- Von Redaktion
- 06.10.2017 um 12:39
Pfefferminzia: Wieso verkaufen immer mehr Lebensversicherer ihre Bestände?
Axel Kleinlein: Der Verkauf von Kapitallebensversicherungen in ganz großem Stil hat jetzt gerade seinen Höhepunkt gefunden – renommierte Versicherungsgesellschaften beabsichtigen und prüfen, mehr als 10 Millionen klassische Lebensversicherungsverträge zu verkaufen.
Der Grund ist ganz einfach und tragisch für alle Verbraucher, die ihre Altersvorsorge vertrauensvoll in die Hände der Versicherungsunternehmen gelegt haben: Die Versicherungsunternehmen haben sich verkalkuliert und wollen die Versprechen ihrer gut verzinsten Altbestände nicht mehr erfüllen. Letztendlich ist das Geschäft mit der Kapitallebensversicherung für die Versicherer uninteressant geworden und faktisch tot.
Protektor-Bestand vollständig auf Viridium übertragen
Ergo prüft Verkauf von Victoria und Ergo Leben
Welche Versicherer einen Run-off für sich ausschließen
Was passiert bei einem Run-off?
Bei einem sogenannten Run-off verkaufen Lebensversicherungsunternehmen ihre Bestände an Investoren – auch ausländische Investoren aus China, den USA oder England. Wir befürchten, dass dadurch die Altersvorsorge von Millionen Menschen noch weiter an Profitabilität verliert. Die Versicherten werden jetzt zur Ware – oder mehr noch: zur Altlast – degradiert. Denn deren einziges Ziel ist es, möglichst viel Rendite zu erwirtschaften. Ein naheliegender Weg ist es, wenn er den Versicherten möglichst viele Überschüsse vorenthält und in die eigene Tasche steckt.
Wie sind Ihre Erfahrungen mit einem Run-off? Nutzen Sie gerne die Kommentarfunktion etwa auf Facebook oder schreiben Sie eine Email an karen.schmidt@pfefferminzia.de
Welche Folgen hat ein Run-off für Kunden? Was passiert etwa, wenn Kunden Fragen zum Vertrag haben, wie ändert sich der Service?
Wenn ein anderes Unternehmen die Verträge übernimmt, wird es auch künftig einen anderen Ansprechpartner für die Verträge geben. Da die Gewinnung von Neukunden keine Rolle mehr spielt, dürfte sich auch das Interesse an den Bestandskunden verringern, der Renditegedanke im Vordergrund stehen. Wir sehen den Service-Gedanken doch weit abgeschlagen.
Wie sieht es mit den Folgen für die Überschussbeteiligung aus?
Bei der Festlegung der Überschussbeteiligung steht bei den Versicherern auch immer im Mittelpunkt, die Produkte für den Vertrieb und das Neugeschäft attraktiv zu halten. Dies ist bei einem Run-off-Unternehmen grundlegend anders: Die Gewinnung von Neukunden spielt keine Rolle mehr. Die Investoren sind darauf aus, möglichst viel Rendite zu erwirtschaften. Und das geht vor allem dann, wenn Überschüsse vorenthalten werden – bis zur Grenze dessen, was die Gesetze zulassen. Fairness gegenüber den Kunden ist für die Unternehmen dann keine Option mehr. Folge: Noch weniger Geld für die Verbraucher.
Was passiert mit Zuzahlungen? Oder Nachversicherungsgarantien?
An vertraglichen Gegebenheiten wie den Nachversicherungsgarantien kann nicht gerüttelt werden. Was weitere Zuzahlungen betrifft – sind diese nicht garantiert, dürften sie wegfallen.
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