Julia Palte ist Partnerin bei der Unternehmensberatung EY Innovalue. © EY Innovalue
  • Von Lorenz Klein
  • 21.07.2020 um 13:00
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lesedauer Lesedauer: ca. 03:15 Min

Die Unternehmensberatung EY Innovalue erwartet einen Rückgang der registrierten Versicherungsmakler um 18 bis 23 Prozent bis zum Jahr 2025. Bei den gebundenen Vermittlern wird der Schwund sogar auf 30 bis 34 Prozent taxiert. Zugleich rechnen die Autoren mit erheblichen Markteinbußen im Versicherungsneugeschäft infolge der Corona-Pandemie.

Immerhin erwartet EY Innovalue in der Biometrie eine Seitwärtsbewegung und mittelfristig Zugewinne aufgrund eines höheren Risikobewusstseins.

Für die private Kranken-Vollversicherung sehen die Autoren hingegen schwarz. „Das Vor-Krisen-Niveau dürfte auch bis 2025 nicht erreicht werden. Gründe sind eine geringere Wechselbereitschaft in die PKV sowie mehr Insolvenzen und weniger Eintritte in die Selbstständigkeit“, heißt es. „Auch reduzierte Beratungsmöglichkeiten und ein beschleunigtes Ausscheiden abschlussorientierter Vermittler“ schlage sich in der rückläufigen Neugeschäftsentwicklung nieder.

Wie kann die Branche gegensteuern?

„Die Versicherer sollten sich Transparenz über die Marktentwicklung verschaffen und Szenarien erstellen, die auf dem eigenen Portfolio basieren“, empfiehlt EY-Partnerin Palte. „Ziel ist es, die Auswirkungen auf die Vermittler zu verstehen und Maßnahmen zur Neugeschäfts- und Bestandssicherung abzuleiten. Außerdem muss überprüft werden, welche Risiken die Unternehmen bereit sind, in ihr Portfolio zu nehmen.“

Zudem müssten die Versicherer ihre mittel- bis langfristigen Strategien überarbeiten. „Das betrifft die Portfolio-Zusammensetzung ebenso wie die Digitalisierungsstrategie. Auch die Risikoprofile der Kunden-Zielgruppen müssen neu bewertet werden und gegebenenfalls neue Produkte und Services entwickelt werden“, resümiert Palte.

Und was steht dem Gewerbegeschäft bevor?

Im Firmenkundengeschäft könnte der Rückgang laut EY vier bis sechs Prozent betragen. Sofern es in 2021 nicht zu weiteren einschneidenden Shutdowns komme, könnte demnach ab 2025 das bisherige Geschäftsniveau wieder erreicht oder sogar überschritten werden. „Die Einflussfaktoren sind hier differenziert zu sehen“, so die Autoren. „Neben einer Marktverkleinerung durch weniger Neugründungen und zunehmenden Insolvenzen dürften Branchen wie zum Beispiel Gastronomie und Tourismus zusätzlich durch Prämienrückgänge bei umsatzabhängigen Policen betroffen sein.“

Generell seien die Bereiche Luftfahrt, Automotive und Tourismus nachhaltiger geschädigt als beispielsweise Medizintechnik, IT oder Telekommunikation. Und: Mittelfristig erwarten die EY-Innovalue-Experten einen härter werdenden Markt, insbesondere in der Kredit- und Kautionsversicherung.

Zur Methodik der Studie

EY Innovalue hat laut eigenen Angaben in zwei Szenarien die Auswirkungen der Krise auf Bestand und Neugeschäft modelliert und Handlungsempfehlungen für Versicherer und Vertriebe abgeleitet. Basis ist die erwartete Branchen- und BIP-Entwicklung ohne Einfluss von Covid-19.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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