- Von Lorenz Klein
- 21.09.2023 um 12:32
Makler wollen sich stärker digitalisieren, benötigen dabei aber Unterstützung. Zu diesem Ergebnis kommt die neueste Trendstudie aus der Reihe „Digitalisierung im Maklervertrieb“, die das Beratungs- und Marktforschungsunternehmen Heute und Morgen veröffentlicht hat und zu der 300 Versicherungsmakler befragt wurden.
Denn oft ist es mit dem Digitalisierungsgrad in Maklerbüros noch nicht weit her, wenngleich die Branche zumindest die Notwendigkeit erkannt, hier stärker voranzukommen. Danach schätzt aktuell nur jeder dritte Makler den Digitalisierungsgrad des eigenen Maklerbüros als hoch ein. In den großen Maklerbüros trifft dies immerhin auf knapp jeden Zweiten zu.
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Das Maklerunternehmen der Zukunft – 3 Szenarien durchdacht
„Zugleich sieht der Großteil der Makler aber die Notwendigkeit, deutlich digitaler aufgestellt zu sein, um auch zukünftig erfolgreich im Vermittlermarkt zu agieren“, betonen die Autoren. Die Hälfte der Makler möchte ihren Digitalisierungsgrad daher in den kommenden Jahren deutlich steigern.
Doch offenkundig ist auch, dass dieser Weg von vielen Maklern nicht ohne Hilfe bewältigt werden kann – die Wunschliste an die Versicherer fällt entsprechend lang aus. Dabei finden sich auf dieser Problem-, pardon, Wunschliste auch viele klassische Themen, die offenbar auch im Jahr 2023 vielfach noch ungelöst sind. Dies betrifft laut Heute und Morgen „nicht nur allgemein die bessere Erreichbarkeit und Serviceorientierung der Maklerbetreuer, sondern speziell auch einen stärkeren Support im digitalen Bereich“ (siehe Grafik).
Das Problem mit den guten alten Schnittstellen
So stehen bei den Maklern „einheitliche digitale Schnittstellen und Systeme sowie ein verbesserter Datenaustausch“ weit oben auf dem Wunschzettel. Allein: Die Realität sehe oft so aus, dass die Makler „weiterhin ein großes Wirrwarr unterschiedlicher digitaler Systeme und Datenaustauschwege“ erlebten, wie die Marktforscher konstatieren. Normen wie BiPRO könnten hier ein Baustein zur Verbesserung sein. Dazu passt, dass auch die Qualität der vorliegenden Daten oft nicht optimal ist. Datensätze seien oft lückenhaft und erforderten aus Maklersicht einen hohen Nachbearbeitungsaufwand, wie die Autoren anmerken.
KI-Einsatz gerne, aber nicht für das das eigene „Hoheitsgebiet“
Während also die akuten Sorgen der Maklerschaft noch gar nicht hinreichend zerstreut wurden, steht schon die nächste Herausforderung vor der Tür: Künstliche Intelligenz (KI). Hier wissen die Studienautoren zu berichten, dass der Einsatz neuer KI-Lösungen bei den Befragten auf großes Interesse stößt – insbesondere, weil KI die Hoffnung weckt, sich endlich der leidigen Verwaltungsaufgaben zu entledigen – oder diese zumindest effizienter abzuarbeiten.
58 Prozent der Makler würden beispielsweise eine Spracherkennungssoftware nutzen, die telefonische Schadenmeldungen der Kunden protokolliert und den Makler automatisch auf fehlende Informationen oder Dokumente hinweist. Deutlich geringer ist das Maklerinteresse hingegen, wenn es darum geht, KI-Tools in der Kundenberatung einzusetzen. So könne eine KI beispielsweise eine kurze automatisch generierte Kundenprofilanalysen erstellen oder Vorschläge machen, wie Verkaufsgespräche erfolgreicher geführt werden können. 23 Prozent der Makler zeigten sich daran interessiert, die große Mehrheit sei hier aber skeptisch und betrachte dies offenbar als Eingriff in das eigene „Hoheitsgebiet“ der Kundenberatung, so die Autoren.
Auch interessant, wenngleich naheliegend: Jüngere Makler zeigen insgesamt ein größeres Interesse als ältere an digitalen und KI-basierten Lösungen zur effizienten und kundenzentrierten Ausrichtung der Beratungs-, Betreuungs- und Schadenregulierungsprozesse. Ohnehin gilt: Makler ist nicht gleich Makler. So stellen die Marktforscher klar, dass der Digitalisierungsgrad der einzelnen Maklerbüros sehr heterogen sei, wenngleich „insgesamt noch deutlich ausbaufähig“.
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„Vor allem die mittelgroßen Maklerbüros mit zwei bis vier Mitarbeitern wünschen von den Produktgebern Verbesserungen bei den digitalen Schnittstellen und in der Datenübertragung“, sagt Axel Stempel, Geschäftsführer bei Heute und Morgen. Denn oft verfügten die mittelgroßen Makler noch nicht über professionelle IT-Systeme wie die Großmakler. Sie stünden daher wegen ihres „hohen Mixes aus Direkt- und Poolanbindungen vor komplexen Anforderungen im digitalen Bereich“, resümiert Stempel.
Mehr Direktanbindungen an Versicherer
Stichwort Direkt- versus Poolanbindung: Insgesamt hat die Anzahl an Direktanbindungen der Maklerbüros an Versicherungsgesellschaften in den vergangenen Jahren zugenommen. 78 Prozent der befragten Makler haben nach eigenen Angaben aktuell eine Direktanbindung an mindestens einen Versicherer, im Durchschnitt sind es 12 Direktanbindungen. Bei 37 Prozent der Maklerbüros ist die Zahl der Direktanbindungen in den vergangenen Jahren gestiegen, insbesondere bei den großen Maklern und in mittelgroßen Maklerbüros. Hauptgrund dafür sei die direkte Kommunikationsmöglichkeit mit dem Versicherer und das schnelle Lösen von Problemen, so die Erklärung der Marktbeobachter.
Aber auch in puncto Services bei Annahmepolitik, Schadenabwicklung und Antragsprozess sehen die Makler Vorteile der Direktanbindung an die Versicherer. Lediglich in 11 Prozent der Fälle haben sich die Anbindungsquoten rückläufig entwickelt.
Seite 2: Welche Versicherer die meisten Direktanbindungen haben
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