktive Renditen mit besonders bonitätsstarken Emittenten.
,,Je jünger der Kunde, desto wichtiger ist die Beitragsbefreiung’’
„Das ungenutzte Potenzial der Wiederanlage ist riesig“
„Es gibt riesige Abgrenzungsprobleme im Markt“
Wie ist das Portfolio Ihres Anleihenfonds Global Corporate Bond Sustainable and Responsible Investment (SRI) aufgebaut?
Der SRI investiert zu mindestens 90 Prozent in Anleihen, fast ausschließlich aus dem Segment der Unternehmensanleihen aus aller Welt. Wir investieren ferner mindestens 80 Prozent in Anleihen mit Investment-Grade-Rating. Das sind Anleihen bester bis guter Bonität, die Anleger bedenkenlos kaufen können, da die Qualität des Schuldners auf termingerechte Zahlung geprüft wurde. Da aber auch die Rendite stimmen soll, könnenh bis zu 20 Prozent des Fondsvermögens in Anleihen ohne Investment-Grade-Rating investiert werden.
Welche Vorgaben müssen die ausgewählten weltweiten Unternehmensanleihen im Bereich erfüllen?
Das Management des Fonds orientiert sich an den Ergebnissen unserer umfangreichen Kreditanalyse sowie am globalen Nachhaltigkeitsansatz – Sustainable and Responsible Investment Corporate Bond Approach – von abrdn. Das bedeutet, dass der Fonds drei zentrale Merkmale erfüllen soll. Erstens streben wir einen CO2-Fußabdruck an, der niedriger ist als derjenige der Benchmark – also der des Bloomberg Barclays Global Aggregate Corporate Bond Index. Zweitens arbeiten wir direkt mit den investierbaren Unternehmen zusammen, um vorab einen Einblick in deren Management von ESG-Risiken und -Chancen zu erhalten und darauf mittelfristig aktiv Einfluss nehmen zu können. Drittens schließen wir Unternehmen mit nicht nachhaltigen Geschäftspraktiken aus. Bei der Auswahl von Unternehmen, in die investiert werden soll, stützt sich abrdn auf mehrere Ausschlusskriterien und die zehn Prinzipien des UN Global Compact. Das Ergebnis ist nachhaltig mit einer strengen Kontrolle bei überschaubarem Risiko.
Wie werden Ausschlüsse vorgenommen?
Zunächst durch eine Reihe binärer Ausschlüsse. Unternehmen mit kontroversen Geschäftsaktivitäten werden automatisch nicht berücksichtigt. Dazu zählen unter anderem Geschäfte mit umstrittenen Waffen (keine Beteiligung erlaubt), der thermischen Kohleförderung (maximal 5 Prozent Umsatz erlaubt) oder Geschäfte mit konventionellen Waffen oder Tabakproduzenten (jeweils maximal 10 Prozent Umsatz erlaubt). Wir nehmen aber auch aktive Ausschlüsse von Unternehmen vor, die aufgrund ihres Managements von ESG-Risiken innerhalb ihres Geschäfts schlecht bewertet werden. Hier kommen die drei Kriterien ESG House Score – mit einer Skala zwischen 0 und 100 –, Credit ESG Risk Rating und die Risikosektor-Klassifizierung zur Anwendung.
Haben Sie ein Beispiel?
Ein Unternehmen wird aus unserem Anlageuniversum ausgeschlossen, wenn es mit hohem ESG-Risiko eingestuft wird oder in einem Sektor mit mittlerem/hohem Risiko tätig ist und einen ESG House Score von unter 45 hat. In Unternehmen im mittlerem/hohem Risikosektor und einem Score zwischen 45 und 55 kann investiert werden, sie bleiben aber auf einer Beobachtungsliste, die wir laufend überprüfen und so die Unternehmen zu besseren ESG-Praktiken ermutigen.
Welche Holdings sind derzeit unter den größten Anlagepositionen im Global Corporate Bond SRI Fund vertreten?
Dazu gehören unter anderem Barclays, die Lloyds Bank, JP Morgan Chase & Co, Morgan Stanley und je zweimal die Bank of America und die Citigroup.
Warum sind die Bank of America und die Citigroup gleich zwei Mal vertreten?
Das bedeutet, dass das Fondsmanagement von beiden Unternehmen überzeugt ist und mehrere Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten und Coupons erworben hat. Im Fall der Citigroup ist das etwa eine Anleihe mit der Laufzeit bis 2042 mit 5,875 Prozent Zins und eine andere Anleihe bis 2026 mit 3,2 Prozent Zins. Anders als bei einem Aktienfonds muss das Management bei einem Anleihefonds stets die Qualität des Unternehmens und die Effektivität der Anleihe prüfen. Das Management muss stets neben dem Kreditrisiko auch das Zinsänderungsrisiko im Auge behalten.
Warum kann das problematisch sein?
Wenn der Marktzins steigt, sinkt der Kurs von Anleihen und umgekehrt. Zu welchem Zinssatz ein Unternehmen eine Anleihe ausgibt, hängt also von der Marktsituation und des Risikos des Unternehmens ab. Für Anleger sind Anleihen des gleichen Unternehmens mit höherem Zins bei unverändertem Risiko natürlich attraktiver. Will das Fondsmanagement wie im Fall unseres Fonds die Citigroup also stärker gewichten, müssen sie andere Anleihen verkaufen, die im Idealfall den aussortierten Emittenten eins zu eins abbilden. Eventuell müssen sogar noch andere Bonds im Portfolio im Gewicht erhöht werden, um nicht zu viel Gewicht in einzelnen Laufzeitbereichen zu haben. Fest steht für uns hier, dass sowohl die Citigroup als auch die Bank of America hoch im Kurs stehen. Das sieht auch Investment-Legende Warren Buffett so, der bei letzterer 2020 zum größten Anteilseigner wurde.
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