- Von Christian Müller
- 15.05.2017 um 16:00
Der Referentenentwurf zur Insurance Distribution Directive (IDD) ist kommuniziert und auch fast durch die Mühlen der Gesetzgebung gedreht. Viel Kommunikation, Aufregung, Widerspruch und auch Initiativen wurden gestartet. Nun ist es mal an der Zeit, eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen. Ob sich etwas getan hat – und was sich noch tun wird.
Auf der politischen Ebene – es ist Wahlkampfzeit – manifestiert sich in der Kommunikation das Bild, dass nur Honorarberatung und der Verbraucherschutz die glückselig machenden Mittel der Wahl sind.
„Gerade die freien Vermittler werden unter IDD besonders zu leiden haben“
Was kostet und was bringt ein Mitarbeiter im Maklerbüro?
„So gehen wir da nicht ran“
Faktisch ist die IDD brisant, da immer mehr Altersvorsorgeprodukte auf Fonds- und Wertpapierbasis aufgrund des Niedrigzinsumfelds angewiesen sind. Bereits Professor Hans-Peter Schwintowski hatte darauf 2014 zu Recht hingewiesen. Und wen interessiert es? Als einzige: die unbequemen Versicherungsmakler. Und was tat sich da? Seit Februar 2017 sind ein paar Wochen und Lesungen vergangen. Zeit eine Zwischenbilanz zu ziehen. Und noch spannender: Mit welchem greifbaren Ergebnis.
Gelaufen ist eine Online-Petition des Bundesverbandes der Sachverständigen für das Versicherungswesen (BVSV) mit über 5.000 unterzeichneten Personen. Respekt! Das ist schon bemerkenswert und hätte Auftakt einer veritablen Protestwelle werden können. Können!
Ran an die Bundestagsabgeordneten
Zahlreiche Makler sind aufmerksam geworden und haben aktiv ihre Bundestagsabgeordneten angeschrieben, um diese im laufenden Gesetzgebungsverfahren für die kritischen Punkte der IDD zu sensibilisieren. Das Spektrum reichte von fachlichen Anschreiben bis hin zu persönlichen Unterredungen mit den Bundestagsabgeordneten, wie der Großmakler Peter J.O. Bartz von BVM Bartz Versicherungsmakler in einer Facebook-Gruppe zu berichten weiß.
Ebenso fand ein Roundtable-Gespräch mit ausgewählten Maklerverbänden in Berlin statt – ein historisches Treffen wie es kommentiert wurde. Das als Ergebnis eine gemeinsame Erklärung der wichtigsten vier wichtigsten Forderungen umfasste. Ein Brief an die Politik.
Chance vertan, sich verbandsübergreifend zu organisieren
Bemerkenswert dabei ist das Ergebnis, dass der BVK als Teilnehmer dieses Papier nicht ratifizierte. Begründung ist „sich Gesprächskanäle nicht zu verbauen.“ Die historische Chance, sich verbandsübergreifend zu organisieren? Verpasst.
Gemeinschaft für eine Berufsgruppe sieht für mein Verständnis anders aus. Sowohl in der Findung von Standpunkten als auch der nachgelagerten Kommunikation im Feld sowie einer sinngebenden Regelkommunikation zwischen den einzelnen Verbänden. Schade, Chance vertan, wohlwissentlich dass kein Verband allein die Schlagkraft besitzt, um auch nur ansatzweise eine Bewegung in Berlin zu initiieren oder gar Gehör zu finden.
Ein Hinweis an die Verbandspitzen: Um ein Umdenken bei anderen zu bewirken, ist es einfach förderlich, die Medizin zunächst bei sich selbst auszuprobieren. Dass es anders funktioniert, machen die Gewerkschaften mit dem DGB Dachverband vor. So könnte es auch im Finanzdienstleistungsbereich sein – das wäre zumindest ein Hebel mit deutlich mehr Umsetzungskraft. Ein Bild für die Zukunft? Realistisch? Utopisch? Das sollten die Verbands-Mitglieder mal ihre Verbandsspitzen fragen, wie es hier weitergehen kann.
Doch widmen wir uns nun einmal den Kernpunkten des als „historisch“ titulierten Positionspapiers. Haben diese Punkte wirklich Brisanz? Oder gibt es weitere Punkte der IDD, die man nicht auf dem Radar hat und die weitaus mehr Sprengkraft haben?
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