Europaflaggen vor der Europäischen Kommission in Brüssel: Das neue IDD-Umsetzungsgesetz regelt, was im Versicherungsvertrieb künftig erlaubt ist – und was nicht. © dpa/picture alliance
  • Von Lorenz Klein
  • 07.05.2018 um 10:53
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Die Vermittlung von Versicherungsverträgen gegen Provision steht unter Druck. Viele Makler wagen sich aber (noch) nicht an eine Vermittlung gegen Honorar heran. Das sind die Hintergründe.

Doch wie ist es eigentlich um das Marktangebot für Nettotarife bestellt? Dieser Frage ging das Institut für Versicherungswirtschaft (IVK) Anfang 2016 in einer Studie nach. Demnach hatten 17 von 44 untersuchten Versicherern Nettotarife im Angebot. Dabei zeigte sich außerdem, dass der Marktanteil der Nettotarife gleichbleibend gering geblieben ist. So lag der Neugeschäftsanteil in der Lebensversicherung bei gerade einmal 3 Promille. Nachgefragt bei Wissenschaftler Matthias Beenken, der die Studie maßgeblich betreute: Wie bewertet er die Marktlage aus heutiger Sicht? „Ich habe noch keine Nachfolgestudie durchgeführt, vermute aber auch nach verschiedenen Rückmeldungen von Versicherern mit Nettotarifangebot, dass sich die Situation nicht grundlegend geändert hat“, sagt Beenken. „Der Absatz von Nettotarifen bleibt weiter eine seltene Ausnahme, das ganz überwiegende Neugeschäft wird mit Provisions-/Courtagetarifen gemacht.“ Er kenne nur einen, allerdings sehr kleinen Versicherer, bei dem dies anders sei, so der Versicherungsexperte.

Bringt die Allianz die Trendwende?

Gemeint ist der Versicherer Mylife, wo man sichtlich stolz darauf ist, den Kunden „als einziger Lebensversicherer in Deutschland ausschließlich echte Nettotarife“ anzubieten, wie das Unternehmen erklärt. In absoluten Zahlen gemessen, gehören die Göttinger in der Tat nicht zu den Dickschiffen im Markt, doch dafür fahren sie einen äußerst erfolgreichen Kurs: „Nach zuvor 45,5 Prozent Zuwachs im Jahr 2016 konnten wir im vergangenen Jahr unsere Beitragseinnahmen im Kerngeschäftsfeld Nettotarife um 82,1 Prozent auf 111 Millionen Euro steigern“, sagt Mylife-Chef Michael Dreibrodt. Ebenso erfreut zeigt sich Dreibrodt über den jüngsten Kurswechsel des allergrößten Dickschiffs: Die Allianz Deutschland verlautbarte Anfang März, im Jahresverlauf in allen Sparten Nettotarife einzuführen, „die den gesetzlichen Vorgaben für die Honorarberatung entsprechen“. Während der Marktführer bislang vor allem in der Sach- und Lebensversicherung provisionsfreie Tarife angeboten hat, wird dies künftig also auch auf die private Krankenversicherung zutreffen.

Mylife-Chef Michael Dreibrodt ist nach diesem „tollen Signal“ davon überzeugt, dass weitere Versicherer dem Beispiel folgen. Es ergebe schließlich für alle Beteiligten Sinn, findet der Manager: „Versicherer müssen keine Provisionen finanzieren, Finanzberater können die Höhe ihrer Vergütung selbst festlegen, und Kunden profitieren von einem breiten Angebot an kostengünstigen Nettoversicherungen.“

Auch Wissenschaftler Beenken rechnet mit einem Zuwachs – wobei sich dies aber auf die Lebens- und eventuell die Krankenversicherung konzentrieren dürfte, wie er sagt. „In der Schadenversicherung erwarte ich eine geringere Nachfrage der Vermittler und demzufolge auch ein geringeres Angebot, weil hier durchlaufende Vergütungen die Regel sind, bei denen Fehlanreize einer Abschlussprovision eher unwahrscheinlich sind.“

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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