- Von Jens Lehmann
- 09.04.2020 um 11:50
Pfefferminzia: Was macht eine grüne Versicherung im Vergleich zu einer konventionellen aus?
Andreas Maul: Unsere „grün versichert“-Policen unterscheiden sich in drei Punkten von herkömmlichen. Wir garantieren den Kunden, dass ihre Prämien ausschließlich in nachhaltige Kapitalanlagen wie Ökofonds fließen. Im Schadenfall bieten wir eine Mehrleistung von bis zu 60 Prozent, wenn der Versicherungsnehmer für die Schadenregulierung nachhaltige Unternehmen beauftragt oder auf besonders umweltfreundliche Produkte setzt. Und wir pflanzen für jeden Neuvertrag einen Baum über die We-Forest-Foundation. Aktuell stehen wir weltweit bei knapp 40.000 Bäumen.
Wie sorgen Sie für Transparenz?
Maul: Die One Versicherung als unser exklusiver Produktgeber legt uns einen detaillierten Rechenschaftsbericht vor, was mit dem Geld der Kunden geschieht. Um zusätzlich Transparenz zu schaffen, informieren wir unsere Kunden auf unserer Internetseite, in welche Anlagen die Prämien fließen. Wir sind der erste Versicherungsmakler, der vom Deutschen Institut für Nachhaltigkeit zertifiziert wurde.
Welche grünen Versicherungen bieten Sie an, welche sollen noch kommen?
Maul: Aktuell haben wir Kfz-Haftpflicht-, Hausrat- und Privathaftpflichtversicherungen im Angebot. Wir arbeiten daran, das Portfolio deutlich auszubauen.
Oliver Lang: Im Lauf des Jahres werden weitere grüne Angebote wie Wohngebäude-, Unfall-, Tierhalterhaftpflicht- und Rechtsschutzversicherungen hinzukommen.
Wie wirkt sich das nachhaltige Konzept auf die Höhe der Versicherungsprämien aus?
Maul: Wir liegen im Schnitt zwischen 8 und 15 Prozent über den Tarifen für herkömmliche Policen. Anders ist das bei der Kfz-Haftpflichtversicherung. Unser Tarif kann dort sogar günstiger sein als konventionelle Versicherer. Bei Check24 standen wir schon mal auf Platz 5 oder 6. Im Kfz-Bereich planen wir aktuell ein neues Angebot für unsere Kunden.
Welches?
Lang: Wir bieten Versicherten in Kürze eine Kompensation für den CO₂-Ausstoß ihres Autos an. Die Höhe richtet sich nach der Jahreskilometerleistung, die wir ja aus dem Vertrag kennen. Wir schlagen die Abgabe auf den Preis auf und führen sie an die Non-Profit-Organisation Atmosfair ab. Sie investiert das Geld in Umweltprojekte und sorgt so für CO₂-Neutralität.
Sind Sie sicher, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Trend ist, der vorübergeht?
Lang: Nachhaltigkeit ist sicher keine kurze Modeerscheinung. Die Branche muss nachhaltig werden, um die Wünsche der Kunden erfüllen zu können. Es kann nicht sein, dass unsere Produkte, die physisch ja gar nicht existieren, die Umwelt belasten. Das wollen wir gemeinsam mit „grün versichert“ ändern.
Maul: Wir haben es nicht mit einem Trend zu tun, sondern mit einem grundlegenden Wandel. Ich habe etliche Versicherungsgesellschaften kennengelernt, die das noch immer nicht verstanden haben. Wenn Vorstände so denken, sitzen sie am falschen Platz. Die Zukunft der Versicherungsbranche ist grün.
Sehen das die Versicherungskunden genauso? Bei der Auswahl der passenden Police geht es doch immer noch zuerst nach Preis und Leistung…
Maul: Das war früher einmal so. Unserer Erfahrung nach zählen bei der Produktauswahl längst auch andere Kriterien. Vielen geht es inzwischen um die Frage, wie ökologisch ein Produkt ist. Die Leute wollen wissen, wohin ihre Prämie fließt. Darum hat sich Nachhaltigkeit zum echten Verkaufsargument entwickelt. Niemand will mit seiner Prämie indirekt Kinderarbeit, Waffengeschäfte, Menschenrechtsverletzungen oder Umweltzerstörung unterstützen.
Wie sieht Ihre Zielgruppe aus?
Maul: Unter unseren Kunden sind überdurchschnittlich viele Akademiker. Dazu gehören beispielsweise Lehrer, Geschäftsführer, aber auch Vereine und Betriebe fragen unsere Produkte nach. Vor ein paar Tagen hat sich ein Autozulieferer aus Hamburg über uns grün versichert. Auch viele Eltern melden sich bei uns und sagen: Wir möchten uns für unsere Kinder grün versichern. Das Thema Nachhaltigkeit ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Damit steigt auch ihre Bedeutung in der Versicherungsbranche.
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