- Von Oliver Lepold
- 24.04.2025 um 15:03
Eine spezielle Regel für Finfluencer hält Marktkenner Schmitt hingegen für überflüssig. „Statt ein neues Bürokratiemonster zu schaffen, sollte die Bafin lieber ihre Kontrollmechanismen verschärfen und bestehende Regeln konsequent anwenden. Wer Finanzprodukte bewirbt, fällt sowieso unter das Wertpapierhandelsgesetz.“ Er empfiehlt Finfluencern, die es ernst meinen, den Anschluss an ein Haftungsdach. „Das bietet ihnen rechtliche Sicherheit und schützt gleichzeitig die Verbraucher. So bleibt Transparenz erhalten, ohne die Finanzbranche mit unnötiger Regulierung zu ersticken.“
Das Problem ist in der Politik angekommen. So haben die Grünen ein Werbeverbot für Finfluencer gefordert. Sie schlagen eine europaweite Regel vor, die Teil der europäischen Verbraucheragenda 2025 bis 2030 werden soll. Der Bundesverband Influencer Marketing hat zwar den Vorstoß begrüßt, die Finanzbranche selbst hält jedoch wenig davon.
Werbeverbot für Finfluencer?
„Ein Verbot ist ja das schärfste Schwert und würde einer Grundrechtsprüfung unterliegen. Immerhin wäre das ein Berufsverbot und ein Verbot der freien Meinungsäußerung. Das ist sicherlich nicht der richtige Weg“, meint Stephan Busch, Wonnebergers Geschäftsführer-Kollege bei Progress Finanzplaner. Dass Finfluencer überhaupt solche Reichweiten und solchen Einfluss haben, zeige deutlich, dass die Aufklärung über Versicherer, Banken, Kapitalanlagegesellschaften und nicht zuletzt Vermittler nur unzureichend funktioniere. „Hier hat die Branche etwas verschlafen. Vor allem junge Menschen, aber eben nicht nur, suchen sich bei Finfluencern die Information auf die Weise, die sie sonst nicht erhalten. Das ist doch ein Armutszeugnis“, so Busch weiter.
Immerhin hat das EU-Parlament im Rahmen der Retail Investment Strategy (RIS) eine Definition von Finfluencern beschlossen und plant eine Regulierung des Berufsstandes. „Demnach sind Finfluencer natürliche oder juristische Personen, die eine kommerzielle Beeinflussungstätigkeit ausüben, indem sie ihre Popularität nutzen, um der Öffentlichkeit auf elektronischem Wege und gegen jede Art von Vergütung im Sinne von Artikel 2.5 der Delegierten Verordnung 2017/565 Inhalte mitzuteilen, die darauf abzielen, direkt oder indirekt Finanzprodukte oder -verträge zu bewerben“, zitiert BVK-Präsident Heinz, der die Initiative aus Brüssel begrüßt.
Brüssel will eingreifen
Die RIS plant, strengere Anforderungen an die Transparenz von Finfluencern einzuführen. Bezahlte Werbepartnerschaften und eigene finanzielle Interessen müssten dann offengelegt werden. „Finfluencer sollen verpflichtet werden, klarzustellen, ob es sich bei ihren Inhalten um Werbung, persönliche Meinungen oder Anlageberatung handelt“, so Wirth. Zudem könnte die RIS verlangen, dass Finfluencer ihre Qualifikationen und Erfahrungen offenlegen. „Die RIS könnte auch Regelungen zur Haftung von Finfluencern oder auch von den Unternehmen, für deren Produkte sie werben und die dafür bezahlen, für falsche oder irreführende Aussagen vorsehen. Dies würde die Verantwortlichkeit von Finfluencern und ihren Produktpartnern stärken und den Verbraucherschutz verbessern“, so Wirth.
Momentan befindet sich die RIS noch in den Trilog-Verhandlungen. „Aktuell beinhaltet der Vorschlag eine verbesserte Zurechnung der Handlungen von Finfluencern an Institute, wenn diese den Finfluencer vergüten“, weiß Bafin-Expertin Schwenke. Derzeit sei aber noch offen, welche Regelungen beschlossen werden und bis wann sie in nationales Recht umzusetzen wären.
Fazit
Klar ist: Finfluencer haben ihre Berechtigung im Markt. Vermittler können eine Menge von ihnen lernen. „Vermittler erfüllen ja alle Voraussetzungen der Regulierung und sollten eigentlich die natürlichen Finfluencer sein. Bei manchen in der Branche klappt das auch bereits. Finfluencer zeigen, wie man bestimmte Zielgruppen adressiert und Themen so aufbereitet, dass sie gern geschaut, gehört oder gelesen werden. Außerdem zeigen sie wunderbar, wie man das eigene Geschäftsmodell verbreitern und neue Ertragsquellen erschließen kann“, so Stephan Busch.
Somit sollte eine zielführende Regulierung von Finfluencern für mehr Rechtssicherheit und für ein konstruktives Miteinander in der Branche sorgen.

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