- Von Juliana Demski
- 02.11.2018 um 16:46
„Die Altersvorsorge in Deutschland wird neben der gesetzlichen Rente zum überwiegenden Teil von Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen getragen. Als Aufsichtsbehörde sehen wir seit Jahren, dass diese Unternehmen von der Niedrigzinsphase besonders betroffen sind“, sagt Frank Grund, Exekutivdirektor Versicherungsaufsicht bei der Bafin, in einem Gespräch mit dem Bafin-Journal.
Riester- und Rürup-Renten – eine Bestandsaufnahme
„Versorgungsträger und Versicherte werden entlastet“
Auch beim Provisionsdeckel überschreitet die Behörde ihren Aufgabenbereich
Die hohen Garantien, die Kunden erwarteten, könnten die Unternehmen heute nicht mehr so leicht erwirtschaften. „Zudem sind im Lebensversicherungssektor viele neue Formen von Altersvorsorgeprodukten entstanden. Sie haben oft gemeinsam, dass sie das Kapitalanlagerisiko zumindest teilweise auf den Kunden übertragen.“
Das Bafin-Journal wollte zudem wissen, wie es um die Anbieter der betrieblichen Altersvorsorge stehe. Grund beteuerte daraufhin, dass die Anbieter gut aufgestellt seien – dank hoher Solvenzraten und stabiler Trägerunternehmen.
Auf die Frage, wie sehr die Branche das Anfang 2018 frisch eingeführte Betriebsrentenstärkungsgesetz nutzt, antwortete Grund:
„Wir haben in vielen Gesprächen ein deutliches Interesse bei Lebensversicherern, Pensionskassen und Pensionsfonds als möglichen Anbietern festgestellt, ebenso auf Seiten der Tarifparteien.“ Dennoch sei bislang aber noch kein Tarifvertrag über die reine Beitragszusage zustande gekommen.
Ganz im Genenteil stehe die Einführung des Pepp, eines europaweiten Altersvorsorgeprodukts, hierzulande noch in weiter Ferne. Grund ergänzte in Interview folgendes: „Mir erscheint es besonders wichtig zu betonen, dass das Pepp ein Altersvorsorgeprodukt bleibt. Der Aspekt einer lebenslangen Rentenzahlung sollte deutlichen Vorrang gegenüber der Auszahlung eines Sparbetrags auf einen Schlag haben.“
Auch das Thema nachhaltige Investments spielt laut Grund eine immer wichtigere Rolle. „Langfristige Investments sind für Versicherungsunternehmen vornehmlich dann sinnvoll, wenn sie auch langfristige Verbindlichkeiten in ihrer Bilanz haben.“ Wichtig für Versicherer sei aber auch, dass das richtige Risikomanagement im Fokus bleibt.
Eine weitere Frage des Bafin-Journals war, ob die Behöre gute Erfahrungen mit den versicherungsaufsichtsrechtlichen Anforderungen an die IT (VAIT) gemacht habe.
Die Antwort: Es sei sowohl gute als auch schlechte Resonanz gekommen. Frank Grund: „Das zeigt das Spannungsfeld zwischen fortschreitender Digitalisierung in den Unternehmen und dem Erfordernis, dafür dann auch eine wirksame Governance vorzuhalten.“ Und weiter: „Der Dialog zwischen Aufsicht und Branche hat zu erhöhter Sensibilität bei allen Beteiligten geführt, zugleich das Verständnis geschärft und war daher sehr wertvoll. Die gesammelte Erfahrung wird den Unternehmen den Umgang mit den VAIT künftig sicher weiter erleichtern.“
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