- Von Oliver Lepold
- 10.04.2025 um 08:20
Pfefferminzia: Wie wirkt sich die Amtsübernahme von Donald Trump in den USA mittelfristig auf die Märkte aus?
Andrea Wehner: Bei Trump weiß man nie so recht, was kommt. Wenn er zu einem gewissen Grad seine Wahlversprechen wahr macht, wird er die Steuern senken. Das könnte sich positiv auf Konjunktur und Aktienmärkte auswirken. Die Strafzölle hingegen könnten die Inflation wieder nach oben treiben. Die Zentralbanken stehen dann vor dem Problem, ob und inwieweit sie die Zinsen weiter senken oder nicht. Die Märkte bewegen könnte auch Trumps Einwanderungspolitik. Sicher können wir von einer relativ hohen Volatilität ausgehen. Es sind auf jeden Fall spannende Zeiten, weil große Umwälzungen bevorstehen könnten, die sich auf die Finanzmärkte auswirken werden. Anleger sollten sich anschnallen.
Was erwarten Sie für die Leitzinsen im Euro-Raum?
Wehner: Der europäischen Zentralbank steht ein wenig mehr Spielraum zur Verfügung, weil die Wirtschaft im europäischen Raum nicht ganz so stark im letzten Jahr gewachsen ist wie in den USA. Hier könnte die EZB die Zinsen weiter senken, auch die Inflation ist ja schon zurückgekommen. Allerdings möchten die Zentralbanken der großen entwickelten Industrieländer in der Regel eher gemeinsam agieren. Das heißt, die EZB wird sich wahrscheinlich nicht zu weit von der US-Notenbank, der Fed, entfernen. Wir erwarten für 2025 – wenn überhaupt – eine Senkung bei der Fed und zwei Zinssenkungen bei der EZB.
Wie sollten sich Anleger in einem solch wackeligen Umfeld aufstellen?
Wehner: Anleger sind sehr gut beraten, auch über den Tellerrand jenseits von Aktien und Anleihen hinaus zu blicken. Warum nicht illiquide Anlagen beimischen, wenn jemand dafür offen ist? Bei Aktien sollten sie nicht alles auf US-Technologiewerte setzen und sich stattdessen in verschiedenen Regionen umschauen. Eine breitere Diversifikation ist in diesem Umfeld sicher sinnvoll. Dabei gibt es nicht die eine richtige Anlageempfehlung, jeder Anleger befindet sich in einer unterschiedlichen Situation. Diversifikation ist hier das große Schlagwort. In den vergangenen Jahren war es keine große Kunst, mit Aktien – vor allen Dingen mit Technologieaktien – sehr gute Erträge zu erwirtschaften. In einer sehr viel volatileren Welt hingegen wird die Beratung wieder wichtiger. Ich könnte mir auch vorstellen, dass künftig wieder mehr Anleger aktiv verwaltete Fonds favorisieren.

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Wie kann man denn mit fondsgebundenen Policen wirklich breit streuen?
Wehner: Fonds haben den Vorteil, dass sie meist kein zu stark konzentriertes Portfolio aufweisen. Die einzelnen Fonds sind bereits diversifiziert, aber in einem fondsgebundenen Versicherungsmantel können wir über verschiedene Fonds die Anlagen noch weiter streuen. Im Aktienanteil neben den USA auch Europa, vielleicht auch Schwellenländer und das gleiche auch auf der Anleiheseite. Es steht ein sehr großes Universum zur Verfügung und nicht jeder Fonds, der 2024 gut gelaufen ist, wird auch in diesem Jahr gut laufen. Um die Fonds als Anleger langfristig selbst auszuwählen, ist Expertise notwendig. Klar ist: Zu häufiges Umschichten verursacht Kosten. Hin und her macht Taschen leer.
Wie breit sollten Investments im Versicherungsmantel verteilt sein?
Wehner: Es kommt natürlich darauf an, in welche Fonds investiert wird. Eigentlich können Sie nicht zu weit diversifizieren. Wenn Sie aber zum Beispiel in US-Aktien investieren und dazu fünf Fonds nutzen, die mehr oder weniger das gleiche Konzept verfolgen, nützt das nichts. Für ein gut diversifiziertes Portfolio reichen in der Regel 20 Fonds. Im fondsgebundenen Versicherungsmantel dürfen es auch mehr Fonds sein, weil Sie als Anleger nur eine Verwaltungsvergütung zahlen. Dann spielt die Anzahl keine Rolle. Wenn Sie aber selbst ein Portfolio zusammenstellen, wird es teurer, je mehr Fonds Sie auswählen.
Wie setzen Sie so etwas konkret bei Aberdeen Investments um?
Wehner: Wir verfügen über unterschiedliche Strategien. Für den fondsgebundenen Versicherungsmantel bieten wir unsere myFolio-Reihe an. Das sind fünf verschiedene risikobasierte Modelle, die in einem festgelegten Volatilitätskorridor agieren. Die myFolio-Portfolios investieren aktiv in Fonds. Durch regelmäßiges Rebalancing stellen unsere Fondsmanager sicher, dass sich die einzelnen Portfolios stets innerhalb ihres jeweiligen Risikokorridors bewegen. Jeder Anleger sucht sich dann das Portfolio aus, das gemäß seines Risikoprofils am besten zu ihm passt. Letztlich funktioniert das für den Anleger wie in einer Vermögensverwaltung.

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