- Von Andreas Harms
- 17.10.2024 um 12:25
So manchen dürfte das einigermaßen bekannt vorkommen: Deutschlands Rentensystem ist eher mittelprächtig. Das bestätigt nun einmal mehr die Unternehmensberatung Mercer. Sie prüfte im Rahmen ihres „Mercer CFA Institute Global Pension Index 2024“, wie es um die weltweiten Pensionssysteme bestellt ist.
Darin erreicht Deutschland zwar mehr Punkte als im Vorjahr, nämlich 67,3 von 100 (2023: 66,8 Punkte). Es rutschte aber im Ländervergleich vom 19. auf den 20. Rang leicht ab und bleibt im Mittelfeld. Die gesamte Liste enthält 48 Altersversorgungssysteme aus der ganzen Welt.
Und wer liegt vorn? Hier die Top-4-Länder, die jeweils das Rating A erhalten haben (Deutschland hat ein B):
- Niederlande (84,8 Punkte)
- Island (83,4 Punkte)
- Dänemark (81,6 Punkte)
- Israel (80,2 Punkte)
Was machen die Deutschen schlechter als diese Länder? Einen Eindruck gibt die Teilnote „Nachhaltigkeit“. Sie umfasst die Frage, wie zukunftssicher das System aufgestellt ist. Deutschland landet hierbei nur auf dem 33. Platz (45,8 Punkte) in der Rangliste. Ein wichtiger Grund ist das umlagefinanzierte System – die Jüngeren zahlen für die Älteren –, dem man bei Mercer keine sonderlich große Zukunft bescheinigt. Das liegt an der allseits immer wieder zitierten demografischen Problematik mit sinkenden Geburtenraten, überschaubarer Zuwanderung und steigender Lebenserwartung.
Rentenhöhe in Deutschland (noch) relativ gut
„Unser umlagefinanziertes Rentensystem gerät durch die Kombination aus niedriger Geburtenrate und steigender Lebenserwartung sowie steigender Kosten des sozialen Sicherungssystems immer mehr unter Druck“, sagt Michael Sauler, Leiter Wealth bei Mercer Deutschland. „Entsprechend steigt die Notwendigkeit von zusätzlichen, beitragsorientierten und nachhaltig finanzierten Pensionsplänen, wie sie die betriebliche Altersversorgung bieten.“
Beste Altersvorsorgesysteme der Welt – Deutschland verpasst Top 10
Deutsches Altersvorsorgesystem im oberen Mittelfeld
Deutschland hat das „angemessenste“ Altersvorsorgesystem
Immerhin schneidet Deutschland in Bezug auf die Rentenhöhen (Teildisziplin „Angemessenheit“) recht gut ab. Mit 81,1 Punkten erreicht es dort Platz 9 in der Wertung.
Tatsächlich finden die Mercer-Leute, dass vor allem die nichtstaatliche betriebliche und private Altersvorsorge der Schlüssel ist, um die Probleme zu lösen (also genau die Themen, die die Ampel-Koalition kräftig anpackt). Doch da lauert das nächste Problem: Anders als in anderen Ländern ist die betriebliche Altersversorgung (bAV) in Deutschland freiwillig. Und das, obwohl Arbeitnehmer inzwischen sogar ein Recht auf eine bAV haben.
3 Tipps, um das deutsche Rentensystem zu verbessern
Um das deutsche System zu verbessern, gibt die Mercer-Studie drei Tipps:
- Mindestrente erhöhen
- Kapitalgedeckte Beiträge in private Rentenpläne erhöhen, wodurch mit der Zeit das dortige Vermögen steigt
- bAV weiter verbreiten
Die Niederlande
Und wie sieht es vergleichsweise in den Niederlanden aus? Die landen bei der Nachhaltigkeit auf Rang 4 (81,7 Punkte). Zwei gravierende Unterschiede gibt es zu Deutschland:
- Die staatliche Rente ist pauschal und nicht an vergangene Einkommen gekoppelt.
- Die bAV ist „quasi obligatorisch“, wie es Mercer ausdrückt – und damit eben auch weiter verbreitet als in Deutschland. 90 Prozent der Arbeitnehmer bekommen eine.
Gleichwohl haben die Mercer-Analysten auch für den Spitzenreiter drei Tipps für ein (noch) besseres Rentensystem:
- Haushaltverschuldung verringern.
- Pflegerentenguthaben für Menschen, die kleine Kinder betreuen.
- Erworbene Leistungen der Mitglieder besser schützen.
Indien
Nun sehen wir aber auch mal nach, wer das schwächste System hat. Es ist Indien mit 44,0 Gesamtpunkten. Laut Mercer enthält es:
- Einkommensabhängiges Rentensystem für Arbeitnehmer.
- Öffentlichen Employee Provident Fund (eine Art Sozialversicherung)
- Zusätzliche von Arbeitgebern verwaltete Rentensysteme
Doch das alles scheint nicht wirklich für vernünftige Renten zu sorgen. Denn in der Teildisziplin „Angemessenheit“ erreicht Indien nur 34,2 Punkte – so wenig wie kein anderes Land. Auch dort gibt es Tipps von Mercer:
- Mindeststütze für die ärmsten Älteren einführen.
- Erhöhte Rentenabsprachen für nicht-organisierte Arbeitnehmer, was deren Vermögen mit der Zeit steigen lässt.
- Mindestzugangsalter einführen, damit die Leistungen für die Rente erhalten bleiben.
- Regulatorische Anforderungen an das private Rentensystem verbessern.
Der Bericht von Mercer liegt lediglich in englischer Sprache vor. Sie können ihn hier herunterladen.
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