Drei Rentner sitzen auf einer Bank: Der Darstellung des BdV, dass deutsche Lebensversicherer vor der Pleite stünden, widerspricht der Branchenverband GDV nun. © picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann
  • Von Karen Schmidt
  • 14.07.2020 um 10:18
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Ein Viertel der deutschen Lebensversicherer habe Probleme mit der Solvenz – so lautet ein Ergebnis einer Untersuchung der Solvenzberichte der Versicherer durch den Bund der Versicherten. Der Branchenverband GDV hält nun dagegen. Die Solvenzlage sei nachweislich besser, als in der BdV-Studie dargestellt. Auch die ersten Versicherer melden sich zu Wort – und prüfen rechtliche Schritte.

Eine Untersuchung der Verbraucherschutzorganisation Bund der Versicherten (BdV) in Zusammenarbeit mit dem Analysehaus Zielke Research Consult kam jüngst zu dem Ergebnis, dass 22 von 84 untersuchten Lebensversicherern entweder eine zu geringe Solvenz oder eine negative Gewinnerwartung hätten (wir berichteten).

„Versicherungsunternehmen müssen das Eigenkapital stärken, ohne wieder in die Taschen der Versicherten zu greifen“, kommentierte BdV-Chef Axel Kleinlein das Ergebnis. „100 Milliarden aus Kundengeldern sind genug, jetzt sind Unternehmen und Aktionäre selber dran.“ Die Unternehmen müssten jetzt eine professionelle und angemessene Kapitalanlage sowie Kalkulation angehen und sich dabei „den Versäumnissen der Vergangenheit stellen“, so Kleinlein weiter.

Der Branchenverband GDV will diese Kritik nicht auf sich sitzen lassen. „Die Solvenzlage deutscher Lebensversicherer ist nachweislich besser, als vom Bund der Versicherten und von Zielke Consult dargestellt“, heißt es in einer Stellungnahme zum Thema. Der Verband hält auch andere Kernaussagen und die Methodik der Untersuchung in wesentlichen Punkten für „fragwürdig“.

Maßgeblich für die Solvenzsituation seien die gemeldeten Solvenzquoten, die das Verhältnis aus anrechenbaren Eigenmitteln zu Kapitalanforderungen (SCR) ausdrückten. „Alle deutschen Lebensversicherer haben eine Quote über 100 Prozent, kein Unternehmen ist also pleite“, betont der GDV in der Stellungnahme. Die Quoten lägen zum Stichtag 31. Dezember 2019 im Mittel bei 387 Prozent (254 Prozent ohne Übergangsmaßnahmen) und damit weit über dem von der Aufsicht geforderten Niveau.

Kennzahl „Gewinnerwartung“ sei irreführend

Die von den Verbraucherschützern definierte Kennzahl „Gewinnerwartung“ habe kaum Aussagekraft, so der GDV weiter. „Die Bezeichnung ist zudem irreführend, da die Kennzahl keine Aussage zu künftigen Gewinnen der Gesellschaft erlaubt.“ Die zugrunde gelegten EPIFP („Bei künftigen Prämien einkalkulierter Gewinn“) seien eine technische Kennzahl aus Solvency II. Sie gebe an, welcher Teil der in den Modellen ermittelten künftigen Gewinne den künftigen Prämienzahlungen zugeordnet werden könne.

„Der Wert ist bereits in den Eigenmitteln berücksichtigt. Der Unternehmensgewinn und die Überschussbeteiligung für die Versicherten werden auch weiterhin nach der handelsrechtlichen Bilanzierung ermittelt“, schreibt der Verband. Im Branchenmittel würden die Versicherten zu über 95 Prozent an den Kapitalerträgen, Risiko- und Kostengewinnen der Lebensversicherer beteiligt.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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